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5- EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG

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selb vnnd jrem volck) dienst vnnd befelch zum theil durch trutzliches1 be-
dreuwenn2 abschrecken, zum theil durch geschwinde3 alefantz4 ableytenn
mochte. Gibt für, warlich mit gantz widerchristlicher onuerschamte wider
die offenbare warheit inn gottlicher vnnd in allen glaubwürdigen schriff-
I A iiij a I ten bezeüget, Dis werck vnd geschefft Christlicher reformation ge-
püre vnnd stande zü - vermoge gottlichs vnd menschlichs rechtens in der kir-
chen alweg gehalten - nit Keysern, Konigen, Fürsten vnd gemeinen Obren,
sunder allein dem Papst zü Rom vnnd Concilio, Doch das er, der Papst, mit
seinen Bischouen besetze vnd seines gefallens regiere. Derhalben werde Gott
solichen freuel nit ongerochen5 lassen, wa Keis. vnd Kon. Maiestaten sampt
den weltlichen Stenden des Reichs Christliche Reformation der kirchen, wie
güt vnd notwendig die seie, anrichten vnd fürnemmen vnd in dem so ongot-
lich in das Papstlich vnd priesterlich ampt greiffen vnd die gotliche ordnung
der kirchen zerstören wollten Wider das exempel aller gott- vnd glückseligen
vnd nach dem exempel der so viler gotloßen vnnd onseligen geplagten Koni-
gen vnd Keiseren vnd anderer leüten, die vmb sollichs gotlosen freuels willen
von Gott züm schrecken aller wellt geschlagen vnnd geplagt worden sind,6
So werde auch der Papst mit hilff so viler Potentaten vnd Nationen mit nich-
ten züsehen, das E. Keis. vnd Konig. M. vnd gemeine Oberen sich diser sa-
chen vnderziehen wollten Vnd fürnemlich nit, wa man sich des in einer Na-
tion besunders vnderstehn wollte.
Weiter gibt er für mit gleich so onuerscham- I A iiij b I ter onwarheit: Wan
schon diß werck vnd thün E. Keis. vnd Kon. M. mit den Stenden des Reichs
fürzünemmen gepüren mochte, das doch nit seie, So seien dise sachen der Re-
ligion dermassen geschaffen, der mißuerstand vnnd der Protestierenden fre-
uenlichs neüweren, nun mehr in Teütschem lande so weit gelauffen, stecke
auch so hart, das E. Keis. vnd Kon. M. mit den Churfürsten, Fürsten vnd
Stenden des H. Reichs Teütscher nation die selbigen zü güter, gepürender ver-
gleichung nit bringen mogen, Sonder werde, wa sie sollichs one züthün ande-
rer nationen vnderstanden, nit allein ein ongepürliches, sonder auch ein on-
mogliches werck fürnemen.
Ob wol nun allenthalben vil frommer Christen sind, die genüg erkennen
vnd wissen, das diße fürgeben lose, nichtige vnd gantz onuerschampte griff7
sind des Satans vnd widerchrists, christliche Reformation zü verhindern, So
wollen doch dise einreden, wie falsch, nichtig vnnd onuerschamet sie sind,
bey nit wenigen grossen leüten noch allzü vil ansehens haben vnd bedenckens
bringen. Der wegen allen Christen vnd darumb auch mir - was doch die arge

Des Papsts argu-
ment, warumb die
Keis. M. vnd Für-
sten sich vmb
Christ. Reforma-
tion der kirchen
mt annemmen
sollen.

1. grimmiges, wütendes. Grimm 22 (= XI, 1,2), Sp. 1157.
2. Drohen, Drohung. Lexer 1, Sp. 142; Frühneuhochdt. WB 3, Sp.425.
3. listige, tückische.
4. Gaunerei, Betrug. Frühneuhochdt. WB 1, Sp.765-766.
5. ungerächt.
6. Vgl. etwa II Reg 13,1-3.
7. Kniffe, Listen, Tücken. Grimm 9 (= IV,1,6), Sp. 294; Frühneuhochdt. WB 7/1, Sp. 411.
 
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