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Martin Hengel
2. Wurden bei den christlichen Schreibern Begriffe wie Gott,
Herr, Jesus und Christus u.a. durchweg als Nomina sacra, d.h. nur
in abgekürzter Form mit dem Anfangs- und Endbuchstaben geschrie-
ben und durch einen Strich darüber für den Vorleser hervorgehoben98.
3. Waren sie keine berufsmäßigen Kalligraphen, sondern zumeist
einfache Dokumentenschreiber, die in ihrer freien Zeit für den Eigen-
bedarf der Gemeinden arbeiteten99.
In allen drei Punkten unterscheiden sie sich von der sonstigen
literarischen Produktion, aber auch von den Gepflogenheiten der Syn-
agoge, und wir haben gute Gründe anzunehmen, daß diese auffal-
lenden frühchristlichen Schreiberbräuche nicht zuletzt mit der Ab-
lösung vom Judentum Zusammenhängen: An die Stelle der bis heute
im jüdischen Gottesdienst gebräuchlichen kunstvoll geschriebenen
Thorarolle trat der im 1. und 2. Jh. sonst noch kaum gebrauchte ein-
fache Codex, während die besondere Schreibung des Tetragramms,
des geheiligten Gottesnamens, durch hebräische Buchstaben in den
jüdischen Septuagintahandschriften bei den christlichen Codices
durch die Nomina sacra ersetzt wurde, die nicht nur den Gottesnamen,
sondern auch Christus und seine Titel für die gottesdienstliche Lesung
von P. Egerton 2, P. Oxy. 1,1 ein Fragment aus dem Thomasevangelium, beide
ebenfalls aus einem Codex, weiter P. Mich. 130, ein Fragment des Hirten des
Hermas, auf der Rückseite einer Papyrusrolle, und P. Oxy. 3,405 das Fragment
von Irenäus, adv. haer., ebenfalls auf einer Rolle. Das jüngst veröffentlichte
Johannesfragment P. Oxy. 50, 1983, 3523, das in der Schrift gewisse Ähnlichkeit
mit P. Egerton 2 und P. Oxy. 4,656 (Codex, nach Bell u. Skeat noch 2. Jh.) zeigt,
stammt wieder aus einem Codex. Zu Sueton s. vit. Caes. 1,56,6 dazu A. Wallace-
Hadrill, Suetonius, 1983, 87.
98 C. H. Roberts, Manuscript 26-48; vgl. T. C. Skeat, Early Christian Bookproduction,
in: The Cambridge History of the Bible, 1969, 54-79 (72f.); J. O’Callaghan,
Nomina sacra in papyris graecis saeculi III neotestamentariis, 1970; C. H. Roberts/
T. C. Skeat, Birth, 57ΙΓ. Auch in dem neuen Johannespapyrus aus dem 2. Jh.
(o. Anm. 97) P. Oxy. 50, 3523 ist in 2,36 ein Nomen sacrum IC erhalten.
99 C. H. Roberts, Manuscript, 14: “they are the work of men not trained in calli-
graphy and so not accustomed to writing books, though they were familiär with
them; they employ what is basically a documentary hand but at the same time
they are aware that it is a book, not a document on which they are engaged.
They are not personal or private hands; in most a degree of regularity and of
clarity is aimed and achieved. Such hands might be described as ‘reformed
documentary’”. Zu den Bräuchen der Dokumentenschreiber gehört die Markierung
neuer Abschnitte oder Sätze und das abgekürzte Schreiben von Kardinalzahlen
durch Symbole. Die Hervorhebung von neuen Abschnitten findet sich auch in
P. Oxy. 50, 3523.
Martin Hengel
2. Wurden bei den christlichen Schreibern Begriffe wie Gott,
Herr, Jesus und Christus u.a. durchweg als Nomina sacra, d.h. nur
in abgekürzter Form mit dem Anfangs- und Endbuchstaben geschrie-
ben und durch einen Strich darüber für den Vorleser hervorgehoben98.
3. Waren sie keine berufsmäßigen Kalligraphen, sondern zumeist
einfache Dokumentenschreiber, die in ihrer freien Zeit für den Eigen-
bedarf der Gemeinden arbeiteten99.
In allen drei Punkten unterscheiden sie sich von der sonstigen
literarischen Produktion, aber auch von den Gepflogenheiten der Syn-
agoge, und wir haben gute Gründe anzunehmen, daß diese auffal-
lenden frühchristlichen Schreiberbräuche nicht zuletzt mit der Ab-
lösung vom Judentum Zusammenhängen: An die Stelle der bis heute
im jüdischen Gottesdienst gebräuchlichen kunstvoll geschriebenen
Thorarolle trat der im 1. und 2. Jh. sonst noch kaum gebrauchte ein-
fache Codex, während die besondere Schreibung des Tetragramms,
des geheiligten Gottesnamens, durch hebräische Buchstaben in den
jüdischen Septuagintahandschriften bei den christlichen Codices
durch die Nomina sacra ersetzt wurde, die nicht nur den Gottesnamen,
sondern auch Christus und seine Titel für die gottesdienstliche Lesung
von P. Egerton 2, P. Oxy. 1,1 ein Fragment aus dem Thomasevangelium, beide
ebenfalls aus einem Codex, weiter P. Mich. 130, ein Fragment des Hirten des
Hermas, auf der Rückseite einer Papyrusrolle, und P. Oxy. 3,405 das Fragment
von Irenäus, adv. haer., ebenfalls auf einer Rolle. Das jüngst veröffentlichte
Johannesfragment P. Oxy. 50, 1983, 3523, das in der Schrift gewisse Ähnlichkeit
mit P. Egerton 2 und P. Oxy. 4,656 (Codex, nach Bell u. Skeat noch 2. Jh.) zeigt,
stammt wieder aus einem Codex. Zu Sueton s. vit. Caes. 1,56,6 dazu A. Wallace-
Hadrill, Suetonius, 1983, 87.
98 C. H. Roberts, Manuscript 26-48; vgl. T. C. Skeat, Early Christian Bookproduction,
in: The Cambridge History of the Bible, 1969, 54-79 (72f.); J. O’Callaghan,
Nomina sacra in papyris graecis saeculi III neotestamentariis, 1970; C. H. Roberts/
T. C. Skeat, Birth, 57ΙΓ. Auch in dem neuen Johannespapyrus aus dem 2. Jh.
(o. Anm. 97) P. Oxy. 50, 3523 ist in 2,36 ein Nomen sacrum IC erhalten.
99 C. H. Roberts, Manuscript, 14: “they are the work of men not trained in calli-
graphy and so not accustomed to writing books, though they were familiär with
them; they employ what is basically a documentary hand but at the same time
they are aware that it is a book, not a document on which they are engaged.
They are not personal or private hands; in most a degree of regularity and of
clarity is aimed and achieved. Such hands might be described as ‘reformed
documentary’”. Zu den Bräuchen der Dokumentenschreiber gehört die Markierung
neuer Abschnitte oder Sätze und das abgekürzte Schreiben von Kardinalzahlen
durch Symbole. Die Hervorhebung von neuen Abschnitten findet sich auch in
P. Oxy. 50, 3523.