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Jn seiner gemein
nur ein Abentmal

Alle winckel
vol Messen

3 84 7. WIDER VFFRICHTUNG DER MESSEN, ANDERER SACRAMENTEN
VND CEREMONIEN

yDie Mess Christi^
ZVm neunden hat vnser lieber Herr Jesus nur ein Nachtmal mit seinen lie-
ben jüngeren gehalten vnd denen befolhen, das sie das selbige den kirchen also
solten dargeben vnd einsetzen, das die gleubigen, die in eine Gemeinde moch-
ten züsamen kommen, auff einander harren, vnd wie sie ein brot vnd ein leib 5
seind in jm, das sie auch also von einem brot vnd einem kelch solten teyl ne-
men, jre ware einigkeit in jm, dem Herren, damit züstercken vnd zübezeugen.
Dauon lese man fleissig die wort des heiligen geists j. Cor. x[i6-i7] vnd
xj[20-34], da der Apostel frei sagt, das das nit seie des Herren abentmal hal-
ten, wenn ein yeder das sein besonders halte vnd neme. Es ist ja ein Christus 10
allen gleubigen gnugz zur speise ins ewig leben. Darumb ists auch bei allen al-
ten onerhort, das in einer kirchen, bei einem volck zümal1 solte mehr dann
ein Abentmal sein gehalten worden. I C iiij a I
aChristlicher Mess verkerung“'
ABer die Mess Verderber füllen alle winckel mit Messen2 vnd trennen da- 15
mit, souil an jhnen3, den leib vnd die gemeinschafft vnsers Herren Jesu Chri-
sti, ja nemmen sie gar hin; Richten der leut vertrawen alles auff jhr opffer-
werck, damit sie der leut Gotter bleiben. Weil dann dis jr opfferwerck der welt
alles aussrichten müs, alle sünd bezalen, alle gnad vnd segen Gottes erlangen
vnd sie dann auch für jedes anligen jhre besondere Messen erdichtet, So hat 20
man des wercks auch nit konden gnüg bekommen. Alle menschen, reich vnd
arm, haben vnderstanden, das taglich zü mehren, nit allein in kirchen vnnd
Clusen4, sonder auch in heuseren vnd schlaffkameren wider souil ernste Ca-
nones. Damit seind der Mess Verderber so vil vnd auch an güt vnd gewalt so
mechtig worden. Ein jeder hat auch einen son, einen verwandten zum Mess 25
verderber machen wollen, Nemlich, weil es auch ein handtwerck ist, an der
arbeit so gering vnd am lohn vnd eeren so fürtreflich, Vnd beuorab, weil es
kein leiblich arbeit duldet vnnd befreiet aller gericht vnnd zucht von ordenli-
chen Oberkeiten, zü leben in aller feigheit vnd nach allem jhren mütwillen on
einige5 schewe aller zeitlichen straffen. I C iiij b I 30
y) —y) Der Titel des Kapitels erscheint zugleich als Kopftitel.
z) gnüg: E.
a)—a) Der Titel des Kapitels erscheint zugleich als Kopftitel.
1. gleichzeitig. Grimm 32 (= XVI), Sp. 531.
2. Winkelmessen. Private Messen 1m Gegensatz zu öffentlichen Messen. Götze, S. 231;
Grimm 30 (= XIV,2), Sp.374. Das Wortspiel findet sich bereits auch in Bucers im Januar
1545 erschienenen >Bestendigen Verantwortung<, Bl. CXCIIb (BDS 11,3, S. 460). Vgl. in der
>Bestendigen Verantwortung< auch Bl. CXLVIa (BDS 11,3, S. 372), Bl. CXLVIIa (BDS 11,3,
S.374), Bl. CLa (BDS 11,3, S.380), Bl. CLXVb (BDS 11,3, S.412).
3. souil an jhnen: soviel sie nur können.
4. Klöstern, Klosterzellen. Grimm 11 (= V), Sp. 1035-1036.
5. lrgendeine.
 
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