5. EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG
311
S
20
3°
35
vil schaflin I cxxjx / T j a I beuilhet vnd vnderthüt, so vil ein jeder threwlich
vnd wol versorgen vnd weyden kan.
Damit ist dann das war Bischoueliche ampte allenthalben, wie wir sehen,
gentzlich verfallen vnd aber bei jnen, den Papsten, am aller grewlichsten.
Dann weil sie in diser jrer erhohung dem alten feind, dem Satan, nachgefolget
vnnd sich auß gleicher hochfart vnderstanden, über alle Bischoue zü setzen
vnd dem Herren Christo zü vergleichen, wie der alte feind über alle Engel sit-
zen vnd Gott gleich sein wolte, So hat sie Gott auch wie die stoltzen engel ver-
stossen vnnd darnider geschlagen. Also nemlich, wie er die stoltzen engel nit
vnder den Engelen gelassen, sonder also verworffen hatt, das sie zü Teuffelen
worden sind, das er also die Papst auch nit vnder den Bischouen gelassen, son-
der sie dahin gestürtzet vnd verstossen hatt, das sie zü den verderblichsten wi-
derchristen vnd kirchen verderbern gerhaten sind.
Als aber ein zeitlang die geheimniß des Antichristenthumbs hat würcken
sollenn, hat auch der frommen Papst Christlicher eyfer für die kirchen in den
landen zü disem widerchristlichen erhohen des Papsts über alle Bischoue vnd
vndertrucken alles war Bischouelichen diensts verkeret vnd mißbrauchet
werden müssen.
Die Religion vnnd kirchen waren durch I cxxx / T j b I einfall vnd verher-
gen2 der Gothen, Wenden, Longobarder, Francken, Hunen, Sarracenen
vnnd anderer volcker, die züm teyl gar ongleubig, züm teyl ketzerisch vnnd
alle Tyrannisch ongezogen vnd onartig leut waren, jamerlich verwüstet vnd
an recht gelerten vnd trewen Bischouen entblosset. Vnd da schon die konig
diser volcker sich zün Christen vnd recht gleubigen bekanten, ware doch sel-
ten ein rechter verstandt vnd eyfer bey jnen züm waren Christenthumb. Ga-
ben woll den kirchen vil zeyttlichs3, wie das fast alle instrument der reichi-
sten begabungen der kirchen Jn Jtalia, Gallia vnd Germania zeugen, ehereten
die Bischoue, zogen sie zü houe vnd in die regier geschefft. Weil aber sie selb
recht Christlich zucht nit woll leydenn mochten, fragten sie deren auch desto
weniger nach an den Bischouen vnnd dem Clero. Jn dem sind die Symonei
vnd andere wüste laster vnder den Bischouen in denen landen treflich auff-
kommenn vnnd das war Bischouelich ampt ellendlich verfallen.
Da dann zü Rom als in der vermoglichsten kirchen etwan noch rechte,
fromme Bischoue waren, habenn die nach gemeiner pflicht des Bischoueli-
chen ampts, auß deren ein jeder Bischoue allen kirchen züspringen vnd jnen
zü Christlicher versehung, wa er kann, helffen solle, sich solicher I cxxxj / T ij
a I verlaßnen kirchen getrewlich angenommen, die jren dahin gesandt, sie zü
besüchen vnd zü besseren, der ontauglichen Bischouen zü entledigenn, mit
tauglichen zü versehen, Etwan solicher kirchen Bischoue zü sich gon Rom
Epist. 36. lib. 41
Verwustung vnd
verhergen der kir-
chenn durch die
Gothen, Wenden
vnnd andere
völcker
Wie die frommenn
Papst sich der an-
deren kirchen an-
genommen.
1. Die Aussagen finden sich weder m diesem Brief (PL 77, Sp. 710—711) noch m einem
anderen Brief Gregors I.
2. Verwüstungen, Zerstörungen.
3. Vergänghches, lrdischen Besitz. Grimm 31 (= XV), Sp. 588.
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vil schaflin I cxxjx / T j a I beuilhet vnd vnderthüt, so vil ein jeder threwlich
vnd wol versorgen vnd weyden kan.
Damit ist dann das war Bischoueliche ampte allenthalben, wie wir sehen,
gentzlich verfallen vnd aber bei jnen, den Papsten, am aller grewlichsten.
Dann weil sie in diser jrer erhohung dem alten feind, dem Satan, nachgefolget
vnnd sich auß gleicher hochfart vnderstanden, über alle Bischoue zü setzen
vnd dem Herren Christo zü vergleichen, wie der alte feind über alle Engel sit-
zen vnd Gott gleich sein wolte, So hat sie Gott auch wie die stoltzen engel ver-
stossen vnnd darnider geschlagen. Also nemlich, wie er die stoltzen engel nit
vnder den Engelen gelassen, sonder also verworffen hatt, das sie zü Teuffelen
worden sind, das er also die Papst auch nit vnder den Bischouen gelassen, son-
der sie dahin gestürtzet vnd verstossen hatt, das sie zü den verderblichsten wi-
derchristen vnd kirchen verderbern gerhaten sind.
Als aber ein zeitlang die geheimniß des Antichristenthumbs hat würcken
sollenn, hat auch der frommen Papst Christlicher eyfer für die kirchen in den
landen zü disem widerchristlichen erhohen des Papsts über alle Bischoue vnd
vndertrucken alles war Bischouelichen diensts verkeret vnd mißbrauchet
werden müssen.
Die Religion vnnd kirchen waren durch I cxxx / T j b I einfall vnd verher-
gen2 der Gothen, Wenden, Longobarder, Francken, Hunen, Sarracenen
vnnd anderer volcker, die züm teyl gar ongleubig, züm teyl ketzerisch vnnd
alle Tyrannisch ongezogen vnd onartig leut waren, jamerlich verwüstet vnd
an recht gelerten vnd trewen Bischouen entblosset. Vnd da schon die konig
diser volcker sich zün Christen vnd recht gleubigen bekanten, ware doch sel-
ten ein rechter verstandt vnd eyfer bey jnen züm waren Christenthumb. Ga-
ben woll den kirchen vil zeyttlichs3, wie das fast alle instrument der reichi-
sten begabungen der kirchen Jn Jtalia, Gallia vnd Germania zeugen, ehereten
die Bischoue, zogen sie zü houe vnd in die regier geschefft. Weil aber sie selb
recht Christlich zucht nit woll leydenn mochten, fragten sie deren auch desto
weniger nach an den Bischouen vnnd dem Clero. Jn dem sind die Symonei
vnd andere wüste laster vnder den Bischouen in denen landen treflich auff-
kommenn vnnd das war Bischouelich ampt ellendlich verfallen.
Da dann zü Rom als in der vermoglichsten kirchen etwan noch rechte,
fromme Bischoue waren, habenn die nach gemeiner pflicht des Bischoueli-
chen ampts, auß deren ein jeder Bischoue allen kirchen züspringen vnd jnen
zü Christlicher versehung, wa er kann, helffen solle, sich solicher I cxxxj / T ij
a I verlaßnen kirchen getrewlich angenommen, die jren dahin gesandt, sie zü
besüchen vnd zü besseren, der ontauglichen Bischouen zü entledigenn, mit
tauglichen zü versehen, Etwan solicher kirchen Bischoue zü sich gon Rom
Epist. 36. lib. 41
Verwustung vnd
verhergen der kir-
chenn durch die
Gothen, Wenden
vnnd andere
völcker
Wie die frommenn
Papst sich der an-
deren kirchen an-
genommen.
1. Die Aussagen finden sich weder m diesem Brief (PL 77, Sp. 710—711) noch m einem
anderen Brief Gregors I.
2. Verwüstungen, Zerstörungen.
3. Vergänghches, lrdischen Besitz. Grimm 31 (= XV), Sp. 588.