1. Das Bild in der Handschrift. Die Maler
Die Subskriptionen in den Handschriften sprechen, wenn überhaupt, nur von
Auftraggeber und Schreiber oder einem von beiden. Sie nennen den Maler nur
dann, wenn er auch der Schreiber ist, und für diese Identität gibt es nur eine
Handvoll Beispiele. Der Schreiber macht dann gerade darauf aufmerksam,
daß er von Beruf Maler ist, also nicht Schreiber5. Die Einträge in illuminierten
Codices verschweigen folglich die Herkunft gerade des Bildschmucks, der uns
hier angeht. Wollen wir erfahren, ob Text und Bild überhaupt von Anfang an
füreinander bestimmt waren, so sind wir auf die Evidenz der Bilder selbst und
ihre materielle Beziehung zum Text angewiesen.
In einer Evangelienhandschrift des Athosklosters Chilandar, dem Cod. cyr.
9, ist dem originalen Texteintrag mit dem Datum der Vollendung, nämlich
1336/37, eine zweite Subskription nachgestellt, die zu dem Verhältnis von Text
und Bildern explicit Stellung nimmt; sie gibt an, daß der Schmuck des Buches
im Jahre 1359/60 von dem Hieromonachos Dorotej gestiftet wurde, also 23
Jahre später6. Der Mäzen des kostspieligen Bildschmucks wollte also dem
Stifter der Handschrift nicht den Ruhm allein überlassen, sondern auch seinen
eigenen Beitrag hervorheben.
5 Zu den Subskriptionen allgemein B. Granic, der Inhalt der Subskriptionen in den datierten
griechischen Handschriften des 11., 12. und 13. Jahrhunderts, in Byzantion 1, 1924, 251-272.
Zu den Schreibern M. Vogel - V. Gardthausen, Die griechischen Schreiber des Mittelalters
und der Renaissance (Leipzig 1909) passim in alphabetischer Ordnung. Zu dem Verhältnis
Schreiber - Maler in den Subskriptionen Ebersolt, op. cit. (wie Anm. 4) Vlllf. und V. Gardt-
hausen, Griechische Palaeographie2 I (Leipzig 1911) 217. Der Hinweis auf die ^(cypatpot)...
rf|v e^viav, wie es im sogenannten Sion-Synaxar d. J. 1030 in Tiflis vorkommt (N. A. Bees,
in Byzantis 1,1912,465), ist höchst selten. Ob mit dem immer wieder einmal erwähnten Chryso-
graphen auch der Maler gemeint sein kann (Bees, ebenda 468f. und ders., in Oriens Christianus
IV, 1914, 83), läßt sich nicht generell entscheiden. Die Berufsbezeichnung „Maler" gibt der
Schreiber Zotikos in einem Menaion der Patriarchatsbibliothek in Kairo aus d. J. 1359 (S. Lam-
bros, in Neos Hellenomnemon 7, 1910, 487f.). Zu griechischen Malernamen allgemein S.
Lambros, ebenda 5, 270ff.; 6, 210ff.; 7, 487f.; 8, 235f. und N. A. Bees, in Byzantis 2, 457ff. -
Eine gewisse Ausnahme bietet das prachtvolle Tetraevangeliar aus der Sammlung Dyson Per-
rins (jetzt Melbourne, Nat. Gallery of Victoria) mit dem Porträt des Theophanes, der Stifter,
Schreiber und Maler in einer Person war (H. Buchthal, An illuminated Byzantine Gospel
Book of about 1100 A.D., in Special Bull, of the Nat. Gallery of Victoria, 1961, lff.). Das Por-
trät des Miniaturisten Nikodemos hat A. Xyngopulos in der Pariser Sammel-Handschrift
gr. 36 (ca. 1400) entdeckt (in Hellenika 16, 1958/59, 65ff.).
6 Chilandar, Cod. Cyr. 9, fol. 336v und 337v: „Nachher wurde es geschmückt von selten des
ehrwürdigen Hieromonachos, des Herrn Dorotej, unter der Regierung... des Zaren, des Herrn
Stefan Uros, ... im Jahre 6868." Zuvor wird in dem gleichen zweiten Eintrag das Datum
der Handschrift, 6845, aus dem originalen Schreibereintrag mit den Namen des Schreibers
Romanos und des Auftraggebers Kir-Arsenije wiederholt. Vgl. zu allem V. J. Djuric, in Byz.
Zeitschrift 53, 1960, 333ff. und besonders 339.
