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5. EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG

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Sie werden freilich dem Papst nit mehr zügeben dan S. Peter (nemlich mit
worten, dann im hertzen vnd der that geben sie jm vil mehr zü, dan Christo,
vnserem Herren, selb). Nun was S. Peter gewesen oder gehabt, so hat doch
der liebe Paulus nit desteweniger auch sich vnd seine junger Timotheum, Ti-
tum vnnd andere, ja auch ein jede kirche vnnd ein jedenn Christen für sich
schuldig erkennet; bey sich vnd bey denen jeder vermage zü reformieren, das
ist wider zü der regel vnd form des H. Euangeli zü besseren vnnd zü richten,
was jmer deformiert vnd von solcher re- I iiij / C ij b\ gel vnd formen Christi
komen ist. Darum schicket der H. Paulus seinen Timotheum vnd Titum gon
Corinthum vnnd zü anderen kirchen. Darumb liesse er Timotheum zü
Epheso vnd Titum in Creta, Vnnd die Corinthier schalt er übel, das sie in jrer
kirchen nit reformiert hatten.
Der Herre hat ja gepotten, das jeder sich selbs vnnd seine nehisten, auch
jede gemeinde die jren taglich reformieren solle. Sagt er nit: »Sündiget dein
brüder wider dich, straffe jn zwischten dir vnnd jm, allein horet er dich nit, so
nimm einen oder zwen zü dir, horet er die auch nit, so sage es der kirchen, ho-
ret er die aber nit, so seie er dir als ein Heyd vnd publican1«? Was ist nun diß
anders dann reformieren? So befilhet der Geist Christi allen fürsteheren in al-
lenn kirchen, »das sie vnderweisen vnd züchtigen sollen die vnordenlichenn,
die kleinmütigen trosten, den schwachen helffen«2; Das ist ja reformieren.
Gott gepeutet ja: »Liebe, diene, hilffe deinem nehisten. Hieran hanget das
gantz gesatz vnd die Propheten.«3 Die liebe solle nun mit der that vnnd vor
allem an besserung der Religion geleistet werden, Dan an deren alle andere
wolfart hanget.
Auß dem hat der H. Geist in seiner kirchen von reformieren diße ordnung
gegeben vnd gehalltenn: Was nit durch die besonderen brüder, I v / C iij a I
vorsteher vnnd kirchen kan reformiert werden, das ettliche seelsorger vnd
auch leyen, die im verstand vnd eyfer Christi andere fürtreffen, sich im Her-
ren versamlen vnd durch gemeinen rhat die wege süchen sollen, damit solichs
reformiert werde, was sich in den gemeinden Christi noch deformiert erfin-
det. Daher sind die Canones vnd Leges kommen, wellche erforderen, das in
jeder Prouintze des jars zwen Synodi gehallten werden sollen, zü reformie-
ren, was an den kirchen dienern oder sunst in den kirchen deformiert vnnd nit
zü vor durch jede kirch vnd Bischoue für sich selb reformiert worden ist.
Diß alles wissen die armen feinde Christlicher reformation, wie hie erzelet,
vom Herrenn selb geordnet vnd gepotten vnd in den kirchen allwegen, da sie
noch durch ware Bischoue versorget wurden, mit hohistem fleiß gehallten

Was reformierenn
seie vnd wem es
zustande.

1. Cor. 417];
2. Cor. 8[6];
12[i 8];
1. Tim. 1 [3];
Titum Ü4-5];
1. Cor. 5 [1—13]
Des Herren gepott
von reformieren
Matth. 18 [15-17]

Die ordnung ge-
meiner reforma-
tion der kirchen

Can. Ap. 37h
Con. Nic. 55

1. Zöllner.
2. I Thess 5,14.
3. Mt 22,40.
4. Apostohscher Kanon 37 (= Apostohsche Konstitutionen VIII,47,37) (Les constitu-
tions apostohques III, S. 286).
5. 1. Konzil von Nizäa (325), Kanon 5 (Dekrete der ökumenischen Konzihen, Bd.I,
S. 8 —9; COD, S. 8).
 
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