In lib. Confess. 9.,
cap. 13
222
zweite verteidigungsschrift (1543)
auch das von denen abgestorbenen, die doch mitt vilerley blödigkeyt ¹ des
glaubens vnd lebens von hinnen gescheyden waren Als die Keyser Gratianus
² , Valentinianus der jünger ³ , der auch vngetaufft gestorben ware, Theodosius
⁴ vnd andere. Dauon lese die Leychpredigen Ambrosij ⁵ , Also auch die
grab predigen, die man bey dem Gregorio Nazianzeno ⁶ vnnd Hieronymo ⁷ 5
hatt.
Darumb die lieben Vätter den todten die ruge ⁸ bey Christo nitt gebetten
haben, als die gezweyfflet hetten, das sie die selbige damals noch nitt solten
gehebt haben, sonder haben mitt ihrem gebett vnd befehlen ⁹ die verstorbenen
also verfolget ¹⁰ vnd damitt sich vnnd andere versichern wöllen, weil der glau- 10
bigen gebett nitt vergebens ist, das die abgestorbenen schon hetten, darum sie
batten. Haben also ihre begirde vnd gebett der gaben ¹¹ den Herren auff die
maß, so ihnen mö-|cxxxiija/Llja | glich, zugefüget vnnd deren nachgefolget,
Wie man an den lebendigen offt thut, denen man bittet vmb verzeiung der
sünden, die sie schon erlanget haben, Vnd vmb genad, in deren sie schon sind. 15
Diß lehret hievon Dionysius ¹² in Ecclesiastica Hierarchia ¹³ . Da her saget auch
der liebe Augustinus im ᵃ gebet für sein muter ¹⁴ : »Jch glaub, O Herre, du habest
schon gethan, das ich dich bitt; doch so laß dir gefallen das willige gebetopffer
meines mundts.«
Der H. Augustinus zeuget auch, das die Gemeinden Gottes noch zu seinen 20
zeyten vom fegfeur nichts gewisses gehalten haben, jm Enchiridio ca. lxix. ¹⁵ ,
Da er auch den spruch Pauli, auff den man her naher das fegfur hatt vndera)
Drf. ihm.
1. Schwachheit.
2. Gratian (359–383), weströmischer Kaiser (375–383). LThK ² 4, Sp.1169.
3. Valentinian II (371–392), Halbbruder des Gratian. Ambrosius hatte erheblichen Einfluß
auf ihn. LThK ² 10, Sp.600f.
4. Theodosius I. der Große (347–395), römischer Kaiser (379–395). Gratian erhob ihn
379 zum Mitaugustus im Osten. TRE 33, S.255–258; LThK ² 10, Sp.50f.
5. Ambrosius, De obitu Valentiniani. PL 16, Sp. 1417–1444. Ambrosius, De obitu Theodosii.
PL 16, Sp.1447–1468; CSEL 73, S.369–401.
6. Gregor von Nazianz, Oratio XVIII (Funebris oratio in patrem), PG 35, Sp. 985–1044.
Gregor von Nazianz, Oratio XLIII (Funebris oratio in laudem Basilii Magni), PL 36,
Sp. 493–606.
7. Vielleicht sind folgende Texte gemeint: Hieronymus, Vita S. Pauli primi Eremitae. PL
23, Sp.17–30; Vita S. Hilarionis. PL 23, Sp.29–54; Vita Malchi Monachi captivi. PL 23,
Sp. 55–64.
8. Ruhe.
9. wohlwollende Einstellung, Aufsicht, Obsorge.
10. nachgefolgt, begleitet.
11. Bitte um die Gaben.
12. (Pseudo-) Dionysius Areopagita (s. oben S. 217, Anm. 12).
13. (Pseudo-) Dionysius Areopagita, De ecclesiastica hierarchia. VII,3,6. PG3, Sp.577.
