400 7- WIDER VFFRICHTUNG DER MESSEN, ANDERER SACRAMENTEN
VND CEREMONIEN
rig vom predigen vnd beicht horen verkeren sie, zü stercken den aberglauben
vffs der verscheidenen heiligen vnd jre verkerte Ceremonien vnd grewel
Messen, die sie den leuten vor den verdienst vnsers Herren Christi hoch
vffmutzen*1, die armen leut zü bedoren, udas sie" immer noch meinen, das
himmelreich vnd gottes segen vff erden vmb sie zü kauffen2 vnd sie desto
mehr3 für jre gnad, herren zü haben, wie schantlich vnd verrucht sie leben.
I F iiij a I
Also sind auch der vnderen diensten als Diacon, Subdiacon, Acoluthen, der
nachgenger, leser, der thürwarter etc. auch nichs mehr dann nichtige nammen
übrig vnd weihe mit falschen gelübden vorhanden. Vnder hunderten ist nit ei-
ner, der wisse, was sein ampt vnnd dienst solte sein weitter dann das einige,
onuerstandene, verkerte, onbesserliche singen vnd lesen.
Dann wer weiß von den leuten, das die Diacon, Subdiacon vnd Archidia-
con die sein sollen, die alle witwen vnd waisen vnd andere dürfftigen, kranck
vnd gesunde, jede in jren kirchen wissen vnnd vffgeschriben, auch jres lebens
vnnd thüns güte kundtschafft vnnd sorg haben, denen dann getrewlich zü jhr
notdurfft ausspendenv sollen alles, das von kirchen gütern nit vff den war,
notwendigen, wircklichen kirchendienst der seelsorge würdt gewendet?
Ja, die kirchen güter haben die oberen prelaten in jre hand gebracht, auch
der besonderen Spittel, siechen-, witwen- vnd waisen heuser, leben vnd
prachtieren4 daraus weltlicher, fleischlicher vnd verkerter, dann die aller
weltlichsten vnd fleischlichsten leut von jren eigen.
Von zucht diser leuten vnd auch jrer Moncherei vnd Nunnerei, ach Got,
was solle man sagen? Wie in allen stenden das arge so vil mehr überhandt nim-
met, so vil man des falschen scheins mehr treibet, Also ists auch leider am tag
in der verkerten Clerisei vnd Closter leben. Die h. Ehe haben sie verbotten
vnd dagegen die gantze welt mit dem aller grewlichsten vnflat5 vnd gestanck
aller onzucht erfüllet.
Vnd weil es mit der gantzen Pfafferei so grewlich I F iiij b I verderbet vnd
bei den mechtigsten am grewlichsten, so sind auch lengist von den Sendten6
vnd Visitation nichs dann vergebne nammen vnd gelt schindereien überbli-
ben.
s) auff: E.
t) auffmutzen: E.
u) —h) Drf. dassie: E[; das sie: E.
v) Drf. ansspenden: E.
1. (lhnen) erhebliches Gewicht geben, über lhren Wert hinausheben. Friihneuhochdt.
WB:, Sp.564.
2. zu kaufen: kaufen zu können.
3. sie desto mehr: sie [miißten dies tun] tn besonderem Maße; sie tm besonderen.
4. großtun, prahlen, hoffärtig sein. Friihneuhochdt. WB 4, Sp. 894.
5. Schmutz, Dreck. Banfeld, S.234.
6. geistlichen Riigegerichten. Grimm 16 (= X,i), Sp. 571. Vgl. auch BDS 12, S.404,
Anm. 6.
VND CEREMONIEN
rig vom predigen vnd beicht horen verkeren sie, zü stercken den aberglauben
vffs der verscheidenen heiligen vnd jre verkerte Ceremonien vnd grewel
Messen, die sie den leuten vor den verdienst vnsers Herren Christi hoch
vffmutzen*1, die armen leut zü bedoren, udas sie" immer noch meinen, das
himmelreich vnd gottes segen vff erden vmb sie zü kauffen2 vnd sie desto
mehr3 für jre gnad, herren zü haben, wie schantlich vnd verrucht sie leben.
I F iiij a I
Also sind auch der vnderen diensten als Diacon, Subdiacon, Acoluthen, der
nachgenger, leser, der thürwarter etc. auch nichs mehr dann nichtige nammen
übrig vnd weihe mit falschen gelübden vorhanden. Vnder hunderten ist nit ei-
ner, der wisse, was sein ampt vnnd dienst solte sein weitter dann das einige,
onuerstandene, verkerte, onbesserliche singen vnd lesen.
Dann wer weiß von den leuten, das die Diacon, Subdiacon vnd Archidia-
con die sein sollen, die alle witwen vnd waisen vnd andere dürfftigen, kranck
vnd gesunde, jede in jren kirchen wissen vnnd vffgeschriben, auch jres lebens
vnnd thüns güte kundtschafft vnnd sorg haben, denen dann getrewlich zü jhr
notdurfft ausspendenv sollen alles, das von kirchen gütern nit vff den war,
notwendigen, wircklichen kirchendienst der seelsorge würdt gewendet?
Ja, die kirchen güter haben die oberen prelaten in jre hand gebracht, auch
der besonderen Spittel, siechen-, witwen- vnd waisen heuser, leben vnd
prachtieren4 daraus weltlicher, fleischlicher vnd verkerter, dann die aller
weltlichsten vnd fleischlichsten leut von jren eigen.
Von zucht diser leuten vnd auch jrer Moncherei vnd Nunnerei, ach Got,
was solle man sagen? Wie in allen stenden das arge so vil mehr überhandt nim-
met, so vil man des falschen scheins mehr treibet, Also ists auch leider am tag
in der verkerten Clerisei vnd Closter leben. Die h. Ehe haben sie verbotten
vnd dagegen die gantze welt mit dem aller grewlichsten vnflat5 vnd gestanck
aller onzucht erfüllet.
Vnd weil es mit der gantzen Pfafferei so grewlich I F iiij b I verderbet vnd
bei den mechtigsten am grewlichsten, so sind auch lengist von den Sendten6
vnd Visitation nichs dann vergebne nammen vnd gelt schindereien überbli-
ben.
s) auff: E.
t) auffmutzen: E.
u) —h) Drf. dassie: E[; das sie: E.
v) Drf. ansspenden: E.
1. (lhnen) erhebliches Gewicht geben, über lhren Wert hinausheben. Friihneuhochdt.
WB:, Sp.564.
2. zu kaufen: kaufen zu können.
3. sie desto mehr: sie [miißten dies tun] tn besonderem Maße; sie tm besonderen.
4. großtun, prahlen, hoffärtig sein. Friihneuhochdt. WB 4, Sp. 894.
5. Schmutz, Dreck. Banfeld, S.234.
6. geistlichen Riigegerichten. Grimm 16 (= X,i), Sp. 571. Vgl. auch BDS 12, S.404,
Anm. 6.