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4. BRIEF BUCERS AN LANDGRAF PHILIPP VON HESSEN

21 I

bey dem wort vnd verheyssung des Herren bleyben, das man die leut lehre, die gnad
vnd erlösung Christi den kinderen durch den Tauff in warem glauben vff die verhey-
ßung des Herren suchen vnd entpfahen, Die kirchen damit vor der teuffer irthumb
zu bewaren, die den kinderen das heyl versprechen one die newgepurt in Christo
oder aber on das H. Sacrament des tauffs.
So fil dann alles anders belanget, so V. L. Praeceptores von den H. Sacramenten
vnd von der selbigen Christlichen gebrauch, der in vnseren kirchen gehalten würdt,
vnd dem mißbrauch, der sich bey den Paepstlern haltet, verzeychnet haben, Des
gleychen von erhaltung vnd wichtigkeyt des Predigampts, Auch wie das selbige von
dem regier ampt in den kirchen, an besonder zeytliche würde, gewalt vnd succession
gebunden, wol vnderscheyden vnd auch durch iede kirch selb mit jren obren bestel-
let werden solle; ja, so fil diß vnd ire articul alle sechs betriffet, ist nichts I 75r I von
jnen furgeschriben, in dem wir vns nit mit jnen jm grund eins befünden.
Wie dann sie auch mit vns überein komen des anklagens halben der widerchristi-
schen Praelaten vnd Bischouen, - dann sie die auch mit dapfrem ernst anklagen des
verlassens ires ampts, veiwüstens der kirchen, verfolgens des Euangeli,1 mordens
der frommen diener des Euangeli, auch des Epicurischen lebens2 -, So finden wir
vns auch in dem einig mit inen, wa sich die genanten Bischoffe vnd Praelaten mit jren
Stifften zu Christlicher lehr begeben wolten, das man jnen etwaß vffsehens vnd mit-
schaffens vber die kirchen, deren diener, gerichte vnd gutter anbieten vnd zu ordnen
möchte.
Jn dem allen, daran auch aller hafft Christlicher Reformation gelegen, ist zwi-
schen vnseren lieben Praeceptoren vnd vns ein gantze einhelligkeyt jm grundt der
sachen.
Allein ists etwaß vnderscheyds zwischen vnserem vnd V. L. Praeceptoren zu
Wittenberg bedencken jn I jf I dreyen*1 stücken: Das ein ist, das wir meinten, das
Anklagen der wider Christischen Bischouen solte etwaß weytleuffiger vnd auch
nach den Canonibus, die sie selb nit veiwerffen dörffen, fürzubringen sein1; iDas
andeü, das wir dann auch vff besserung, des wir sie mit der warheyt beklagen, mit
allem ernst dringen vnd anhalten solten,3 welche beyde meinung V. L. Praeceptoren
nit also vor gut wöllen ansehen. Das Drittek, darinn wir vns nit gleycher meinung
mit V. L. Praeceptoren finden, ist in der maß des kirchen gewalts, wie solcher kir-
chen gewalt den ietz genanten Bischouen vnd Stifften von vnseren heupteren solte

g) danach gestr. und punktiert: ein.
h) dr[eyen] überschneben, vormals: zw[eyen], wohl von Bucer.
i) danach gestr.: Vnd.
j) —j) wohl von Bucer neben der Zeile erg.
k) vielleicht von Bucer korr. aus: ander.

1. Vgl. Ps 37,14.
2. Vgl. dazu BDS 11,2, S. 177, Anm. 11; Greschat, Martin Bucer, S. 145; Lienhard, Croyants et
sceptiques.
3. Vgl. Lk 17,3-4.
 
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