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BRIEFE AN FRIEDRICH NAUSEA (jANUAR I 541)

statt1. Es endete mit Nauseas Bitte an Bucer, seine Worte zu Papier zu bringen. Bu-
cer sandte ihm einige Tage später ein ziemlich umfangreiches Memorandum zu2 3, in
dem er vier Punkte erörterte. Erstens behandelt er die Frage, welche Anforderungen
die bei den Besprechungen Beteiligten zu erfüllen haben. Er erinnert an die in
Frankfurt 1539 festgelegten Bedingungen und betont nochmals die Bedeutsamkeit
der Wahl geeigneter Personen. Zweitens soll man die >Romani< - mit diesem Termi-
nus meint er im Grunde alle Nicht-Deutschen - von den Beratungen ausschließen.
Offen vertritt er ein Nationalkonzil. Drittens behandelt Bucer die Frage, ob eine
Übereinstimmung zwischen Altgläubigen und Evangelischen möglich sei. Er be-
tont, daß hinsichtlich der drei wichtigsten Bereiche, Lehre, Sakramente und kirchli-
che Disziplin, ein Konsens zu finden sei. Viertens erörtert er kurz die Stellung der
deutschen Bischöfe, die zugleich Landesherren sind.
Die Wichtigkeit dieser Briefe für Bucers Anteil an den Religionsgesprächen
leuchtet ein. Der zweite vermittelt ein treffendes Bild der alltäglichen Realität derar-
tiger Verhandlungen; der letzte zeigt kurz und bündig, mit welchen Vorstellungen
und Idealen Bucer in die letzte, entscheidende Phase der Religionsgespräche hinein-
ging und wie er die Möglichkeiten eines Erfolgs einschätzte.
Die Melanchthon- und Bucerbriefe wurden, zusammen mit zwei Berichten von den
zwischen Nausea und Melanchthon sowie zwischen Nausea und Bucer gewechsel-
ten Worten, von einem unbekannten Drucker herausgegeben. Wer die Briefe gesam-
melt und die Protokolle hinzugefügt hat, ist ebenfalls unbekannt. Er muß aber in der
unmittelbaren Nähe von Nausea gesucht werdenJ und gehörte wahrscheinlich zu
dessen Personal. Er verfügte ja über die Briefe und war bei den Gesprächen anwe-
send gewesen oder kannte zumindest deren Inhalt. Daß der gebildete Nausea selbst
von der Drucklegung wußte, ist sehr wohl möglich. Daß er persönlich daran betei-
ligt war, ist jedoch unwahrscheinlich; er verneint das auch ausdrücklich4. Wichtiger
ist aber die Qualität des Druckes. Dieser ist sehr unsorgfältig, die Interpunktion ist
mehrmals völlig willkürlich und zeigt, daß der Herausgeber, der offensichtlich La-
tein konnte, den Inhalt der Briefe nicht immer verstand. Die Drucklegung muß in
den nächstfolgenden Monaten stattgefunden haben5.
Ein zweites Mal wurden die Briefe Bucers in einer Ausgabe von an Nausea ge-
richteten Briefen herausgegeben, die in Basel 1550 in einem angesehenen Verlag er-
schien. Die Ausgabe wurde von einem Unbekannten veranlaßt, der im Vorwort von
sich selbst sagt, er habe vor einigen Jahren in Nauseas Diensten gestanden, Briefe ab-
1. S. S. 17-18, Anm. j. Nausea empfing Bucer um 8 Uhr morgens. Am Nachmittag fand eine Sit-
zung der offiziellen Disputation zwischen Eck und Melanchthon statt.
2. S. S. 18,1-24,5.
3. In einem >Decastichon ad sacrosanctam fidem Germaniae<, S.Aib, heißt es: »Magnus es, ut
fertur, Bucere, idemque Melanchton,/ Nausea, nec mirum est, maior utroque tamen«.
4. S. Nausea an Grimani, in: Friedensburg, Beiträge, S. 537: »Etiamsi colloquia ... privatim et
amice inciderunt, alias me absente coeteris ita sunt, non ut ederentur, communicata, ut etiam sint ex-
cusa et ad me paucis ante diebus aliunde transmissa. Non tamen eorum editionem indigne fero«.
5. Nausea sandte dem Kardinal Marino Grimani am 11. April zwei Exemplare zu; s. Nausea an
Grimani, in: Friedensburg, Beiträge, S. 538. Der Titel bestätigt diese Datierung.
 
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