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Hengel, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1984, 3. Abhandlung): Die Evangelienüberschriften: vorgetragen am 18. Oktober 1981 — Heidelberg: Winter, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.47814#0043
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Die Evangelienüberschriften

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tritt und auf ganz feste Schreibgewohnheiten hinweist, die in einem
klaren Gegensatz zu den jüdischen Schreiberregeln wie auch zur li-
terarischen Buchproduktion für den Buchhandel stehen. Drei Punkte
sind hier hervorzuheben:
1. Schrieben sie von Anfang an - im Unterschied zur sonstigen
zeitgenössischen Buchproduktion - sowohl bei den alttestamentlichen
Texten wie bei den Evangelien nicht wie zunächst noch allgemein
üblich auf Rollen, sondern auf Codices. Vermutlich waren die spezi-
fisch christlichen Texte von Anfang an auf Codices geschrieben. Die
Heftform des Codex war einfacher zu handhaben, billiger in der
Herstellung und konnte von den christlichen Missionaren auf Reisen
leichter mitgefuhrt werden. Schon den Paulusbriefen wurde m.E. aus
praktischen Gründen die Form eines Codex gegeben. Wahrscheinlich
wurde diese Briefgestalt für umfangreichere Briefe von Caesar für
seine Berichte an den Senat eingeführt, wie Sueton, der als Sekretär
Hadrians Zugang zu den staatlichen Archiven hatte, fachkundig be-
richtet: „Es haben sich auch Briefe von ihm an den Senat erhalten,
die er, wie es scheint, als erster auf einzelne Seiten in Form eines
Notizbuches schrieb (quas primum uidetur ad paginas et formam
memorialis libelli conuertisse), während vorher die Konsuln und
Heerführer sie nur auf quer beschriebenem Papyrusbogen gesandt
hatten“97. Die neue „Buchform“ ist so zunächst aus ganz praktischen
Erwägungen entstanden.
als viele Texte in Massenproduktion hergestellt wurden) - ihre Texte in der Regel
nicht nach Gruppen- bzw. Fremddiktat, sondern als Einzelabschreiber angefertigt.
Dabei wird freilich das Selbstdiktat das übliche gewesen sein, s. dazu A. Dain, Les
Manuscrits, 1949, 21964, 40-45 und kritisch ergänzend dazu Klaus Junack, Ab-
schreibepraktiken und Schreibgewohnheiten, in: New Testament Textual Criticism,
its Significance for Exegesis. Festschrift B. Μ. Metzger, 1981, 277-295. Auch die
„mehr als 7 Stenographen, die sich zu bestimmten Zeiten ablösten“ und die „nicht
geringe Zahl der Reinschreiber samt den im Schönschreiben geübten Mädchen“,
die für Origenes von dem reichen Gönner Ambrosius bezahlt wurden, bilden eine
einzigartige Ausnahme (Euseb, h.e. 6,23,2). Im 2. Jh. ging es gewiß wesentlich
karger zu. Zur Einzelabschrift und der Gefahr der Verfälschung s. die Beschwörung
des Irenäus in seiner antivalentianischen Schrift „Über die Achtzahl“ bei Euseb,
h.e. 5,20,2.
97 Zum Codex s. außer der unter Anm. 96 genannten Literatur E. G. Turner, The
Typology of the Early Codex, 1977. Nach C. H. Roberts/T. C. Skeat, op. cit.
37, vgl. 38-44, beträgt der Anteil der Codices bei den literarischen griechischen
Texten auf Papyrus im 1. Jh. n.Chr. 0%, im 2. Jh. 2%, im 2./3. Jh. 1,5%, im 3. Jh.
4,5% (37), von den elf christlichen biblischen Papyri aus dem 2. Jh. haben dagegen
alle Codexform (40f.). Hinzu kommen noch das apokryphe Evangelienfragment
 
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