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20
25
30
zweite verteidigungsschrift (1543)
Christliche Reformation furbringen, wie offenbar das in Gottes wort vnd aller
lehre vnd haltung ¹ der Gemeinden Christi von anfang, wie hieuon aller H.
Vätter schrifften zeugen, vns dargegeben ist, zu verwerffen vnd zu verdammen
oder zum wenigsten in falschen verdacht zu ziehen.
Bedencken leider in dem nicht, das diß tringen auff Christlich vnd so gar ²
notwendige besserung des kirchendiensts vnd Religion, daran ich vnd andere,
die sie so vbel hassen vnd schewen, dienen nit mein vnd meins gleichen menschen,
sonder Gottes thun vnd werck ist, wider den kein rath noch macht etwas
außrichtenn kan, Wie der Herre nun das in xx. jaren je klar vnd ernstlichen
gnug bewisen hat mit so gwaltigem fürtringen ³ der reinen lehr des H.
Euangelij vnd | via | so wunderbarem brechen ⁴ vnd zu ruck treiben alles, das
dagegen practiciert vnd fürgenomen haben, die man doch für die geschwindesten
⁵ vnd gewaltigsten in der welt nit one vrsach achtet. Aber wie der psalm
singet ⁶ : »Der thorecht man erkennets nicht, vnd der narr verstehet sein
nicht«.
Sie glauben auch nicht, wie filfeltig des ⁷ das Gottes wort vertrostet, das ein
Christlich Reformation niemands etwas guts zerstoret, noch schädlichs einfuret,
sonder abtreybet ⁸ wie den zorn Gottes also alles arges ⁹ vnd bringet
Gottes gnaden vnd segen alles guts. Der Herre sagts vnd also muß es sein: Die
ihn forchten, die ihm vertrauwen, die seinem gericht vnd gerechtigkeyt nach
trachten, denen mag kein guts mangelen vnd kein boses schaden. Des trosts
ist die H. schrifft voll ¹⁰ . Aber diesse leut erkennen die zeyt ihrer gnedigen
heimsuchung nit, Daß ¹¹ jnen zu zeytlichen vnd ewigen friden dienet, ist vor
jren augen verborgen ¹² , Dadurch sie jnen vnd anderen gottes segen vnd milte ¹³
gutthaten gewißlich erhalten vnd reichlich mehren mochten, dafur forchten
sie sich, das schewen vnd flehen ¹⁴ sie. Vnd das jnen vnd anderen allen zorn
gottes vnd plagen erwecket vnd zufuret, dahin begeben sie sich, dafur streyten
sie. Diß mußen wyr den lieben Gott walten laßen, Vnd sehen, wie wyr
doch etliche von | vib | diesem verderben retten helffen. Darzu ich diese Antwort
zu schreiben fürgenomen habe, Jn deren ich diese ordnung zu halten be-
dacht binn:
1. dem Verhalten, der Beachtung der Gesetze. Grimm 10 (= IV,2), Sp.304.
2. ganz.
3. Vordringen, Ausbreitung.
4. Überwinden, Zerbrechen. Frühneuhochdt. WB 4, Sp.1016 und 1022.
5. tückischsten.
6. Ps 92,7.
7. darüber.
8. abwendet.
9. Üble, Böse.
10. Vgl. Ps 27,1; Jes 40,1; Jer 15,16; Mt 6,33; Röm 2,6–7; Kol 3,2; I Petr 3,13; Ps 18,31; Ps
84,12.
11. Das, was.
12. Vgl. Lk 19,44.42.
13. reichliche, gnädige.
14. fliehen.
37
Der trieb zu
Christlicher Reformation
ist Gottes
vnd keiner
menschen werck.
Psal. 92[7]
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zweite verteidigungsschrift (1543)
Christliche Reformation furbringen, wie offenbar das in Gottes wort vnd aller
lehre vnd haltung ¹ der Gemeinden Christi von anfang, wie hieuon aller H.
Vätter schrifften zeugen, vns dargegeben ist, zu verwerffen vnd zu verdammen
oder zum wenigsten in falschen verdacht zu ziehen.
Bedencken leider in dem nicht, das diß tringen auff Christlich vnd so gar ²
notwendige besserung des kirchendiensts vnd Religion, daran ich vnd andere,
die sie so vbel hassen vnd schewen, dienen nit mein vnd meins gleichen menschen,
sonder Gottes thun vnd werck ist, wider den kein rath noch macht etwas
außrichtenn kan, Wie der Herre nun das in xx. jaren je klar vnd ernstlichen
gnug bewisen hat mit so gwaltigem fürtringen ³ der reinen lehr des H.
Euangelij vnd | via | so wunderbarem brechen ⁴ vnd zu ruck treiben alles, das
dagegen practiciert vnd fürgenomen haben, die man doch für die geschwindesten
⁵ vnd gewaltigsten in der welt nit one vrsach achtet. Aber wie der psalm
singet ⁶ : »Der thorecht man erkennets nicht, vnd der narr verstehet sein
nicht«.
Sie glauben auch nicht, wie filfeltig des ⁷ das Gottes wort vertrostet, das ein
Christlich Reformation niemands etwas guts zerstoret, noch schädlichs einfuret,
sonder abtreybet ⁸ wie den zorn Gottes also alles arges ⁹ vnd bringet
Gottes gnaden vnd segen alles guts. Der Herre sagts vnd also muß es sein: Die
ihn forchten, die ihm vertrauwen, die seinem gericht vnd gerechtigkeyt nach
trachten, denen mag kein guts mangelen vnd kein boses schaden. Des trosts
ist die H. schrifft voll ¹⁰ . Aber diesse leut erkennen die zeyt ihrer gnedigen
heimsuchung nit, Daß ¹¹ jnen zu zeytlichen vnd ewigen friden dienet, ist vor
jren augen verborgen ¹² , Dadurch sie jnen vnd anderen gottes segen vnd milte ¹³
gutthaten gewißlich erhalten vnd reichlich mehren mochten, dafur forchten
sie sich, das schewen vnd flehen ¹⁴ sie. Vnd das jnen vnd anderen allen zorn
gottes vnd plagen erwecket vnd zufuret, dahin begeben sie sich, dafur streyten
sie. Diß mußen wyr den lieben Gott walten laßen, Vnd sehen, wie wyr
doch etliche von | vib | diesem verderben retten helffen. Darzu ich diese Antwort
zu schreiben fürgenomen habe, Jn deren ich diese ordnung zu halten be-
dacht binn:
1. dem Verhalten, der Beachtung der Gesetze. Grimm 10 (= IV,2), Sp.304.
2. ganz.
3. Vordringen, Ausbreitung.
4. Überwinden, Zerbrechen. Frühneuhochdt. WB 4, Sp.1016 und 1022.
5. tückischsten.
6. Ps 92,7.
7. darüber.
8. abwendet.
9. Üble, Böse.
10. Vgl. Ps 27,1; Jes 40,1; Jer 15,16; Mt 6,33; Röm 2,6–7; Kol 3,2; I Petr 3,13; Ps 18,31; Ps
84,12.
11. Das, was.
12. Vgl. Lk 19,44.42.
13. reichliche, gnädige.
14. fliehen.
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Der trieb zu
Christlicher Reformation
ist Gottes
vnd keiner
menschen werck.
Psal. 92[7]