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Belting, Hans
Abhandlungen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1970, 1. Abhandlung): Das Illuminierte Buch in der spätbyzantinischen Gesellschaft: vorgelegt am 20. Juni 1970 von Walter Paatz — Heidelberg: Carl Winter Universitätsverlag, 1970

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https://doi.org/10.11588/diglit.73391#0063
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Das illuminierte Buch

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Eine Handschrift dieser Art, deren Struktur von einem anderen Medium
ausgeliehen war, konnte keine Maßstäbe für eine programmatische Erneuerung
in der Geschichte der griechischen Buchmalerei setzen und blieb als Reflex
einer Privatinitiative ein Einzelgänger. Ein Vergleich mit dem Stundenbuch des
Abendlandes, dessen künstlerische Entwicklung in der Entstehungszeit
unserer Handschrift durch Jean Pucelle auf einen ersten Höhepunkt gebracht
wurde140, macht deutlich, daß es der byzantinischen Gesellschaft versagt war,
sich im Medium der Buchmalerei ein Instrument der privaten Devotion zu
schaffen.

140 Zu den Stundenbüchern vgl. V. Leroquais, Les livres d'heures manuscrits de la Bibliotheque
Nationale (Paris 1927). - Ein ebenfalls textloses Gegenstück zu unserem 'Menologion', das
Elfenbein-Büchlein zur Passionsandacht im Victoria-and-Albert-Museum, London, erhellt
den Gegensatz zwischen Ost und West : es bietet auf seinen fünf Plättchen (10,5 x 5 cm) Gegen-
stände der privaten Passionsmeditation, die als soziologisches und psychologisches Phänomen
in Byzanz unbekannt geblieben ist. Zum Elfenbeinbüchlein H. Wentzel, in Wallraf-Richartz-
Jahrbuch 24, 1962, 193ff.
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