3. REFORMATIONSGUTACHTEN VOM NOVEMBER I544
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Casteiung*3 des fleisches vndt zucht des leibs, das er dem geist gehorsame1
vndt alles, das man jmer fur guthe werck rechnen vndt zelen mag.
Dißc alles ist jn der lehre der kirchen gantzd nothwendig; des hat man sich
aber fast verglichenn, jst auch allesc begriffen jn den verglichen articulen zu
Regenspurgk von der Justification2 vnndt khan auch alles, wie es jtzt erzelet
ist, nit allein mit gantz heller vndt vnwiddersprechlicher zeugnis der schrifft,
sonder auch durch den1 H. Augustinum gnugsam dargethan werdenn.3
Darumb were vff vergleichung dieses haubt stucks Christlicher lehre vndt
außlegung der schrifft mit hochstem ernst zu dringenn, Sonst jst in keynem
haubt stuck der lehre vndt außlegung der schrifft streyt, weil man zu allen
theilen die gemeynen Symbolen bekennet. I jo6v I
Danh das der jegenteyl von anruffen der heiligen hilff der Seelen aus dem
fegfeur, dem Ablaß vndt Bapstumb newe lehre verfechtet, des khan man sie
bezeugen, das solche lehren von Aposteln nit dar geben sindt, auch gewißlich
mit der heyligen schrifft streytenn4.
Dan bey den Eltisten lerern findt man nichts hieuon. So rufft man auch
noch heutiges tages auch vff dem jegenteyl jn den ordentlichen gebetten der
Meßen vndt anderer gezeiten keyn heiligen an, Sonder allein Godt, den vatter,
durch Christum vndt vnsern hern Christum zu dem wurdt, das eyn jeder
Christ erkennen1, der die schrifften von dem anruffen gottes durch Christum
recht ansehen will vndt sich vmb diß anruffen ethwas verstot, das das anruffen
der heyligen dabey nit ibestan mugei.
So ist dask auch gantz gewiß, das die lehr vom fegfeur jn den Kirchenn vor
den zeitten Augustini1 gar nicht vndt zu seynen zeiten zweifelhafftig gewe-
Von heihgenn^ an-
ruffen, fegfeur,
Ablaß, Bapstumb,
Newe vnd der
schrifft widder
wertige lebrenn.
Die alten haben
mchts vom fegfeur
gewust.
b) Casteigung: f.
c) Disses: b.
d) genntzbcb: b; gentzlich: e.
e) danach gestr.: vergbchenn: b.
f) feblt m: b.
g) heibgenn: b; heylgen: e; heiligem: a.
h) Das: b.
i) erkennt: b.
j) —j) bestehen magk: b; besthon mage: e.
k) feblt in: b.
l) danach unlesbares Wort gestr.: b.
1. unterwerfe.
2. Am Reichstag von Regensburg in der Zeit vom 28. Apnl bis zum 2. Mai 1541 verab-
schiedete Artikel. Artikel 5: De iustificatione bominis. Akten der deutschen Reichsrehgi-
onsgespräche im 16. Jahrhundert, Bd. III,1, S. 288—294. In dem zusammen mit Johannes
Gropper verfaßten >Wormser Buch<, der Vorlage für die Regensburger Artikel, bat Bucer
auf Augustins Rechtfertigungslebre Bezug genommen. Vgl. BDS 9,1, S. 373 mit Verweis auf
Augustin, De spiritu et littera 19(34) - 20(35) (PL 44> Sp.221-222).
3. Weitere Stellen in der erwähnten Schnft Augustins zum Verständnis der Iustitia Dei:
Augustin, De spiritu et littera 9 (PL 44, Sp. 209); 11 (PL 44, Sp. 211); 18 (PL 44, Sp. 219-220).
4. in Widerspruch stehen zu.
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Casteiung*3 des fleisches vndt zucht des leibs, das er dem geist gehorsame1
vndt alles, das man jmer fur guthe werck rechnen vndt zelen mag.
Dißc alles ist jn der lehre der kirchen gantzd nothwendig; des hat man sich
aber fast verglichenn, jst auch allesc begriffen jn den verglichen articulen zu
Regenspurgk von der Justification2 vnndt khan auch alles, wie es jtzt erzelet
ist, nit allein mit gantz heller vndt vnwiddersprechlicher zeugnis der schrifft,
sonder auch durch den1 H. Augustinum gnugsam dargethan werdenn.3
Darumb were vff vergleichung dieses haubt stucks Christlicher lehre vndt
außlegung der schrifft mit hochstem ernst zu dringenn, Sonst jst in keynem
haubt stuck der lehre vndt außlegung der schrifft streyt, weil man zu allen
theilen die gemeynen Symbolen bekennet. I jo6v I
Danh das der jegenteyl von anruffen der heiligen hilff der Seelen aus dem
fegfeur, dem Ablaß vndt Bapstumb newe lehre verfechtet, des khan man sie
bezeugen, das solche lehren von Aposteln nit dar geben sindt, auch gewißlich
mit der heyligen schrifft streytenn4.
Dan bey den Eltisten lerern findt man nichts hieuon. So rufft man auch
noch heutiges tages auch vff dem jegenteyl jn den ordentlichen gebetten der
Meßen vndt anderer gezeiten keyn heiligen an, Sonder allein Godt, den vatter,
durch Christum vndt vnsern hern Christum zu dem wurdt, das eyn jeder
Christ erkennen1, der die schrifften von dem anruffen gottes durch Christum
recht ansehen will vndt sich vmb diß anruffen ethwas verstot, das das anruffen
der heyligen dabey nit ibestan mugei.
So ist dask auch gantz gewiß, das die lehr vom fegfeur jn den Kirchenn vor
den zeitten Augustini1 gar nicht vndt zu seynen zeiten zweifelhafftig gewe-
Von heihgenn^ an-
ruffen, fegfeur,
Ablaß, Bapstumb,
Newe vnd der
schrifft widder
wertige lebrenn.
Die alten haben
mchts vom fegfeur
gewust.
b) Casteigung: f.
c) Disses: b.
d) genntzbcb: b; gentzlich: e.
e) danach gestr.: vergbchenn: b.
f) feblt m: b.
g) heibgenn: b; heylgen: e; heiligem: a.
h) Das: b.
i) erkennt: b.
j) —j) bestehen magk: b; besthon mage: e.
k) feblt in: b.
l) danach unlesbares Wort gestr.: b.
1. unterwerfe.
2. Am Reichstag von Regensburg in der Zeit vom 28. Apnl bis zum 2. Mai 1541 verab-
schiedete Artikel. Artikel 5: De iustificatione bominis. Akten der deutschen Reichsrehgi-
onsgespräche im 16. Jahrhundert, Bd. III,1, S. 288—294. In dem zusammen mit Johannes
Gropper verfaßten >Wormser Buch<, der Vorlage für die Regensburger Artikel, bat Bucer
auf Augustins Rechtfertigungslebre Bezug genommen. Vgl. BDS 9,1, S. 373 mit Verweis auf
Augustin, De spiritu et littera 19(34) - 20(35) (PL 44> Sp.221-222).
3. Weitere Stellen in der erwähnten Schnft Augustins zum Verständnis der Iustitia Dei:
Augustin, De spiritu et littera 9 (PL 44, Sp. 209); 11 (PL 44, Sp. 211); 18 (PL 44, Sp. 219-220).
4. in Widerspruch stehen zu.