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5- EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG

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der seinen eigen Herren, Keyser Mauritium1, samt seinem gemahel, sunen
vnd dochtern, erschlüge vnd für jn Keyser warde, ergriffen haben vnnd in di-
ser lesterung vnd hochfart biß har verharret vnd jmmer auffgestigen sind.
So ist zü vor im dritten Aphricanischen Concilio gesetzet2, das der Bi-
schoue des erstenn stüls nit solle einn Fürst der Priester oder der Obrist Prie-
ster oder ettwas dergleichen, sonder allein der Bischoue des ersten stüls
geheissen werden. Dann vmb S. Peters willen vnd das Rom die Obriste haupt-
stat des Rom. Reichs war, hat man den Bischoue zü Rom in den Concilienn
vnd sunst den ersten vnnd fürnemsten vnder den Bischouen gehallten vnd jm
den vordristen sitz ge- I viij / C iiij b I geben Vnder anderen Bischouen, nit
über andere Bischoue. Daher pliben ist, das er den Bischouen brüder schrei-
bet, nit sonen wie anderen. So hatt jm das Concilium zü Nicea das auffsehen4
nit auff alle kirchen, sonder allein auff die kirchen, nahe bey Rom gelegen, die
es suburbicarias nennet, befolhenn, Wie dem Bischoue zü Alexandria die kir-
chen in Aegypto.
Die warheit ist, wie der heylig Hieronymus zeuget5, der sich vmb das
recht der Romischen kirchen als ein Priester der selbigen etwas besser ver-
standen hatt, dan diße Papst der zerstorung. »Wa6 ein Bischoue ist, er seye zü
Rom oder Eugubii7, zü Constantinopel8 oder Rhegii9, zü Alexandria10
oder Tanis11« (setzet die geringesten Bischoue gegen den großten Patriar-
chen), »so ist er einer würde vnd eines Priesterthumbs.«12 Gewallt der Reich-
thumb vnd demüt der armüt machet einen Bischoue hoher, den anderen nid-
riger, sunst seind sie alle nachkommen der Apostlen. Haec ille. Das ist die
warheit vnd sind nichts dann offenbare lugen des Antichrists die erdichten
Epistolen, den ersten frommen Papsten felschlich zügeschriben13, jn denen

Cap. 26

Was vorgang der
stül zü Rom habe.

Eccles. Hist.
lib. 10. cap. 63

Hieronymus ad
Euagrium: Alle
Biscboue gleich.

1. Flavios Tibenos Maunkios, geb. 539, gest. 602, byzantinischer Kaiser 582—602.
LThK3 6, Sp. 1495.
2. Concihum Carthaginense (Aphncanum) III, c. 26 (CChr.SL 149, S. 334).
3. Eusebius, Histona ecclesiastica X,6 (GCS 9/2, S. 865—969, v.a. S.966—967).
4. Aufsicht. Frühneuhochdt. WB 2, Sp.694.
5. Der Text, der tm Decretum Gratiam steht (Decr. Grat. I, Dist. 93, c. 24), erschien 1538
unter dem Titel >Ad Evagrium de potestate papae cum praefatione Luthen< lm Druck: Wit-
tenberg: Nickel Schirlentz, 1538. VD 16 H 3507. Luther nennt als Verfasser Hieronymus.
Bucer dürfte sich auf diese Edition stützen. WA 50, S. 338-341, hier S. 340,13-19; Friedberg
I, Sp. 327—329, hier Sp. 328. Bucer mmmt auf diese Stelle auch m der Ersten Verteidigungs-
schrift (1543), Bl. C3a (BDS 11,1, S.84-85) und in seiner Zweiten Verteidigungsschrift
(1543), Bl. cxxxvija (BDS 11,2, S.228) Bezug.
6. Wo.
7. Gubbio, nördhch von Perugia, Bischofssitz seit dem 5. Jh.
8. Konstantinopel, Bischofssitz seit dem 1. Jh., seit 451 Patnarchat.
9. Reggio di Calabna, Bischofssitz seit dem 4. Jh.
10. Alexandna, Bischofssitz/Patnarchat seit dem 1. Jh.
11. Tams, lm 4./5. Jh. Bischofssitz m Unterägypten.
12. Hieronymus, Epistola 146,1 (Ad Euangelum) (PL 22, Sp. 1194; CSEL 56, S.310.17-
311,1). Dasselbe Zitat findet sich auch m der Ersten Verteidigungsschnft (1543), Bl. (/3a
(BDS 11,1, S. 84,35-85,3).
13. Sog. pseudoisidonsche Dekretalen. Vgl. Angenendt, Das Frühmittelalter, S. 394—395.
 
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