J52
3. REFORMATIONSGUTACHTEN VOM NOVEMBER 1544
Wie schwerlich
das predig ampt
verfallenn
k\Xic nach verla-
ßung Chnstlicher
predig alle abgot-
terey vberhand
genomer/
Bischofflich vnnd prelaten geschefftt, sorg vnd thun sein solle vermoge Gott-
liches worts vnnd aller Canonum, diß achtedenn sie nun lengest so gar nit ir
werck vnd dienst sein; das jren viel sich desd auch schemeten, dan man viel
tzu Rom vnnd anderstwo findet, welche zuuor prediger gewesenn, so baldt
sie aber Bischoue vnnd Cardinal werden, sich sollichs I 288r I wercks gar ab-
thun habenc, als das fjrer wurdenr/ gar nit zustunde noch gemeß were. Da-
her wereg dann weiter kommen, das diß einiges, eigentliches, auch aller not-
wendigst vnnd heilsamest werck der Bischouen jmer1* jn mer verachtung
vnnd verlaßung geraten were, Nach dem es die obren prelaten vnd Kirchen
diener jmmer vf die vnderen verschoben vnnd sich des ein jder, souil er jn
der1 Cleresey großer wordenn, souil mer entzogen hette, biß dißer aller her-
lichste vnnd gotlichste dinst - den jm der sohn Gottes, der herre aller herrenn
vnd Konig aller Konigen vf erden, allein erwelet, den hochsten vnnd erlich-
stenn gehalten vnnd seinethalben nit allein den Koniglichen dinst außgeschla-
gen, sonnder auch den todt des Creutzes williglich erlitten hette - jn vilen Na-
tionen von allen ordenlichen seelsorgern vnnd Clericen auf die bettel bruder
verfallen were vnnd die gemeinen pastoren vnnd pfarrer dweil jrenn1 dinst
mit vnuerstendigem Meßlesen vnnd sacrament reichen vnd mit gleich so vn-
uerstandenem singen vnd lesen vnd anderen verrichten wolten. I 2 88v I
Auß dem dann das hette volgen mußen - weil der dinst, die gesunde lere
Christi treulich vnnd mit allem ernst dem volck furtzubringen, von allen
obernn, mitlen vnnd vnderen Clericen so gar hingeworffen vnnd sich die alle
an stadt dieses furnemensten stucks der seelsorge gentzlich begeben vf die
vnuerstandenen, vnbeßerlichen vnnd1 auch aberm gleubische Ceremonien
singen, lesen, heiligen- vnd todten dinst - Das dieße abergleubische ding, die
alle Clericen allein vnnd so prechtig" vbeten, auch allein dem volck gros vnnd
theur gemacht worden sindt, welches dan auch sich dem fleisch noch viel
leichter0 vf solliche eusserliche schon1 geprenge2, dannp zu warer rew
vnnd absterben der sunden vnnd recht angenemen gottes dinst jn aller from-
5
IO
*5
20
25
d) das: f.
e) danach gestr.: das (?): e.
f) -f) jren wirden: f.
g) were: b; weiter: a; feblt m: f.
h) jhnen: f.
i) danach gestr.: Chrisey: f.
j) jrem: f.
k) -&) fehlt in: c und f.
l) danach gestr.: aber: a.
m) über Zeile nachgetragen: a; vber: b.
n) korr. aus: prechtigen: e.
o) leichten: f.
p) korr. aus: Dann: e.
1. schöne.
2. Aufwand, Pracht, Pomp. Frühneuhochdt. WB 6/2, Sp.958.
3. REFORMATIONSGUTACHTEN VOM NOVEMBER 1544
Wie schwerlich
das predig ampt
verfallenn
k\Xic nach verla-
ßung Chnstlicher
predig alle abgot-
terey vberhand
genomer/
Bischofflich vnnd prelaten geschefftt, sorg vnd thun sein solle vermoge Gott-
liches worts vnnd aller Canonum, diß achtedenn sie nun lengest so gar nit ir
werck vnd dienst sein; das jren viel sich desd auch schemeten, dan man viel
tzu Rom vnnd anderstwo findet, welche zuuor prediger gewesenn, so baldt
sie aber Bischoue vnnd Cardinal werden, sich sollichs I 288r I wercks gar ab-
thun habenc, als das fjrer wurdenr/ gar nit zustunde noch gemeß were. Da-
her wereg dann weiter kommen, das diß einiges, eigentliches, auch aller not-
wendigst vnnd heilsamest werck der Bischouen jmer1* jn mer verachtung
vnnd verlaßung geraten were, Nach dem es die obren prelaten vnd Kirchen
diener jmmer vf die vnderen verschoben vnnd sich des ein jder, souil er jn
der1 Cleresey großer wordenn, souil mer entzogen hette, biß dißer aller her-
lichste vnnd gotlichste dinst - den jm der sohn Gottes, der herre aller herrenn
vnd Konig aller Konigen vf erden, allein erwelet, den hochsten vnnd erlich-
stenn gehalten vnnd seinethalben nit allein den Koniglichen dinst außgeschla-
gen, sonnder auch den todt des Creutzes williglich erlitten hette - jn vilen Na-
tionen von allen ordenlichen seelsorgern vnnd Clericen auf die bettel bruder
verfallen were vnnd die gemeinen pastoren vnnd pfarrer dweil jrenn1 dinst
mit vnuerstendigem Meßlesen vnnd sacrament reichen vnd mit gleich so vn-
uerstandenem singen vnd lesen vnd anderen verrichten wolten. I 2 88v I
Auß dem dann das hette volgen mußen - weil der dinst, die gesunde lere
Christi treulich vnnd mit allem ernst dem volck furtzubringen, von allen
obernn, mitlen vnnd vnderen Clericen so gar hingeworffen vnnd sich die alle
an stadt dieses furnemensten stucks der seelsorge gentzlich begeben vf die
vnuerstandenen, vnbeßerlichen vnnd1 auch aberm gleubische Ceremonien
singen, lesen, heiligen- vnd todten dinst - Das dieße abergleubische ding, die
alle Clericen allein vnnd so prechtig" vbeten, auch allein dem volck gros vnnd
theur gemacht worden sindt, welches dan auch sich dem fleisch noch viel
leichter0 vf solliche eusserliche schon1 geprenge2, dannp zu warer rew
vnnd absterben der sunden vnnd recht angenemen gottes dinst jn aller from-
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d) das: f.
e) danach gestr.: das (?): e.
f) -f) jren wirden: f.
g) were: b; weiter: a; feblt m: f.
h) jhnen: f.
i) danach gestr.: Chrisey: f.
j) jrem: f.
k) -&) fehlt in: c und f.
l) danach gestr.: aber: a.
m) über Zeile nachgetragen: a; vber: b.
n) korr. aus: prechtigen: e.
o) leichten: f.
p) korr. aus: Dann: e.
1. schöne.
2. Aufwand, Pracht, Pomp. Frühneuhochdt. WB 6/2, Sp.958.