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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 13): Unionsschriften 1542 - 1545 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30650#0328
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5. EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG

324

Magis imploratio-
nem quam voca-
tionem

Wes Rom vnd
Jtalia

Raduicus2 lib. 3.
de gestis Fnder.,
cap. 9.3

Das heiß aber ich mehr ein kleglich anruffen vmb hilff dann ein freye berüf-
fung zür herrschafft. Da du im onglück warest, hastu vmb hilff angerüffen
den glückseligen, da du schwach warest den starcken, da du onuermoglich
warest den vermoglichen, da du engstig warest den sicheren. Sollcher gestalt
berüffen - solle es anders ein berüffung heissen - bin ich kommen vnd hab
deine Fürsten zü meinen kriegsleuthen gemacht. Demnach hab ich dich biß
auff disen tag in meine herrschafft vnnd oberkeit gesetzet; ich bin nun, der
dich ordenlichs rechtens besitzet« etc. Dises hatt diser Keyser den Romischen
gesandten geantwortet, dann sie sich auch ettwas hatt vernemen lassen, als ob
sie den Deutschen Keyser jm Carolo Magno vnd Otthone Magno das keyser-
thumb gegeben hetten.
Diß haben auch die Papst noch damals mit nichten widersprechen dorffen,
wol sie sich immer vnderstanden, in die regierung der statt Rom weiter I cliij /
Y j a I einzüschlagen, doch durch der Keyser hilffe vnnd vnder den Keysern.
Da wider haben sich die Romer wol lang gesetzet vnnd auch die Keyser wider
den Papst vnd sein Clerisei meermals angerüffen vnd besunders disen Keyser
vnd Chünradum ij.1 Alß aber auch sie, die Romer, mehr den blossen namen
Keyserlicher oberkeyt, sich damit des Papsts beherschung vnd seiner Clerisei
zü entschütten süchten, dann das sie die Keyser inn der warheit für jre herren
vnnd obren erkennen vnnd halten wolten, Haben die Keyser weder den bur-
gern zü Rom noch den Papsten den vollen gewallt der Statt Rom gelassenn,
sonder jnen selb die hohe oberkeit inn der Statt Rom vnnd gantzem Jtalia biß
auff die zeit Friderichi noch behalten.
Es ware zü Rom in Palatio Lateranensi ein gemelde4, wie der Keyser Lo-
tharius ij.c5 die kron vom Papst entpfahet mit disen zweyen versen:
»Rex venit ante fores, iurans prius urbis honores,
Post homo fit Papae, sumit quo dante coronam.«6
Das ist:
»Der Konig ist kommen vor die porten vnd hatt die ehr der Statt geschwo-
ren. Darnach würdt er des Papsts mann vnnd entpfahet von jm die Cron.« Als
aber Keyser Fridrichen, da er zü Rom ware, diß gemelde vnd vberschrifft an-

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e) Drf. ji.

1. Konrad II., geb. 990, gest. 1039, römisch-deutscher Kaiser 1027-1039. LThK3 6,
Sp. 278-279.
2. Raduicus: Rahewin von Freising, gest. 1177, Schreiber und Notar von Otto von Frei-
sing. Deutinger, Rahewin von Freising.
3. Gemeint ist Kap. 10.
4. Gemälde, das zur Zeit von Papst Innozenz II. im Lateranpalast neben der Nikolauska-
pelle angebracht wurde.
5. Gemeint lst Lothar III., der 1133 in Rom von Papst Innozenz II. die Kaiserkrone emp-
fmg.
6. Ottoms et Rahewini Gesta Fnderici I. Imperatoris III, 10, ed. Waitz, S. 177. Zu den Ge-
sta Friderici vgl. Deutinger, Rahewin von Freising, S. 27—178.
 
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