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3. REFORMATIONSGUTACHTEN VOM NOVEMBER 1544

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gericht, gehaltenn, getzierett vnnd geprauchet werden, das auch sied zu erbaw-
enn' der Gottseligkeit forderlich weren, Solten tzu keinen anderenn dann
allein tzu Gottlichen gescheften vnnd werckenn eroffnet vnnd geprauchet
werden. So hette mann diesef Stett, Kirchen vnnd altar lassenn also gemehret
werdenn wider die offenntliche schrifft, Canones vnnd leges, das iren viel
oedtgI stunden des warenn Kirchen diennsts als reiner lehr des volcks vnnd
des gottseligen geprauchs der Sacramenten Christi, viel auch zu offenntlicher
abgotterey vnnd anderem*1 argen dieneten durch abergleubig verwehnung2
besonder heiligkeit vnnd Gottlicher crafftt, dj man solchen stetten zugebe
vnd damit I 282^ I dj leuth dartzu lauffen vnnd ir opffer zupringen bewegete.
Desgleichenn weren fast alle Kirchen, Clausen vnnd altar durch die vngott-
lichen bilder vnd H. gepein, auch verkerten geprauch vnnd grempell werck
der Messen vnnd ander Cerimonien zum diennst des aberglaubens jamerlich
veiwustet. Tzu dem wurde auch gestattet, allerley leichtfertigkeitt, vppige
vnnd weltliche geschwetz vnnd henndel jnn den Kirchen zuuben wider das so
ernnste1 gebotf vnnd straffe des herren vnnd der Canonum.
Gleiche verkerung vnnd misprauch finde sich auch in weysenn vnnd mas-
sen des gepets, des fastenns vnnd haltens der H. Sacramenten, Jnn dem sehr
viel eingerissen were, das ann jm3 selb der H. schrifftt vnnd den Canonibus
gentzlich entgegenn were, Als das man mit geltstraffen tringe zuk souiell
vnhertzlichen1 singen vnnd lesen, I 2 8jr I Als das mann alle Kirchen vbungen
vnuerstanndt des volcks in frembder sprachenn verrichtet, Das mann souiell
weltlichs geschmucks vnd vnnutzen Kosten vnnd geprenge4 zu dem ge-
prauch der Sacramenten hette komen lassenn vnnd endlich alle Ceremonien
mehr dahin gerichtet, das sie tzu meerung des zeittlichen geniesses vnnd
prachts der genanten Geistlichen dieneten dann tzu der herligkeit Christi
vnnd vfbawung der Gottseligkeitt.
Tzum zehennden were auch alles besonnder vnnderweisen, vermanen, tro-
stenn, straffen, bannen vnd wider versunen zu der eynigen ohrenbeicht gera-
thenn, dj auch vmbs geltt meer vnnd dj Layen desto baß in vnderthenigkeit
gegen den Clericen zuhaltenn, dann den armen gewissen zuhelffenn, gehalten
d) dj: b.
e) erbawung: f.
f) die: f.
g) fehlt tn: c; fehlt (ausgelassen) tn: f.
h) anderen: b.
1) ernste; am Rand korr. aus: erste: b.
j) fehlt in: c.
k) fehlt m: b.
l) onhertzlich: b.
1. leer. Götze, S. 169.
2. Versprechen, Zusicherung. Grimm 25 (= XII,1), Sp.2074.
3. sich.
4. Aufwand, Pracht, Pomp. Frühneuhochdt. WB 6/2, Sp.958.

Abgotterej der pil-
der, gepein vnd
Ceremonien

Verkerung gemei-
ner Cerimomen

Verkerung des be-
sondern verma-
nens, straffens vnd
bannens
 
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