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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,2): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0045
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zweite verteidigungsschrift (1543)

Der schrifftlich ¹ grundt dieser lehr ist ² : Der H. Geyst im H. Paulo heyst
diese angeporne vnd in vns allen, so lang wir hie leben, noch vbrige vnd wohnende
gelust vnd widerspenstigkeit gegen Got, sünd an vil orten. Niemand
kan eygentlicher ³ vnd besser reden dann er, vnd was er redt, muß also sein.
Darumb ist auch dieser bose gelust vnd widerspenstigkeyt gegen Gottes ge-
setz sünd vnd vngerechtigkeit.

Jm Sechsten zun Römern [12–14] lesen wir also: »So laßtnun die Sünd nit
herschen in euwerem leyb. Begebet ⁴ | iija/Aiija | nicht euwere glider der Sün-
den zu waffen. Die sünd wirdt nicht herschen könden vber euch etc.«, Jm Sibenden
Capitel [16–17]: »So ich aber das thu, das ich nicht wil, so willige ⁵ ich,
das das gesetz gut seye. So thu nun ich das selbige nicht sonder die sünd, die
in mir wohnet,« Jtem ⁶ : »Jch sehe aber ein ander gesetz in meinen glideren, das
da widerstreytet dem gesetz in meinem gemüt vnnd nimpt mich gefangen in
der sünden gesetz, welches ist in meinen glidern. Jch ellender mensch, wer
würdt mich erlösen vonn dem leyb dieses todes? Jch dancke Got durch Jesum
Christum, vnseren Herren. So diene ich nun mit dem gemüt dem gesetz Gottes,
aber mit dem fleysch dem gesetz der sünden.«

Secht ⁷ , lieben Christen, in diesen vnd noch meer sprüchen nennet der H.
Geyst selb diese angeborne vnd in den newgebornen noch vbrige widerspenstigkeit
gegen Got, sünde, wie das ein jeder selb erkennen kan vnnd auch die
H. Vätter Ambrosius ⁸ , Hilarius ⁹ , Augustinus vnd andere in außlegung dieser
sprüchen ¹⁰ zeugen ¹¹ . Darumb ist sie auch sünd. Vnd wie solte nicht vnrecht
vnd sünde sein, das in vns dem Götlichen gesetz widerstrebet, das gelustet wider
den Geyst, das Gottes wort verachtet, Gott seynen schepffer nicht recht
erkennet, nach ¹² liebet, Welchen jamer alle heyligen in sich befinden ¹³ vnd kla-
gen ¹⁴ .

1. durch die Bibel belegte.
2. Vgl. Röm 7,7–25.
3. treffender, nachdrücklicher, genauer.
4. gebt hin, gebt anheim.
5. beschließe, halte für gut. Grimm 30 (= XIV,2), Sp.183.
6. Röm 7,23–25.
7. Seht.
8. Aurelius Ambrosius (339–397), Bischof von Mailand, politisch einflußreicher Kirchenlehrer.
RGG ³ 1, Sp.307f.; LThK ² 1, Sp.427–430; TRE 2, S.362–386.
9. Hilarius von Rom (gest. vor 382), Diakon. LThK ² 5, Sp.338f.
10. Die oben erwähnten Bibelverse: Röm 6,12–14 und Röm 7,16–17.
11. Ambrosiaster (Pseudo-Ambrosius), In epistolam ad Romanos. PL 17, Sp. 106–108
und 117f.; CSEL 81/1, S.198–202 und S.236f. Über Ambrosiaster vgl. TRE 2, S.356–362.
Hilarius (Diaconus), Commentarius in XII epistolas B. Pauli. Dies ist der in dieser Anm. erwähnte
Kommentar des Ambrosiaster. Augustinus, Expositio quarundam propositionum ex
epistola ad Romanos. PL 35, Sp.2069–2072.
12. noch.
13. antreffen, vorfinden.
14. beklagen.

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Der H. Geist heist
selb den anhangenden
bösen gelust
sünd.
 
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