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Hinüber, Oskar von; Forschungsstelle Felsbilder und Inschriften am Karakorum Highway <Heidelberg> [Hrsg.]
Antiquities of Northern Pakistan: reports and studies (Band 5): Die Palola Ṣāhis: ihre Steininschriften, Inschriften auf Bronzen, Handschriftenkolophone und Schutzzauber ; Materialien zur Geschichte von Gilgit und Chilas — Mainz, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.36957#0021
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Palola Sähis schon jetzt zu überblicken. Daher erscheint eine zusammenfas-
sende Betrachtung dieser Herrscherfamilie und ihres kulturellen Umfeldes
als Ziel der folgenden Abhandlung durchaus als lohnend.
Da keine einheimische Geschichtsschreibung über das Geschehen in den
heutigen Nordgebieten Pakistans in der Periode der Bilder und Inschriften
Auskunft gibt, in die auch die Handschriften und die Bronzen gehören,
können alle Schlußfolgerungen über die Geschichte nur aus eben diesen
Materialien gezogen werden, zu denen noch einige wenige Hinweise in den
chinesischen Annalen der T'ang-Zeit und zwei Erwähnungen des Gebietes in
der Literatur treten, eine aus dem indischen, eine zweite aus dem iranischen
Bereich. Bei dieser Spärlichkeit und Sprödigkeit des Materials kann die poli-
tische Geschichte kaum zurückgewonnen werden. Dennoch ist bekannt, daß
die Palola Sähis gute Beziehungen zu China suchten, nicht zuletzt, um sich
gegen die Tibeter schließlich erfolglos zu schützen. Auch aus der Kulturge-
schichte lassen sich nur bestimmte Ausschnitte mehr erahnen als erkennen.
Den Deutungen des Materials sind also sehr enge Grenzen gezogen. Vieles,
beinahe das meiste muß daher zwangsläufig mehr oder weniger gut abge-
sicherte Vermutung bleiben.
Diese Vermutungen lassen sich teilweise aus einer Zusammenschau der ge-
sammelten Materialien gewinnen. Denn erst aus einer gewissen Material-
menge heraus wird mancher zunächst vereinzelte und eben daher unverständ-
liche Befund überhaupt deutbar und läßt sich in einen Zusammenhang ein-
ordnen. So ergibt sich beispielsweise, daß drei der Kühen Palola Sähis allein
als Stifter von Texten auftreten. Dadurch gewinnt auch die Herstellung der
Gilgit-Handschriften eine gewisse zeitliche Tiefe.Es mag auf Zufällig-
keiten der Überlieferung beruhen, daß die späteren Palola Sähis nur als
Stifter von Bronzen bekannt sind. Am Wendepunkt steht Navasuren-
drädityanandi, der aus ungewöhnlich vielfältigen Quellen bekannt ist (Kap.
III, Nr. 5). Weiterhin kann man erkennen, daß die Inschriften nach be-

16 Wie die Paläographie zeigt, wurden noch unter Navasurendrädityanandi (s.u. Kap. II.
2 zu Bronze Nr. 11) und später Handschriften für diese Bibliothek kopiert. Diese
Bibliothek ist also über einen längeren Zeitraum gewachsen.

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