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4. BRIEF BUCERS AN LANDGRAF PHILIPP VON HESSEN

angepotten werden, wa sie sich zu Christlicher lehre wolten begeben; Jn dem auch
E.F. G. vnser achtung ein nottwendigs bedencken hat.1
Es ist wol im articul der Communion zu end2 von der weyß, das H. Abentmal zu
halten, von V. L. Praeceptoren gemeldet, das die Communion solte gehalten werden
mit vorgohnder beycht der Communicanten vnd die Priester vor dem Tisch Stohn
vnd nit darhinder sitzen etc. I jjv I
Dise beyde möchten wol bey filen kirchen ein bedencken bringen; wir zweyflen
aber nit, das V. Praeceptoren die vorgohnde beycht selb nicht meinen von iederman
vnd zu ieder Communion zu erfordren sein, sonder, wie D.3 Luther etwan zu de-
nen zu Franckefurt geschriben4, das genug sein solte, die jenigen zu solcher Christ-
lichen beycht vnd vnderricht anzuhalten, die berichts vnd vndeiweysens bedörffen.
Als dann die diener alles, das sie vber dem Tisch des Herren lesen vnd beten, also
lesen vnd betten sollen, das es alles gegenwertig volck wol verstehe vnd sich darab
besseren vnd mit betten1 möge; Auß der vrsachen hat mans in filen kirchen also ge-
ordnet, weyl die kirchen auch so groß sind, das der diener am Tisch staht gegen dem
volck5, damit er desto baß von allem volck verstanden möge werden; Welche weyse
auch in filen kirchen zu Rom vnd in dem Meylendischen Bistumb gehalten würdt.
Nach dem dann ein articul vnser Confession6 freyheyt solcher gepreuchen gibt,
achten wir, V. Praeceptoren meinung seye nit, das einige kirchen deßhalben solten
Weyter, dann es bey jnen besserlich möchte sein, getrungen werden. I yj1 I
Von der onordnung des sitzens hinder dem tisch wüste ich nit, wa die sein
mochte. Zu Franckfort sitzen wol die diener hinder dem Tisch, weyl man prediget,
singet vnd etliche lectionen liset, zu welcher zeyt vnd handlung die Priester auch im
Papstumb neben vnd vor den altaren sitzen, zu den gepetten aber vnd handlungen
der H. Sacrament stohn die selbigen diener mit aller andacht vnd reuerentz, wie an-
derstwo Wol sie in dem auch gegen dem volck stohn.
Aber dieser vnd aller solchen eusseren gepreuch halben zweyflet vns nit, wa die
lehr vnd geprauch der H. Sacramenten recht gehalten vnd das ander fein vnd orden-
lich zur besserung iedes volcks angestellet vnd geubet wurde, V. L. herren vnd bru-
der zu Wittenberg werdenm diese sachen mit nichten streyten.
l) über der Zeile erg.
m) über der Zeile erg.

1. Vgl. den Artikel »Der Geistlichen Gencht halben tn Ehesachen« tn Landgraf Phihpps »Iudi-
cium« (CR V, Sp. 674 [Nr. 3133]) und den Brief Landgraf Philipps an Bucer vom 20. Dezember 1544
(.Lenz II, S. 278).
2. Wittenberger Reformationsbedenken (CR V, Sp. 591 [Nr. 3114]).
3. Doktor.
4. Bnef Luthers an die Prediger zu Frankfurt/Main, der Anfang 1533 tm Druck erschien. Martin
Luther., Ein brieff an die zu Franckfort am Meyn, Wittenberg: Hans Lufft, 1533. VD 16 L 416 5. WA
30 III, S. 558-671. BDS 4, S. 309-310.
5. staht gegen dem volck: der Gemeinde zugewandt steht.
6. Bucers Reformationsgutachten vom November 1544, Artikel »Lehr vnnd haltung der alten
Kirchen von der Lehr m den Kirchenn«, fol. 2701'—2771', hier fol. 2721; Edition m diesem Bd.,
S. 133,8-142,6.
 
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