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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 13): Unionsschriften 1542 - 1545 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30650#0309
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5- EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG

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stohnd, das auff erden nie kein1 tyranney kommen ist, die vnder dem namen
Christi das reich Christi in der welt grewlicher zerstore, verwuste vnd ver-
tilge. Dann alles, dadurch vnser Herre Christus bei vns auff erden wille erken-
net vnnd geehret werden vnnd in vns sein reich haben2, nemlich das h. Euan-
geli, die sacramenta vnd Christliche zucht3, hatt der Papst so gantz vnd gar
mit dem verschlagen4 vnnd verduncklen durch die frembde sprachen vnd
sonst onuerstendtliche außspendung vnd mit einmischung vnd anhengen so
viler gottlosen vnd abgottischen gedichten5 vnnd fünden6 verkeret, das alle
seine kirchen übungen seinet halben allein darzü dienen, das die leüt das ver-
trawen jrs heils auff seine erlogne himmelschlüssel vnd abergleubische, abgot-
tische cerimonien setzen, Vnd die weil sicher dahin faren in allen iren sünden
vnd lasteren, nemlich in einem sollichen leben, wie er vnnd sein verkerter
I cxjx / Riiij a I hauffe selb lebet. Damit hatt er aber, nach dem die leüt falschen
schein der Religion immer mehr dann die waren Religion lieben, die sach da-
hin bracht, das er aller kirchen güt vnd gewalt in seine hend bekomen vnd diß
allein, die ware lehre vnd erkantnüß Christi mit aller zucht vnd erbarkeyt,
trew vnd liebe vnder den menschen züuertilcken vnnd seine grewel zü meh-
ren vnnd zü erhalten, mißbrauchet.
Daß ist nun lengest, Gott lob, allen Christen so entdecket vnd offenbar, das
sie ja nit zweifflen mogen, das die erhohung des Papsts in dise seine wider-
christliche tyranney vnnd alles wachsen der selbigen im geystlichen vnnd
weltlichen gar kein werck ist Gottlichs wolgefallens, sonder das erschrocken-
lichest vrtheyl vnd 'vorstrecken des1 eüssersten zorns vnnd rache Gottes
vber die genante Christenheyt. Derhalben werden auch alle ChristenJ, so die
Propheten, die wort vnsers Herren Jesu selb vnnd der Apostel schrifften gele-
sen vnd betrachtet, daran nit zweifflen, das die haupt vrsache, daher das
Papstumb so gewaltig worden vnnd das Keyserthumb vnd alle hochheit bei
den Christen mit aller ordenlichen kirchen- vnnd politischen regierung vnder
sich gebracht, zerbrochen vnd zerstoret hatt, anders nichts sein mage, dann
die grewliche, gottlose vndanckbarkeit der welt gegen der I cxx / R iiij b I on-
endtlichen gnaden vnd güte Gottes,7 die jhr er in seinem heyligen Euangelio
bewisen, durch welchs er jr seinen Sone, vnseren Herren Jhesum Christum,

Die hauptursach
Papsthcher
erhohung

l—l) Drf. vorstreckendes.
j) Drf. Cchnsten.

1. nie kein: noch nie eine.
2. Vgl. Lk 17,21; Kol 1,13.
3. Für Bucer sind dies die drei Kennzeichen der Kirche. Er nennt sie auch andernorts:
>Vom Tag zu Hagenaw, 1540 (BDS 9,1, S. 216,16-17); »Einfältiges Bedenkem, 1543 (BDS
11,1, S.259,33—260,3); sehr ausführhch tn der tm Januar 1545 erschienenen >Bestendigen
Verantwortung< (BDS 11,3, S. 185,30-191,22).
4. Verbergen. Grimm 25 (= XII,1), Sp. 1088.
5. lügnenscher, falscher Erfindungen. Grimm 4 (= IV, 1,1), Sp. 2015.
6. Listen, Kmffe. Gotze, S. 91.
7. Vgl. sog. Richterschema, z.B. Idc 2,10-19.
 
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