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Hengel, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1984, 3. Abhandlung): Die Evangelienüberschriften: vorgetragen am 18. Oktober 1981 — Heidelberg: Winter, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.47814#0047
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Die Evangelienüberschriften

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Austausch war eine der Grundlagen der Einheit der Kirche. Einer
regen Schreibertätigkeit in Verbindung mit dem Austausch von Brie-
fen und Boten begegnen wir etwa in den Ignatiusbriefen und in c. 13
des Polykarpbriefes, der ja ein selbständiges Begleitschreiben dar-
stellt105, ja schon die Paulusbriefe und die Reiseplanungen des Apo-
stels setzen einen sehr lebhaften Botenverkehr voraus106. Spätere
Schreibemotizen von Bearbeitern finden sich am Ende des Poly-
karpmartyriums, das ursprünglich ein Brief der Gemeinde in Smyrna
an die „Kirche Gottes“ in Philomelium und alle 'Fremdlingsgemein-
den’ (παροικίαι) der heiligen katholischen Kirche an allen Orten“,
d.h. ein Rundschreiben war, aber dann überarbeitet und legendär aus-

200-205. Unübertroffen ist nach wie vor der Exkurs: „Reisen, brieflicher und
literarischer Austausch“ I, 379-389. Zur Schwierigkeit in späterer Zeit gute Brief-
boten zu finden s. G. Koeters, op. cit. (Anm. 12) 138-148. S. auch die Hin-
weise bei C. Andresen, Die Kirche der alten Christenheit, 1971, 17.43ff. Aus-
gangspunkt waren dabei die Missionsreisen der Apostel, die durch die phantasti-
schen Schilderungen der Apostelromane immer neu ausgestaltet wurden.
105 Ignatius wurde als Gefangener auf der Reise nach Rom während eines längeren
Aufenthaltes in Smyrna von Gesandtschaften der Gemeinden in Ephesus,
Magnesia und Tralles besucht, die jeweils von den Bischöfen angeführt wurden.
Diesen gab er Briefe an die Gemeinden mit, wobei die Epheser besonders her-
vorgehoben werden (Eph 1,3; 2; 21; Magn 2; 15; Trail 1,1; 13,1). Im Römer-
brief, den er von Smyrna voraussendet, erwähnt er syrische Christen, die bereits
nach Rom gereist sind; vermutlich hatte er in Smyrna Nachrichten über die
Situation in Rom erhalten, etwa, daß die dortige Gemeinde sein Martyrium ver-
hindern wolle. Die Briefe an die Gemeinden in Philadelphia, Smyrna und das
persönliche Schreiben an Polykarp entstanden in Troas, dort hatte Ignatius durch
Boten aus Antiochien die Nachricht erhalten, daß die Verfolgung beendet sei (vgl.
Phld 10,1; 11,1; Smyr 11,1; Polyk 7,1). Die Briefe wurden von Burrus, einem
durch die Gemeinden in Smyrna und Ephesus beauftragten, kurzfristigen Reise-
begleiter, zurückgebracht (Phld 11,2; Smyr 12,1). Die plötzliche Abreise von Troas
nach Neapolis hinderte ihn, noch weitere Briefe zu schreiben, er bittet darum
Polykarp, durch eine Gemeindeversammlung einen Boten nach Antiochien ab-
zuordnen und mittels Briefen andere kleinasiatische Gemeinden zur Teilnahme
an der Gesandtschaft, sei es durch Briefe oder weitere Boten, zu bewegen
(Polyk 7,2; 8,lf.). Die Gemeinde in Philippi übersandte einen solchen Brief,
der nach Syrien weiterbefördert werden sollte, an Polykarp. Dieser verspricht die
Ausführung und übersendet seinerseits den Philippern die Sammlung der Briefe
des Märtyrerbischofs. Gleichzeitig bittet er um weitere Mitteilungen über das
Schicksal des Ignatius (Polykarp ad Phil. c. 13).
106 Rö 16,1; 1 Kor 1,11; 4,17; 5,9; 7,1; 16,12.17; 2 Kor 1,13; 7,5; 8,16.23; Phil 2,
19.25ff. Die paulinische Mission ist ohne diesen Verkehr zwischen den Gemeinden
gar nicht denkbar.
 
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