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Belting, Hans
Abhandlungen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1970, 1. Abhandlung): Das Illuminierte Buch in der spätbyzantinischen Gesellschaft: vorgelegt am 20. Juni 1970 von Walter Paatz — Heidelberg: Carl Winter Universitätsverlag, 1970

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https://doi.org/10.11588/diglit.73391#0015
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Vorwort

Den Anstoß zu dieser Arbeit gab die Einladung, an einem Symposium teil-
zunehmen, das im Jahrel968 vom Comite International des Etudes Byzan-
tines im Istituto Ellenico, Venedig, veranstaltet wurde. Das Symposium stand
unter dem Motto 'L'art et la societe des Paleologues'. Die Wahl des Zeitalters
der Paläologen-Dynastie war glücklich, denn die Beschäftigung mit dem letzten
Lebensalter von Byzanz fordert eine soziologische Betrachtensweise geradezu
heraus. Von Krisen geschüttelt, nach außen isoliert und im Innern zerstritten,
suchte die Gesellschaft der einst 'römischen' Großmacht Byzanz in verzweifel-
tem Widerstand gegen die neue Umwelt das geistige und materielle Fundament
ihrer Existenz zu retten.
Dem Kunsthistoriker war bei der gegebenen Fragestellung die Aufgabe zuge-
fallen, die künstlerische Hinterlassenschaft des späten Byzanz als Zeuge jenes
geschichtlichen Prozesses zu befragen, und das heißt: als gesellschaftliche
Äußerung erschließen zu helfen. Die Buchmalerei, weil an Texte gebunden,
weckte dabei die Hoffnung auf mehr und präzisere Informationen, als sie sonst
von der künstlerischen Überlieferung zu erwarten sind. Sie war außerdem
für den Bereich des Kultus durchaus entbehrlich und daher, verglichen mit
den Schwesterkünsten Wand- und Tafelmalerei, eher noch einem besonderen
Stifterwillen verpflichtet. Gerade deswegen versprach sie einigen Aufschluß
über Bildungsstand, Weltanschauung und sozialen Stand ihrer Auftraggeber.
Dem Versuch einer Auswertung dieser Quellen stellten sich allerdings rasch
Hindernisse in den Weg. Das Material dafür ist noch gar nicht erschlossen.
Die Forschung hat ihm wenig Aufmerksamkeit geschenkt und es noch weniger
unternommen, Daten und Entstehungsorte auf gesicherter Basis zu ermitteln.
So mußte erst einmal an eine Bestandsaufnahme gedacht werden, und bereits
dabei sollte die Fragestellung des Symposiums, wie sich erwies, eine Orien-
tierungshilfe auf dem noch wenig begangenen Gelände liefern.
Die Gelegenheit zu einer solchen Erfassung des Materials bot während des
Winters 1969/70 ein Aufenthalt in Dumbarton Oaks. Doch geriet der vorge-
sehene Symposium-Beitrag alsbald aus den Fugen. Er wird deswegen hier als
eine eigene Schrift vorgelegt, welche die Heidelberger Akademie der Wissen-
schaften unter ihre Obhut nahm, wofür ich allen daran Beteiligten, besonders
Professor Walter Paatz, meinen Dank sagen möchte. Gleichzeitig erscheint
auf Anregung von Professor A. Grabar in den Akten des Symposiums ein
Teilabdruck, damit die Mitwirkung an der Tagung nicht unterschlagen sei.
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften