Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 13): Unionsschriften 1542 - 1545 — Gütersloh, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30650#0281
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5- EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG

277

5

20



35

beide1 durch Türcken vnnd den geist seines munds gar hinnemme vnd ver-
tilge-
Auß disem hatt ja ein ieder Christ klar zuerkennen, das der Papst auß Gott-
licher schrifft gar kein argument hat, daraus in einigen wege mochte geschlos-
sen werden, das E. Kei. Ma. ettwas jrem ampt ongemaß oder dem Priesterli-
chen ampt zü nahe im Speirischen abscheyd gesetzet oder fürgenomen hetten
in dem, das sie gesetzet vnd vertrostet haben vff disen ietzigen Wormsischen
Reichstag2, die weg zü süchen, wie die Deudtsche nation ein mal inn der reli-
gion verglichen vnd die Kirchen reformiert werden mochten.
Der Papst zeucht aber züm dritten auch an des Grossen Constantini3
zeugnis, der zü den Bischouen, da sie sein gericht gegen einander ersüchten,
gesagt hatt: »Gott hatt euch zü priesteren gesetzet vnnd gewalt gegeben, auch
über vns zürichten. Vnd darumb werden wir billich von euch gerichtet, jr
mocht aber nit von menschen gerichtet werden. Darumb, so harren auff des
einigen Gottes gericht vnnd ewere gezenck, was die sind, sollen bis auff das
selbige gericht auffgeschoben vnd behalten werden, Dann jr seind vns für
Gotter gegeben.«4 Darumb gepüret sich nit, das ein I Ixxj / L iiij a I mensch
die Gotter richte, sonder allein der, von dem geschriben steht: »Gott ist auff-
gestanden inn der versamlung der Gotter, er richtet vnder den Gotteren.«5
Auß disen worten will der Papst schliessen, das E. Keis. Maiestat auch Gott
in sein gericht greiffe, wa sie die Priester zü Christlicher Reformation wollten
anhalten.
Jst aber das nit auch ein gantz onuerschamets anziehen, Dann dise leut frei-
lich woll wissen, das der fromme Keiser Constantinus dise wort eben zü
denen Bischouen geredt hat, denen er vnd kein Papst ins Concilium gon6
Nicea7 züsamen gepotten vnd in aller handlung der Religion vorgewesen ist?
Dise gantze history vom Constantino erweiset auffs eigentlichest vnd gewall-
tigest, das E. Keis. Maiestat vnnd nit der Papst das Concilium vmb Reforma-
tion der lehre vnnd zucht Christi berüffen vnd hallten solle. Vnnd dise leut
dorffen gemelte wort auß diser history füiwerffen, die leut zü beredenn, als
ob E. Keis. Maiestat diß werck vermoge des rechtens, des sich Constantinus
bekant vnnd gehalten hatt, nit gepürenn sollte. Wie ists so war, das der Psalm
von disen leuten gesungen hat: Wir wollens mit vnser zungen hindurch dru-
ckenn, vnser lefftzen8 sind doch vnser; wer wolte vns beherschen? I Ixxij /
L iiij b I

Des Keysers Con-
stantim rede on-
recht angezogen

Wie onuerschemet
der gegentheil dise
rede Constantim
anzeucht.

Psal. 12^5]

1. beide ... vnnd: sowohl... als auch.
2. Der Wormser Reichstag, der am 15. Dezember 1544 eröffnet wurde und bis zum
4. August 1545 tagte. Wolgast, Art. Reichstage der Reformationszeit 3., in: TRE 28, S.465.
3. Konstantin I.; s. oben S. 271, Anm. 2.
4. Rufinus, Historia ecclesiastica 1,2 (PL 21, Sp.468B).
5. Ps 82,1.
6. gegen, nach.
7. 1. Konzil von Nizäa, einberufen von Konstantin I. TRE 24, S. 429-441.
8. Lippen.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften