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5. EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG

Wann vnnd wie
die Papst das
Keyserthumb
gebrochen.

Ob nun woll Carolus, nach dem jn die Romer zü jrem Keyser hetten vnnd
jn Leo der iij.1 darzü gekronet hatt2, die Oberkeit über die statt Rom vnnd
was die Romer von jm oder anderen überkommen3 für sich vnnd seine nach-
I cxxxjx / V ij a I komen vollet4 eingenomen vnd biß vff Henrichum iiij.5 be-
halten Vnnd derhalben auch die wahl der Papsten allemal bestetiget vnd zü
Rom richter vnnd amptleut gesetzet, Auch den Romern vergünnet, jre Bur-
germeister, id est Consules, vnnd eigen regiment zühaben; Nicht desto weni-
ger haben in den6 die papst sich zü Rom vnd in Jtalia grewlich auffgeworffen
Vnd jetz7 der Romer macht durch hilff der Keyser vnd anderer Fürsten, jetz
der Keiser macht durch hilff der Romer vnd anderer gewaltigen Herren im-
mer geschwecht vnd jre eigen macht gestercket, Biß sie das Keyserthumb im
Henricho iiij. mit rechtem ernst angegriffen vnnd das mit grewlichem verban-
nen der Keyser vnnd entsetzen vom Keyserthumb, die vnderthanen jrer ge-
lübd vnd eyde ledig erkennen, die Fürsten ein anderen Keyser zü wehlen auff-
bringen, die gehorsamen vnderthanen mit jren herren verbannen vnd aller
würden entsetzen, gefehrlichen, verderblichen kriegen, die sie damit ange-
richtet, matt vnd krafftloß gemacht Vnd zü letst im Friderico ij. 8 oar zerbro-
chen, das ist, jnen selb zun fussen gelegt vnd m allen gentzlich verpflichtet
gemacht haben, Wie sich dann die nachgonden Keyser wider des Papsts mut-
willen nit mehr habenn setzen dorffen, außgenommen Ludouicum iiij.9, der
doch die sachen auch mt fürtbringen mochte; Dann I cxl / V ij b\ das Keyser-
thumb nach abgang Friderichi ij. zu vil geschwechet vnd der Papste macht
vnnd freuel die weil zu vil hoch gewachsen ware, Also das Bonifacius viij.10
so dürstig ware, das er den erweleten Keyser Albertum11, Keyser Rüdolffs
Sone, ein güte zeit nit bestetigen, sonder selb Papst vnd Keyser sein wollte
vnnd sich lm Jubel jare dem volck zü Rom einen tag in Päpstlichem, den ande-
ren m Keyserlichen brachte12 spiegelte.
Auß dem hatt dann weiter gefolget, das sich die Papste durch vil ge-
schwinde13 auffrürenn vnd kriege jetz14 durch hilff der Konigen auß Franck-
reich, jetz der Konigen auß Arragonia, von denen sie Konig in die reich Sicilia

1. Leo III., gest. 816, Papst 795-816. LThK3 6, Sp. 822-823.
2. Krönung Karls des Großen zum Kaiser am 25. Dezember 800 m Rom durch Papst
Leo III.
3. bekommen.
4. völlig. Götze, S. 88.
5. S. obenS.292.
6. in den: darüber. Frühneuhochdt. WB 8/1, Sp. 61.
7. jetz ... jetz: bald ... bald. Lexer 1, Sp. 148.
8. Fnedrich II.; s. oben S. 298, Anm. 9.
9. Ludwig IV., geb. 1282, gest. 1347, römisch-deutscher Kaiser. Konfbkt mit Papst Jo-
hannes XXII. Gegenpapst Nikolaus V. LThK3 6, Sp. 1096-1097.
10. Bonifatius VIII., geb. 1235, gest. 1301, Papst 1294-1303. LThK3 2, Sp. 579-581.
11. Albrecht I., Sohn Rudolfs von Habsburg.
12. Pracht, Prunk. Frühneuhochdt. WB 4, Sp. 892-893.
13. listige.
14. jetz ... jetz ... ietz: bald ... bald ... bald.
 
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