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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 13): Unionsschriften 1542 - 1545 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30650#0307
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5- EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG

3°3

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thün, name Papst Gregorius jx.1 gegen im an die hand vnd thet disen Keyser
in bann, ob er wol sich schon zü disem zug gerüstet vnnd auff dem weg gewe-
sen vnnd allein durch leibs kranckheit daran verhindert warde.
Da aber diser Keyser hernaher solichen zug doch fürname vnd deßhalb ei-
nen Reichstag zü Ravenna hielte Anno m. cc. xxxiiij.,3 richtet der selbige
Papst Gregorius an, das die Veroner vnnd Meylender die Teutschen, so mit
dem creutz bezeichnet zü dem Reichstag vnd volgends zü dem Keyserlichen
herzug in Jtalien zogen, beraubten vnd zü ruck triben. Des gleichen, da der
güte Key- I cxv / Rij a\ ser doch jns heylige land kommen vnnd auch da ett-
was dapffers außrichtet, richtet jm der Papst grawsam gefahrliche mytterei an
durch die Templierer4, Vnd, an dem nit ersettiget, zoge er jm auch mit ge-
walltigem hore5 in seine erbland in Apuliam, name jm die ein vnnd verhütet,
das jm niemand in Syriam nachzuge, ließ die bezeichneten Ritterbrüder, die
jm züziehen wolten, erwürgen. Vber das alles, da Gott schon gnad geben, das
diser Keyser Jerusalem, Nazareth, Joppen6 mit den vmbligenden landen er-
obret, die statt Jerusalem gepawet vnd befestiget, auch einen ehrlichen friden
mit dem Soldan7 gemacht vnd der Keyser solichen sig vnd glück dem Papst
sich mit jm züfrewen zügeschriben hat, liesse der Papst im land allenthalben
außgiessen, der Keyser were gestorben, dadurch er dem Keyser vil Stett in
Jtalia abfellig machete. Vnd wa der Keyser nit onuersehenlich komen, hette er
jm alle seine land in Jtalia abfellig oder aber seer onrüwig gemacht. Mit soll-
chen ehrlichen griffen8 vnnd thaten haben die Papst disen Keyser gebrochen.
Derhalben, wa sie sich noch ettwas schemmen mochten, sollten sie dises Key-
sers im wenigsten nit gedencken dorffen. Dann ob er wol durch seine eygnen
fehl den gerechten Gott zü sollichem vrtheyl wol verursachet, so sind doch
die Papst darzü Gottes nachrichter9 gewesen durch I cxvj / Rij b\ die onehr-
lichsten vnd onmenschlichsten practicen, meytereien vnd verretereien, das es
erschrocklich ist, daruon zü lesen.
Derhalben bei solchen historien die zwei ding wol zübedencken sind: das
ein, das die nit vor anderen sünder sind, als der Herre sagt, über die etwan die
eusseren straffen ernstlicher ergehen.10 Das ander, das auch die gemeinlich die

Des Papsts müte-
rey2 vnd verrette-
rei wider Keis.
Fnderich. ij.

1. Gregor IX., geb. vor 1170, gest. 1241, Papst 1227—1241. LThK3 4, Sp. 1019.
2. Vgl. Grimm 12 (= VI), Sp. 2164-2166.
3. Gemeint ist hier wohl der Reichstag von Ravenna von 1231/32.
4. Tempelritter, Templer. LThK3 9, Sp. 1331-1332.
5. Heer.
6. Joppe (Jaffa), Hafenstadt von Jerusalem.
7. Sultan Al-Kamil Muhammad al-Malik, geb. 1177/1180, gest. 1238, Sultan des Ayyubi-
denreiches 1218—1238; besiegte 1221 die Kreuzfahrer. Mayer, Geschichte der Kreuzzüge,
S. 195-200; Lexikon des Mittelalters 5, Sp. 883.
8. Kniffen, Listen, Tücken. Grimm 9 (= IV,1,6), Sp.294; Frühneuhochdt. WB 7/1,
Sp.411.
9. Scharfrichter. Grimm 13 (= VII), Sp. 103.
10. Vgl. Lk 16,25.
 
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