Eine kursorische Durchsicht der entsprechenden Angaben zu einzelnen Wer-
ken der indischen Kunst zeigt, daß in der Regel von Adoranten gesprochen
wird, was gewiß richtig ist, da auch die Stifter gleichzeitig als Adoranten
auftreten. Dieser Gedanke ist sehr deutlich von S. Huntington in der Bemer-
kung zu einer Bronze aus dem Nordosten Indiens ausgesprochen, wenn sie
zu einer vermuteten Stifterfigur äußerst zurückhaltend sagt: "He (d.h. die
Stifterfigur) may refer to the donor, but conceptually, his presence in the
scene ensures perpetual adoration of the image"U' Sonst werden, wie üblich,
selbst in diesem gründlichen und umfassenden Handbuch die Stifterfiguren
kaum beachtet. In der Beschreibung der Bronze des Samkarasena (Nr. 15)
beispielsweise werden nur Inschrift und Namen der Stifter erwähnt.*'^
Um diesem Mangel ein wenig abzuhelfen, soll hier eine erste Bestands-
aufnahme der Darstehung von Stiftern versucht werden, die an den Seiten
der Sockel von Bronzen aus dem Nordwesten Indiens und auf einem Buch-
deckel der Sainghätasütra-Handschrift zu sehen sind, zu der der Kolophon
Nr. 10 gehört.*"^ Aus diesem Text erfahren wir die Namen der beiden auf
dem Buchdeckel abgebildeten Stifter und aus dem Text des Samghätasütra
selbst die Namen der beiden bekrönten Bodhisattvas, denen die Stifter
gegenübersitzen. Der Bodhisattva in der Mitte des Bildes trägt in seiner
linken Hand ein Fläschchen und ist dadurch als Bhaisajyasena zu erkennen,
der im zweiten Teil des Sanighätasütra mit dem Buddha spricht und von dem
gesagt ist: /zovzT Uv/YvU/zzz, Sgh Vers 154 "wir sehen in (deiner)
Hand ein Fläschchen". Daraus ergibt sich, daß der außen sitzende Bodhisatt-
201 S. Huntington: The Art of Ancient India. Buddhist, Hindu, Jain. New York 1985,419.
202 S. 371: Die Datierung in das 9. Jh. war bereits 1985 überholt: Richtig ist 20. April
714, s. o. Nr. 15 / Nr. IV, zur Bestimmung des Jahres: O. von Hinüber: Die Bedeutung
des Handschriftenfundes bei Gilgit (s.o. Anna. 9), 61 Anm. 41.
203 Vgl. oben Kap. III zu Nr. 2-4. Die Buchdeckel sind zuerst veröffentlicht von Kaul
Shastri (s.o. Anm. 5), PI. 1433; vgl. O. von Hinüber: Buddhistische Inschriften, ANP
1, Abb. 160 (farbig) und D. Klimburg-Salter: The Painted Covers of the Samghä-
tasütra 627/8 and the Votive Objects from Gilgit. SAA 1989. Madison 1992, 395-402,
Abb. 47.1. Ihre Maße betragen etwa 27 zu 8 cm.
150
ken der indischen Kunst zeigt, daß in der Regel von Adoranten gesprochen
wird, was gewiß richtig ist, da auch die Stifter gleichzeitig als Adoranten
auftreten. Dieser Gedanke ist sehr deutlich von S. Huntington in der Bemer-
kung zu einer Bronze aus dem Nordosten Indiens ausgesprochen, wenn sie
zu einer vermuteten Stifterfigur äußerst zurückhaltend sagt: "He (d.h. die
Stifterfigur) may refer to the donor, but conceptually, his presence in the
scene ensures perpetual adoration of the image"U' Sonst werden, wie üblich,
selbst in diesem gründlichen und umfassenden Handbuch die Stifterfiguren
kaum beachtet. In der Beschreibung der Bronze des Samkarasena (Nr. 15)
beispielsweise werden nur Inschrift und Namen der Stifter erwähnt.*'^
Um diesem Mangel ein wenig abzuhelfen, soll hier eine erste Bestands-
aufnahme der Darstehung von Stiftern versucht werden, die an den Seiten
der Sockel von Bronzen aus dem Nordwesten Indiens und auf einem Buch-
deckel der Sainghätasütra-Handschrift zu sehen sind, zu der der Kolophon
Nr. 10 gehört.*"^ Aus diesem Text erfahren wir die Namen der beiden auf
dem Buchdeckel abgebildeten Stifter und aus dem Text des Samghätasütra
selbst die Namen der beiden bekrönten Bodhisattvas, denen die Stifter
gegenübersitzen. Der Bodhisattva in der Mitte des Bildes trägt in seiner
linken Hand ein Fläschchen und ist dadurch als Bhaisajyasena zu erkennen,
der im zweiten Teil des Sanighätasütra mit dem Buddha spricht und von dem
gesagt ist: /zovzT Uv/YvU/zzz, Sgh Vers 154 "wir sehen in (deiner)
Hand ein Fläschchen". Daraus ergibt sich, daß der außen sitzende Bodhisatt-
201 S. Huntington: The Art of Ancient India. Buddhist, Hindu, Jain. New York 1985,419.
202 S. 371: Die Datierung in das 9. Jh. war bereits 1985 überholt: Richtig ist 20. April
714, s. o. Nr. 15 / Nr. IV, zur Bestimmung des Jahres: O. von Hinüber: Die Bedeutung
des Handschriftenfundes bei Gilgit (s.o. Anna. 9), 61 Anm. 41.
203 Vgl. oben Kap. III zu Nr. 2-4. Die Buchdeckel sind zuerst veröffentlicht von Kaul
Shastri (s.o. Anm. 5), PI. 1433; vgl. O. von Hinüber: Buddhistische Inschriften, ANP
1, Abb. 160 (farbig) und D. Klimburg-Salter: The Painted Covers of the Samghä-
tasütra 627/8 and the Votive Objects from Gilgit. SAA 1989. Madison 1992, 395-402,
Abb. 47.1. Ihre Maße betragen etwa 27 zu 8 cm.
150