14. Augustinus, Confessiones IX,13. PL32, Sp.778.
15. Augustinus, Enchiridion, cap. 69. PL40, Sp.265.
cap. 13
222
zweite verteidigungsschrift (1543)
auch das von denen abgestorbenen, die doch mitt vilerley blödigkeyt ¹ des
glaubens vnd lebens von hinnen gescheyden waren Als die Keyser Gratianus
² , Valentinianus der jünger ³ , der auch vngetaufft gestorben ware, Theodosius
⁴ vnd andere. Dauon lese die Leychpredigen Ambrosij ⁵ , Also auch die
grab predigen, die man bey dem Gregorio Nazianzeno ⁶ vnnd Hieronymo ⁷ 5
hatt.
Darumb die lieben Vätter den todten die ruge ⁸ bey Christo nitt gebetten
haben, als die gezweyfflet hetten, das sie die selbige damals noch nitt solten
gehebt haben, sonder haben mitt ihrem gebett vnd befehlen ⁹ die verstorbenen
also verfolget ¹⁰ vnd damitt sich vnnd andere versichern wöllen, weil der glau- 10
bigen gebett nitt vergebens ist, das die abgestorbenen schon hetten, darum sie
batten. Haben also ihre begirde vnd gebett der gaben ¹¹ den Herren auff die
maß, so ihnen mö-|cxxxiija/Llja | glich, zugefüget vnnd deren nachgefolget,
Wie man an den lebendigen offt thut, denen man bittet vmb verzeiung der
sünden, die sie schon erlanget haben, Vnd vmb genad, in deren sie schon sind. 15
Diß lehret hievon Dionysius ¹² in Ecclesiastica Hierarchia ¹³ . Da her saget auch
der liebe Augustinus im ᵃ gebet für sein muter ¹⁴ : »Jch glaub, O Herre, du habest
schon gethan, das ich dich bitt; doch so laß dir gefallen das willige gebetopffer
meines mundts.«
Der H. Augustinus zeuget auch, das die Gemeinden Gottes noch zu seinen 20
zeyten vom fegfeur nichts gewisses gehalten haben, jm Enchiridio ca. lxix. ¹⁵ ,
Da er auch den spruch Pauli, auff den man her naher das fegfur hatt vndera)
Drf. ihm.
1. Schwachheit.
2. Gratian (359–383), weströmischer Kaiser (375–383). LThK ² 4, Sp.1169.
3. Valentinian II (371–392), Halbbruder des Gratian. Ambrosius hatte erheblichen Einfluß
auf ihn. LThK ² 10, Sp.600f.
4. Theodosius I. der Große (347–395), römischer Kaiser (379–395). Gratian erhob ihn
379 zum Mitaugustus im Osten. TRE 33, S.255–258; LThK ² 10, Sp.50f.
5. Ambrosius, De obitu Valentiniani. PL 16, Sp. 1417–1444. Ambrosius, De obitu Theodosii.
PL 16, Sp.1447–1468; CSEL 73, S.369–401.
6. Gregor von Nazianz, Oratio XVIII (Funebris oratio in patrem), PG 35, Sp. 985–1044.
Gregor von Nazianz, Oratio XLIII (Funebris oratio in laudem Basilii Magni), PL 36,
Sp. 493–606.
7. Vielleicht sind folgende Texte gemeint: Hieronymus, Vita S. Pauli primi Eremitae. PL
23, Sp.17–30; Vita S. Hilarionis. PL 23, Sp.29–54; Vita Malchi Monachi captivi. PL 23,
Sp. 55–64.
8. Ruhe.
9. wohlwollende Einstellung, Aufsicht, Obsorge.
10. nachgefolgt, begleitet.
11. Bitte um die Gaben.
12. (Pseudo-) Dionysius Areopagita (s. oben S. 217, Anm. 12).
13. (Pseudo-) Dionysius Areopagita, De ecclesiastica hierarchia. VII,3,6. PG3, Sp.577.
14. Augustinus, Confessiones IX,13. PL32, Sp.778.
15. Augustinus, Enchiridion, cap. 69. PL40, Sp.265.