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5. EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG

Was hienn gekla-
get, gehet allein
die ann, die des of-
fentlich6 schuldig
sind.

Waruff Bucerus
getröstet dise
Ennnerung fur-
genommen.

genn. So weiß ich wol, das ein jeder, der diß also recht Christlich bedencken
vnd richten wille, wurdt bekennen mussen, das alles mein anziehen, auch da
es am geschwindisten1 vnd bittristen2 mochte angesehen werden, noch vil
zu lind vnnd zu kul abgangen ist.
Das weiß sunst der Allmechtig Gott woll, vor dem ich michs wie auch vor
E. Keis. vnd Kon. Maiestaten Gnaden vnd gnaden wille bezeuget haben, das
ich ongern wolte einigen menschenn auff erden das geringest abgebrochen
werden3, es seie an einigem güt, eerenn oder gewalt, sonder das ich von hert-
zen begere, meniglich an allem güt vnd eeren, an allem segen Gottes immer
gemehret vnd reicher werden. Allein das vnser Herr Jesus, der vnß doch er-
schaffen vnnd allen alles gütts verleyhet vnd erhaltet, auch erkennet vnd sei-
nem seligen Euangelio, one das vnß auch alles schad vnd gifft sein müß, was
wir meinen güts zühaben vnd zü niessen4, sein stadt bey vnß gegeben werde
zü vnser aller zeyttlichem vnd ewigem heyl vnd frommen5.
So bin ich auch on allenn zweyffel, das vil seind in dem Bischoflichen vnd
Prelaten stand, I B iij b I die Christlicher Reformation für sich selb nit entge-
gen sind, sonder züm teyl jhr begeren, züm teyl allein auß onwissenn vnnd
falscher beredung darwider sind, das jnenn ein vergebliche sorg eingeredt ist
einer ongottlichen neuwerung in der religion vnd zerrüttung der Policien.
Derhalben ich mich auch des bezeuge, was ich hierinn wider die verkerung
des genanten Papsts vnd seiner Bischouen vnd Prelaten furbringen vnnd dem
selbigen die nammen geben werde, die jm das Gotlich vnnd geschriben recht
züuor gegeben haben, das ich damit keine güthertzigen Herren, die das reich
Christi auch begeren, ia vberall nieman weyter wille beklaget, angetastet oder
beschwert haben, dan so weyt ein jeder sich selb solcher verkerung vor Gott
vnd mit der that offentlich schuldig machet vnd beweiset.
So vil dan mein person belanget, weyß ich wol, das vil sind, die mich darzü
gantz ontüchtig achten, das ich E. Keis. vnnd Kon. Maiestaten gnaden vnd
gnaden von so hohen Gottlichen dingen anreden solle, Mir gepüret aber in di-
sem handel vor allem darauff züsehen, was mir der Herre im himmel, der
mich erschaffen vnd entlich allein recht richten würdt, aufleget vnd befilhet,
nit wa zü mich die wellt tüchtig oder ontüchtig erkennet7. Jch weiß, Gott
seie ewigs lob, I B iiij a I das ich nichts hierinn süche noch begere dann sein eer
vnnd aller menschen heyl, So weyß ich auch, was ich hie fürbringen werde,
seinen warenn befelh vnnd gebott sein8, So ist es dem Herren nit newe, das

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1. am tückischsten, am gefährlichsten.
2. am leidvollsten.
3. A.c.i.: daß ... abgebrochen wird.
4. innehaben und sich zunutze machen, gebrauchen, benutzen, genießen. Lexer 2, Sp. 80.
5. Nutzen.
6. offenbar, offenkundig.
7. Vgl. I Kor 4,3-4; Ps 7.
8. A.c.i.: daß alles, was ich hier vorbrmgen werde,... ist.
 
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