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5. EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG
Reformieren ist
ein werck der für-
bindigsten1 Chri-
sten, das solle nun
den aller Antichri-
sten vertrawet
werden.
Chnstliche lehre
vnd Papstlich thün
konden einander
nit leiden.
erkennen, das keine leüt vff erden so ferr vnd ernstlich von aller religion vnd
reformation sachen abgehalten werden sollen, alß dise leüth, Vnd das ia nichts
konde fürgegeben werden, das aller warheit vnnd allen rechten vnnd aller
menschlichen vernunfft mehr entgegen vnnd züwider were, dann dis vorge-
ben, das man handlung vmb Christliche reformation solte disem genanten
Papst Paulo iij. vnd seinem hauffen heim stellen.
Kirchen besseren vnd reformieren ist ein werck der Christen vnd der aller
verstendigsten vnd ey- I liij / J iij a I ferigsten Christen; deren findet man nier-
gent weniger, dann bei disen Romischen tyrannen, ia man findet da nichts,
dann eitel, allerhefftigests vnnd onablaßlichests deformieren vnd zerstoren
der kirchen. Darumb nit weniger wider alle Gottselige natur vnd vernunfft
ist, dem Papst Christliche reformation züstellen, dann wider gemeine natur
vnd vernunfft ist wollen, das erkaltet ist, mit einem ding wermen, das nit allein
kein werme, sonder die groste kelte in sich hatt vnd von sich gibt, Vnnd einen
krancken menschen wollen mit gewissem, todlichem gifft wider erquicken
vnd im leben behalten vnd der schafflin heyl damit schaffen, das man jnen
wolff, beren vnd lowen zü hirten setze.
Der ein bawfellig hauß gern wider in ein güten baw gepracht hette, solle der
das selbige denen wider inn baw zübringen vertrawen, die nichts anders wis-
sen noch gewillet sein, dann wie sie das hauß gar zü boden reissen vnd im
grund verstoren? Solle, der sein kleid gern gebessert hette, das selbige dem zü
besseren geben, der kein anderen sinn noch willen hat, dann es gar zü zerreis-
sen vnnd zü zerfetzen?
Vnder den anderen vnd geringeren stücken Christlicher Reformation ist,
das alle Papstliche vnnd Bischoueliche dienst vnnd aller empter der kirchen
allein vmbs Herren willen vnd zü besse- I liiij / J iij b I rung der kirchen ver-
richtet werden sollen, on einige2 zeitliche vergeltung, nach dem wort des
Herren: »Vmb sunst habt jrs empfangen, vmb sunst solt jrs geben.«3 Wie
solte aber dem ietzigen genanten Papst vnd seinem houe vnd dann auch ande-
ren Bischouen gemeinet sind, wann sie nichts mehr für jre Confirmationen,
concessionen, dispensationen, inuestituren, weihen, sigill4 vnnd anders der
gleichen nemmen solten, Wa wolte man dann gelt nemmen, einen so über ko-
niglichen houe zü halten vnnd bracht5 zü treiben? Waher wolte man den pa-
starten6 gantze Fürstenthumb kauffen vnd sie inn allem bracht so hoch an-
bringen?
Nun, das aller erst vnnd nottwendigest an Christlicher Reformation ist die
gesunde lehre Christi; die selbige schendet vnd verdammet alles thün vnd las-
sen diser leuten züm aller scherpffsten. Wie mochten sie dann solche lehre ge-
5
IO
20
25
3°
35
1. ausgezeichnetesten. Lexer 3, Sp. 592.
2. irgendeine.
3. Mt 10,8.
4. Siegel.
5. Pracht, Prunk. Frühneuhochdt. WB 4, Sp. 892-893.
6. Bastarden, außerehehch gezeugten Kindern. Frühneuhochdt. WB 3, Sp. 100.
5. EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG
Reformieren ist
ein werck der für-
bindigsten1 Chri-
sten, das solle nun
den aller Antichri-
sten vertrawet
werden.
Chnstliche lehre
vnd Papstlich thün
konden einander
nit leiden.
erkennen, das keine leüt vff erden so ferr vnd ernstlich von aller religion vnd
reformation sachen abgehalten werden sollen, alß dise leüth, Vnd das ia nichts
konde fürgegeben werden, das aller warheit vnnd allen rechten vnnd aller
menschlichen vernunfft mehr entgegen vnnd züwider were, dann dis vorge-
ben, das man handlung vmb Christliche reformation solte disem genanten
Papst Paulo iij. vnd seinem hauffen heim stellen.
Kirchen besseren vnd reformieren ist ein werck der Christen vnd der aller
verstendigsten vnd ey- I liij / J iij a I ferigsten Christen; deren findet man nier-
gent weniger, dann bei disen Romischen tyrannen, ia man findet da nichts,
dann eitel, allerhefftigests vnnd onablaßlichests deformieren vnd zerstoren
der kirchen. Darumb nit weniger wider alle Gottselige natur vnd vernunfft
ist, dem Papst Christliche reformation züstellen, dann wider gemeine natur
vnd vernunfft ist wollen, das erkaltet ist, mit einem ding wermen, das nit allein
kein werme, sonder die groste kelte in sich hatt vnd von sich gibt, Vnnd einen
krancken menschen wollen mit gewissem, todlichem gifft wider erquicken
vnd im leben behalten vnd der schafflin heyl damit schaffen, das man jnen
wolff, beren vnd lowen zü hirten setze.
Der ein bawfellig hauß gern wider in ein güten baw gepracht hette, solle der
das selbige denen wider inn baw zübringen vertrawen, die nichts anders wis-
sen noch gewillet sein, dann wie sie das hauß gar zü boden reissen vnd im
grund verstoren? Solle, der sein kleid gern gebessert hette, das selbige dem zü
besseren geben, der kein anderen sinn noch willen hat, dann es gar zü zerreis-
sen vnnd zü zerfetzen?
Vnder den anderen vnd geringeren stücken Christlicher Reformation ist,
das alle Papstliche vnnd Bischoueliche dienst vnnd aller empter der kirchen
allein vmbs Herren willen vnd zü besse- I liiij / J iij b I rung der kirchen ver-
richtet werden sollen, on einige2 zeitliche vergeltung, nach dem wort des
Herren: »Vmb sunst habt jrs empfangen, vmb sunst solt jrs geben.«3 Wie
solte aber dem ietzigen genanten Papst vnd seinem houe vnd dann auch ande-
ren Bischouen gemeinet sind, wann sie nichts mehr für jre Confirmationen,
concessionen, dispensationen, inuestituren, weihen, sigill4 vnnd anders der
gleichen nemmen solten, Wa wolte man dann gelt nemmen, einen so über ko-
niglichen houe zü halten vnnd bracht5 zü treiben? Waher wolte man den pa-
starten6 gantze Fürstenthumb kauffen vnd sie inn allem bracht so hoch an-
bringen?
Nun, das aller erst vnnd nottwendigest an Christlicher Reformation ist die
gesunde lehre Christi; die selbige schendet vnd verdammet alles thün vnd las-
sen diser leuten züm aller scherpffsten. Wie mochten sie dann solche lehre ge-
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1. ausgezeichnetesten. Lexer 3, Sp. 592.
2. irgendeine.
3. Mt 10,8.
4. Siegel.
5. Pracht, Prunk. Frühneuhochdt. WB 4, Sp. 892-893.
6. Bastarden, außerehehch gezeugten Kindern. Frühneuhochdt. WB 3, Sp. 100.