Die Subskriptionen in den Handschriften sprechen, wenn überhaupt, nur von
Auftraggeber und Schreiber oder einem von beiden. Sie nennen den Maler nur
dann, wenn er auch der Schreiber ist, und für diese Identität gibt es nur eine
Handvoll Beispiele. Der Schreiber macht dann gerade darauf aufmerksam,
daß er von Beruf Maler ist, also nicht Schreiber5. Die Einträge in illuminierten
Codices verschweigen folglich die Herkunft gerade des Bildschmucks, der uns
hier angeht. Wollen wir erfahren, ob Text und Bild überhaupt von Anfang an
füreinander bestimmt waren, so sind wir auf die Evidenz der Bilder selbst und
ihre materielle Beziehung zum Text angewiesen.
In einer Evangelienhandschrift des Athosklosters Chilandar, dem Cod. cyr.
9, ist dem originalen Texteintrag mit dem Datum der Vollendung, nämlich
1336/37, eine zweite Subskription nachgestellt, die zu dem Verhältnis von Text
und Bildern explicit Stellung nimmt; sie gibt an, daß der Schmuck des Buches
im Jahre 1359/60 von dem Hieromonachos Dorotej gestiftet wurde, also 23
Jahre später6. Der Mäzen des kostspieligen Bildschmucks wollte also dem
Stifter der Handschrift nicht den Ruhm allein überlassen, sondern auch seinen
eigenen Beitrag hervorheben.
5 Zu den Subskriptionen allgemein B. Granic, der Inhalt der Subskriptionen in den datierten
griechischen Handschriften des 11., 12. und 13. Jahrhunderts, in Byzantion 1, 1924, 251-272.
Zu den Schreibern M. Vogel - V. Gardthausen, Die griechischen Schreiber des Mittelalters
und der Renaissance (Leipzig 1909) passim in alphabetischer Ordnung. Zu dem Verhältnis
Schreiber - Maler in den Subskriptionen Ebersolt, op. cit. (wie Anm. 4) Vlllf. und V. Gardt-
hausen, Griechische Palaeographie2 I (Leipzig 1911) 217. Der Hinweis auf die ^(cypatpot)...
rf|v e^viav, wie es im sogenannten Sion-Synaxar d. J. 1030 in Tiflis vorkommt (N. A. Bees,
in Byzantis 1,1912,465), ist höchst selten. Ob mit dem immer wieder einmal erwähnten Chryso-
graphen auch der Maler gemeint sein kann (Bees, ebenda 468f. und ders., in Oriens Christianus
IV, 1914, 83), läßt sich nicht generell entscheiden. Die Berufsbezeichnung „Maler" gibt der
Schreiber Zotikos in einem Menaion der Patriarchatsbibliothek in Kairo aus d. J. 1359 (S. Lam-
bros, in Neos Hellenomnemon 7, 1910, 487f.). Zu griechischen Malernamen allgemein S.
Lambros, ebenda 5, 270ff.; 6, 210ff.; 7, 487f.; 8, 235f. und N. A. Bees, in Byzantis 2, 457ff. -
Eine gewisse Ausnahme bietet das prachtvolle Tetraevangeliar aus der Sammlung Dyson Per-
rins (jetzt Melbourne, Nat. Gallery of Victoria) mit dem Porträt des Theophanes, der Stifter,
Schreiber und Maler in einer Person war (H. Buchthal, An illuminated Byzantine Gospel
Book of about 1100 A.D., in Special Bull, of the Nat. Gallery of Victoria, 1961, lff.). Das Por-
trät des Miniaturisten Nikodemos hat A. Xyngopulos in der Pariser Sammel-Handschrift
gr. 36 (ca. 1400) entdeckt (in Hellenika 16, 1958/59, 65ff.).
6 Chilandar, Cod. Cyr. 9, fol. 336v und 337v: „Nachher wurde es geschmückt von selten des
ehrwürdigen Hieromonachos, des Herrn Dorotej, unter der Regierung... des Zaren, des Herrn
Stefan Uros, ... im Jahre 6868." Zuvor wird in dem gleichen zweiten Eintrag das Datum
der Handschrift, 6845, aus dem originalen Schreibereintrag mit den Namen des Schreibers
Romanos und des Auftraggebers Kir-Arsenije wiederholt. Vgl. zu allem V. J. Djuric, in Byz.
Zeitschrift 53, 1960, 333ff. und besonders 339.