Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,2): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2003

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30231#0046
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Augustinus, das
der vbrige gelust
in Heiligen sünd
vnd vnrecht seye.
Contra Julianum
lib.5, ca. 3

Tract. 41

lib.5, ca. 3

Ad bonifacium
li. 1, cap. 13

42
zweite verteidigungsschrift (1543)

Auß dieser vrsachenn hat auch der H. Augustinus Contra Iulianum, lib.3 ¹
bekennet, das dieser gelust sün- | iijb ᵃ /Aiijb | de seye vnd nit allein genant
werde. »Der gelust – spricht er – des fleysches, der wider den guten geist gelustet,
ist sünde, dann er in sich hat ein vngehorsame wider die herschung ² des
gemüts, Vnd ist ein straff der sünden, dan damit ist dem verdienst der sünden 5
wider golten ³ worden, Vnd ist ein vrsach der sünden von gebrechen vnd
schwacheyt wegen eines jeden, der diesem gelust bewilliget ⁴ , Vnnd vber das
Euangeli Joannis, als er diese wort Pauli ⁵ anzeucht ⁶ : »Es solle die sünd nit
herschen in euwerem sterblichen leybe« ⁷ , hat dieser H. lehrer also geschriben:
Paulus sagt nicht, die sünd seye nicht, sonder solle nicht regnieren in euwe- 10
rem sterblichen leibe. Dann so lang du hie lebest, ists von nöten, das sünd in
deinen glidern seye: »Necesse est peccatum esse in membris tuis« ⁸ .

Jn diesen wortenn sichstu ⁹ je, Christlicher leser, das auch der H. Augustinus
erkennet, das der gelust vnnd widerspenstigkeyt wider Gottes gesetz, die
in den Heyligen vbrig bleybet, so lang sie hie leben, sünde seyn ᵇ . Also zeuget 15
er auch an vilen orten, das diese sücht »iniquitas«, ein vngerechtigkeyt seye.
Zum Iuliano spricht er an gemeltem ort ¹⁰ : »Wa ¹¹ du weyßlich klug werest, so
sehest du, das warlich ein vngerechtigkeyt ist, das der vndertheyl des menschen
dem obren vnd besseren theyl widerstrebet.« Auß der vrsachen auch
der H. Ambrosius diese sucht »iniquitatem« geheyssen hat, wie Augustinus 20
zeuget (2. Contra Iulianum).

Das aber der H. Augustinus an etlichen orten sagt, | iiija ᶜ /Aiiija | diese vberblibne
sucht in Heyligen, die dem Götlichen gesetz in jnen als ¹² widerstrebet,
seye nit sünde, erkleret er sich selb als bald, wie er das meine. Als ¹³ an dem ort,
das die C. ¹⁴ Deputaten anziehen, sagt er ja, das diese sucht nit sünde seye vnd 25

a) falsche Foliierung: iiij.
b) nach »seyn« wird das bereits oben stehende »erkennet« wiederholt.
c) Foliierung (iiij) fehlt.

1. Augustinus, Contra Iulianum V,3. PL44, Sp.787f.
2. Herrschaft.
3. vergolten, zurückbezahlt.
4. einwilligt, nachgibt.
5. Röm 6,12.
6. anführt.
7. Augustinus, In Ioannis Evangelium Tractatus XLI,12. PL 35, Sp. 1698; CChr.SL 36,

S.364,(12),2.
8. Augustinus, In Ioannis Evangelium Tractatus XLI,12. PL 35, Sp. 1698; CChr.SL 36,

S.364,(12),4–5.
9. siehst du.
10. Augustinus, Contra Iulianum V,4,16. PL44, Sp.793.
11. Wenn.
12. stets, immer wieder.
13. Denn.
14. Kölnischen.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften