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Hengel, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1984, 3. Abhandlung): Die Evangelienüberschriften: vorgetragen am 18. Oktober 1981 — Heidelberg: Winter, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.47814#0031
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Die Evangelienüberschriften

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handel62, in der wissenschaftlichen Diskussion und in öffentlichen
Bibliotheken63, insbesondere in der hellenistischen Zeit. „Die Titel-
gebung ist vorrangig eine Angelegenheit der literarischen Rezeption
und Kommunikation, weshalb sie nicht selten durch das 'Publikum’
erfolgt“64. In den Bibliotheken mußten darum auch zahlreichen älte-
ren Werken sekundäre Titel beigelegt werden. Ohne nähere Kennzeich-
nung war ein Buch nicht zugänglich und nicht zitierbar. Doppel- und
Mehrfachbenennungen waren dabei nicht selten. So wurden die plato-
nischen Dialoge in der Regel nach den Gesprächspartnern bezeichnet,
daneben fügte man oft einen Hinweis auf den Inhalt hinzu, der sich
teilweise verselbständigte (Φαίδων - περί ψυχής; Φαιδρός - περί
καλού)65.
„Sachtitel“ zur Unterscheidung der Schriftrollen und Kennzeich-
nung ihres Inhalts finden wir selbst in der großen Bibliothek der Es-
sener von Qumran, dort zumeist noch ohne Verfassemamen66.
62 T. Kleberg, Buchhandel und Verlagswesen in der Antike, 31969 (1967); H. Wid-
mann, Herstellung und Vertrieb des Buches in der Antiken Welt, Archiv für
Geschichte des Buchwesens 8 (1967) Sp. 540-640; ders., Geschichte des Buch-
handels vom Altertum bis zur Gegenwart I, 21975, 1-23.
63 Zu den Bibliotheken im Altertum s. außer der o. Anm. 60 genannten Literatur
C. Wendel, Artk Bibliothek RAC 2, 1954, Sp. 231-274 und jetzt grundlegend
für die hellenistische Zeit: R. Blum, Kallimachos und die Literaturverzeichnung
bei den Griechen, in: Archiv für Geschichte des Buchwesens 18 (1977) Sp. 1-360;
E. Plümacher, Artk Bibliothekswesen (Antike) 2,1, TRE 6, 1980, 413-415. Zu
den altkirchlichen Bibliotheken s. H. Leclercq DACL 11,1 1910, Sp. 842-904;
J. Scheele, Buch und Bibliothek bei Augustinus, Bibliothek und Wissenschaft 12,
(1978) 14-114; G. Kloeters, Buch und Schrift bei Hieronymus, Diss. phil. Münster,
1957, 162-169. Eine monographische Behandlung des altkirchlichen Buchwesens
und der Bibliotheken wäre ein dringendes Erfordernis.
64 C. W. Müller, op. cit. (Anm. 60 ) 628f.
65 Zum Doppel- (bzw. Mehrfach-)Titel s. H. Zilliacus, op. cit. (Anm. 60) 38ff; Nach-
manson, op. cit. (Anm. 60) lOff. Er konnte vom Autor bewußt gewählt sein, so
bei Lukian und Philo; oder einfach auf Nachlässigkeit beruhen, doch in der Regel
stammt er aus verschiedenartiger Benennung von Schriften an verschiedenen
Orten und zu verschiedenen Zeiten. S. dazu auch E. Nachmanson, op. cit. 6ff. 12
(zu Platon): „Oft blüht eine reiche Variationsflora“. Große Autoren wie Aristoteles
oder auch Galen (s.u. Anm. 67 vgl. Hippolyt o. Anm. 57) konnten dieselben
Werke ihrer Feder u.U. mit verschiedenen Titeln zitieren. Vgl. auch C. Wendel,
Buchbeschreibung (Anm. 60) 30ff. Zur späteren Entwicklung des Doppeltitels s.
A. Rothe, Der Doppeltitel. Zu Form und Geschichte einer literarischen Kon-
vention, AAMz 1969, 10.8ff.
66 Herr Kollege Stegemann, Göttingen, war so freundlich, mich über den kompli-
zierten Sachverhalt in Qumran aufzuklären. Bei den dortigen Rollen finden sich
an Anfang und Ende noch keine fnscriptio oder Subscriptio, doch erscheinen
 
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