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5. EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG

Aller schein, dar-
umb der Papst
allein die Religion
verwallten solle.

Der Papst solle re-
formieren; aus
dem folget nit, das
andere nit refor-
mieren sollen.

wem das Gottes wort vnd die war Apostolische tradition dis werck Christli-
cher Reformation befilhet vnd aufferleget.
Der schein, den der gegentheil seines fürgebens gern machen wollte, stehet
aller in dem, das sie sagen, Den kirchen dienst reformieren, die religion recht
verordnen, mißbreuch an der selbigen besseren seie einn werck der Priester;
So seie der Papst der allgemein Oberist Priester vnd Fürst aller Priester, Er
habe den gewallt S. Peters, ja Christi selb, vnsers Herrenn, des stathalter er
I ij / C j b\ seie, Er solle die schaflin Christi weyden,1 Er habe den gewallt zü
binden vnd zü losen2; Darumb stehe diß werck, Concilien zü berüffen vnd
handlungen vmb Reformation in Religion sachen, dem Papst allein zü vnd de-
nen Priesteren vnd Bischouen, die er darzü tauglich erkennet. Vnd also ha-
bens erkennet vnd gehallten alle kirchen von anbegin.
Diß ist aller schein, den dise leut jres solichen grewlichen freuels füi'wen-
den, durch den sie jnen3 alle gemeinden Christi zü allem jrem mütwillen er-
geben vnd verpflicht machen wollen. Wie nichtig aber diser schein seie vnd
wie in dem die offentliche onwarheit von jnen auffs onuerschamtest darge-
benn werde, ist Gott lob nun lengist aller wellt durch vil gottselige schrifften
überflüßig dargethon4; Darumb ich das selbige auffs aller kürtzest hie sum-
mieren wille.
Erstlich ist das war: alle Religion sachen sollen Bischoue vnd Priester als die
vornemmen Seelsorger vnd lehrer gottlichs gesatzes vor anderen versorgen,
Auß dem mundt des Priesters fraget man nach dem gesatz des Herren, sie sol-
len sein das liecht der wellt, das saltz der erdenn5; So ist das auch war: ye ho-
her die Priester sind, ye getrewlicher vnnd ernstlicher sie die Religion sachen
versehen sollen, Dan dem vil befolhen, der solle auch vil versorgenn6; War ist
auch, das I iij / C ij a\ der Herre S. Peter gewallt vnd befelch gegeben hat, auff
erden zü binden vnd zü losen vnd seine schaflin zü weiden, auch für sie zü
sterben.7
Nun gesetzet, das auch das war seie, das der gegentheil hie weiter anhenget,
welches doch offentlich onwar ist, das nemlich der Papst ein universalis, all-
gemeiner Obrister Priester vnd Fürste der Priester seie, Gesetzet auch, das der
jetzige Papst mit seinem üblen gesind ware Papst vnd Priester seienn, des wi-
derspil doch am tag ligt; Noch auß welcher Logic schleusset sich das, das dem
Papst vnd seinem gesind die Reformation in den Teütschen kirchenn anzu-
richten gepüre vnnd allein gepüre? Also, das man bey vnß ohn jn Christliche
Reformation nit solte fürnemmen?

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1. Vgl.Joh 21,15—19.
2. Mt 16,19.
3. sich.
4. Vgl. z.B. Luther, Passional Christi und Antichristi, 1521 (WA 9, S. 701-715); Luther,
Von den Konziliis und Kirchen, 1539 (WA 50, S. 509-653).
5. Mt 5,13-14-
6. Lk 12,48.
7. Vgl.Joh 21,15-19.
 
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