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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 13): Unionsschriften 1542 - 1545 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30650#0299
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5. EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG

295

s

20



35

Apostolen vnnd Elteren, sonder auch der anderen brudern in gemein, Dann
der brieffe also gestellet ist: »Die Apostel, die Eltern vnd die bruder«1 2 etc.
Dise ordnung hat die kirch Christi zü jren I cj / P iij a I besten zeiten, da der
glaub taglich mit blüt bekennet vnnd gemehret warde, getrewlich gehaltenn
vnd in den Concilien vnd allem berahtschlagen der Religion sachen die gleubi-
genn Leyen auch gern gefraget vnnd gehoret vnnd das zü Rom gleich so woll
als anderswo, Wie man das bey dem H. Cypriano vilfaltig bezeuget findet.
Nach dem dann Gott gegeben, das Keyser vnd Konig glider der kirchen
worden, hat der H. Geist die lieben vatter auß seiner vorigen ordnung vnd
lehre leicht dahin geleitet, das sie zü den hendlenn der Religion die Christli-
chen Fürsten vnd heupter vor anderen erbetten haben, wie die selbigenn auch
die Religion vor anderen beforderen vnnd, was deren entgegen sein, wille ab-
schaffen mogen.
Dazü sie auch das bewegt hat, das die grossen versamlungen vnd Concilia,
in welchen grosse sachenn sollen gehandlet werden, berüffenn nach gemeiner
ordnung Gottes, deren sie sich allwegen vnderthanig erkennet habenn, nie-
mand dann den hohen heuptern vnd regenten zü stehet. Weliche auch, wie vor
gesagt, jnen3 die Religion sachen als die notwendigsten vnnd heilsamisten, an
wellchen alle wolfart beider4 Obren vnnd der vnderthanen hanget, züm ho-
histen sollen angelegen sein lassen.
Auß dem grundt haben beide5 die H. Vat- I cij / P iij b I ter vnd die Christli-
chen Keiser vnd Konig erkennet, das nach dem gesetz Gottes, nach den altenn
kirchen regulen vnnd auch nach gemeinen gesetzen vnnd rechter vernunfft
gentzlich den Obren heuptern vnder den Christen von wegen jres ampts vnd
pflichten gepüre vnd züstande, die grosseren Concilia zü berüffen, so offt das
der kirchen nutzlich sein mage, auch mit darbei zü sein, mit zü rahten vnd zü
schliessen.
Nun werden aber die vom gegentheil vnnd hie auch das entgegenn werffen:
Ob schon den hohern heupteren gebüren mocht von der Religion handlung
fürzünemen vnd Concilien derhalben züberüffen vnd zü halten, wie Con-
stantinus6, Theodosius7 vnd ettliche andere gethon, so konde doch dis nit
allen Konigen vnd Fürsten gepüren, nemlich, welche des verstands vnnd ei-
fers nit sind. Darumb auch Valentinianus, der erste Keyser diß namens8, weil
er jm9 10 selbs bewüßt ware, das er sich mehr vmb kriegs- dann vmb kirchen hen-
del verstunde, wollte er nicht im Concilio sein, da des glaubens sachen solten
1. Act 15,23.
2. Cyprian, Epistola 63 (PL 4, Sp. 372-389; CSEL 3/2, S.701-717).
3. sich.
4. beider ... vnnd: sowohl der ... als auch der.
5. beide ... vnd: sowohl... als auch.
6. Konstantin L; s. oben S. 271, Anm. 2.
7. Theodosius I. der Große; s. oben S.289, Anm. 5.
8. Valentinian I., geb. 321, gest. 375, römischer Kaiser 364-375. LThK3 10, Sp. 522-523.
9. sich.
10. Cassiodor, Histona ecclesiastica tripartita VII,12 (PL 69, Sp. 1078—1079).

Vide Epist. 3,
lib.21
Auch zü Rom hat
man die Leyenn
zum Concilio
gezogen.

Gegenwürff von
ongeschickligkeit
der Fürstenn tn
Rehgion sachen
Valentimanus on
keiserliche
antwort
Lib. 7. Histo.
Tnp. cap. 129
 
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