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ALLE HANDLUNGEN UND SCHRIFFTEN (1541)

gossen worden ist vnd noch würdt. Ja, viel hab ich vmbgangen, das die vrsachen des
vnseligen auffzugs vnserer3 bekerung zu Gott vnd ewigen heyls1 besser an tag zu ge-
ben, nit wenig dienstlich gewesen were, alleyn darumb das ich niemand one beson-
der hoffnung der besserung oder tringen gotlichs befelchs verbitterte.
Zu dem ist in disen sachen, die Gott den allmechtigen, die das reich Jesu Christi,
die seine kirche, welche er jm mit seinem blut erworben hat, die das heyl der selen
zum hochsten belangen, nit auff weltliche weise oder nach regulen fleyschlicher ver-
nunfft zu handlen, sonder nach dem wort vnd befelch Gottes, Der in disen sachen
I A 3 a I wille, was in finsternüs gesagt, das das selbige im liecht geredt, vnnd was inn
eyn ohr geraunet würt, auff den techeren geprediget werde2. Dann wie man sein
Euangelium allen creaturen verkündigen3, also solle man auch allem volck seine
sund anzeygen mit hoher, lauter stimm4. Derhalben auch die alten alle handlung vnd
rahtschlagen, inn den heyligen Concilien in glaubens sachen verhandlet vnd beraht-
schlagt, fleissig auffgeschriben vnd ins gemeyn geben haben. Dann dise sachen je-
derman belangen, also das alle Christen hiemit zü thün haben, zum wenigsten mit
betten, das Gott alle ergernüs von seiner Kirchen abwenden vnnd deren zü warer re-
formation verhelffen wolle.
Es sind auch viel jetzunden, die mercklich ergert, das nach so Christlichem, herr-
lichem außschreiben des jüngsten reichs tags vnd auff so vielfeltig vnd kostliche
handlungen, vor vnd auff dem selbigen tag geübt, nichts außgericht worden ist. Wan
nun die selbigen auß diser meiner arbeyt vernemen werden, wie güt es die Key. Mai.,
auch so viel Churfürsten, Fürsten vnd Stande, ja so weit das mehrer teyl Deutscher
nation gemeynt, vnnd wie getrewlich sie die eynigen rechten mittel Christlicher
Concordi gesücht, fürgeschlagen vnd gerahten haben, werden sie getroster im ge-
bett anhalten für die, so auff rechtem weg gewesen, das sie den wider antretten, steiff
darauff bleiben vnd die sachen Gottes zü seliger endschafft außfüren, Für die an-
dern, das sie sich auff disen weg des Herrn auch keren vnd die sachen jres vnd vnser
aller ewigen heyls nit mehr auff zü schieben begeren. Vnd welchen etwas in disen sa-
chen zü thün gepüret, als deren gar viel allenthalben sind, die jnn den Kirchen vnd
sunst bei den oberkeiten die- I A 3 b I nen, die selbigen werden den sachen auch wei-
ter nachgedencken vnnd wol warnemen, war an es hieuor gefehlet, auch wie sol-
chem fehle inn künfftigem moge begegnet werden. Dazü einem jeden nit geringe
fürdernüs bringen würt, so er alles, das jnn disem büch zü samen gezogen vnnd er-
klaret ist, wie recht, ersüchen vnd erwegen wille. Wer nun dise vrsachen dieser mei-
ner arbeyt vnnd das ich sie ins gemeyn außgegeben habe, Christlich erwegen wille,
vnnd vnser gegenwürtige hochste not da neben zü hertzen füren, der wurt mir diser
arbeit jmm Herren gewißlich dancken vnd mich derhalben mitnichten schelten.
a) Drf. vnsere.
1. die Ursachen des unseligen Aufschubs unserer Bekehrung zu Gott und [des] ewigen Heils
[abhängig von >Aufschubs<],
2. Vgl. Mt 16,26-27.
3. Vgl. Mk 16,15.
4. Iesa. 4#.[i] [Marg.].
 
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