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3. REFORMATIONSGUTACHTEN VOM NOVEMBER I 544 I95
Daß funffte Onrecht ist, daß der dienst der Seelsorge durch Regirung, Land
vnd leuten so beschwerdt vnnd verstoret wurden ist.
Auß dem allem hatt dan gefolget auch daß Sechste onrecht, daß die Gewalt-
tigen vnd wer gemocht nach dem nieß dießer gutter getrachtet hatt vnd daß
souil mer, so fil man meer gesehen, das dieße gutter doch onheyligklich vnd
vbel verschwendet wurden seind.
Sollich onrecht hatt sich dan mit der tzeyt außgethon vnnd funff andere
Onrecht geporen.
Daß eyn, daß 'fursten, herren vnd die vom adelr jre kinder vnd verwandten
vff dj Stiefft I J2 0v I vnnd in die Closter gethon vnnd in dj Prelaturen gedrun-
gen haben alleynne vmb sollicher gutter willen, dadurch der kirchen dienst
mit der tzeyt gentzlich verderbet wurden ist.
Daß ander, daß, da die Bischoue vnnd prelaten Land vnd leut vnnd sso
große5 gutter gehapt vnnd auch in weldlichen sachen vor anderen geschicktte
Leute wurden vnnd dan auch fast vom adel vnnd herren geporen geweßen, die
großen konig vnd fursten solliche prelaten alß die von kirchen vnd alßo on
jren kosten, jren herlichen stadt vnd pracht gehebt tzu haltten, ane1 jreu
houe vnd jnv jre geschefft getzogen haben, domit beide, die gutter vnnd per-
sonen, den kirchen benomen seind.
Daß driette, domit dan dieße konnige vnd Gewaltigen sollichen nutz von
kirchen gutern gewießlich vnnd beharlich hetten, haben sie tzu lestw angefan-
gen, die prelaturen auch selb tzu houe, ane eynniche ordendliche whal, eben
wj andere zeyttliche lehen tzuleyhen vndx denen alleyne, die jnen alßo tzu
houe dienen, wo nit tzu den Regier geschefften doch zum houe pracht vnd
wollust. I 32ir I
Daß vierde, wo dan noch etwaß kirchen- ader Closter disciplin7 bleyben,
alßo daß die vom adel vnnd herren in solliche Stiefft vnd Closter tzukommen
nit lust gehapt vnd alßo nur gemeyne bruder in sollichen Stiefften vnnd Clo-
stern geweßen seind, so haben die herren dieselbigen Stifft vnnd Closter mit
so gar onpillichen frondiensten, atzungen1 der diener vnd hund beschwerdt,
daß sie etwan kaum jre selb narung mogen haben, man geschweyge, das sie
Schulen vnd Spital fur die armen hetten2 erhaltten mogen, datzu aber jnen
souil kirchen vnd andere gutter gegeben vnd tzukommen seind.
r) —r) fursten vnnd herren, auch die vom adel: b.
s) —s) so vil: c; souiel: f.
t) an: b.
u) jhren: f.
v) in; über der Zeile erg.: e.
w) letzt: b und f.
x) am linken Rand vor der Zeile erg.: e.
y) Schrf.: distipbn: a und b.
z) hett: b.

1. Nahrung, Verköstigung, Lebensunterhalt. Frühneuhochdt. WB 2, Sp.292.
 
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