Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ALLE HANDLUNGEN UND SCHRIFFTEN (1541)

239
Des freien straffens halben, welche das befielen würdt1, die wille ich auch vmbs
Hernn willen gebetten haben, sie wollen bedencken, das mein berüff vnnd dienst ist,
das wort vnd Euangeli Christi allen creaturen verkündigen vnd darumb jnn seinem
namen zü erkantnüs vnd büß der sünden meniglich ermanen, beide die wege des
5 Herren vnnd die abtrit von den selbigen allen menschen anzeigen vnnd darunder
keyne Personen ansehen. Nun aber der Herre über alles ist vnd wir jm von gantzen
hertzen dienen sollen, müssen wir warlich seine geschefft vnd befelch frei vnd mit
grossem ernst verrichten, vnd jnn dem vns also beweisen vnd erzeigen, das an vns
gespüret vnnd vermercket werde, wie hoch wir die Gotliche maiestet über alle
10 menschliche hocheit halten vnd das wir vns seines namens allein getrosten. Bei dem
auch das zübedencken ist, was das gegen Got vnd der armen Christenheit seie vnd
bringen moge: vergleichung der Religion vnd Reformation der Kirchen, das ist
vnser ewigs heil, das vns der liebe Gott I A^a I zü Regenspurg so vätterlich jnn die
händ gegeben, auff schieben, vnd das auff deren Concilien, denen auff erden nichs
i5 beschwerlichers fallen mochte.
Der allmechtig, barmhertzig Gott wolle nachmals vnseren häupteren verleihen,
recht zü hertzen zü füren, wie verderblich man sich gegen Got vnd der Kirchen vnd
vnserem eignen vatterland versünden würde, wa man in diesem auffschub Christli-
cher reformation, das ist alles vnsers heyls, lenger verharren wolte, Damit sie vor al-
20 lem den Herrn vnd seine gehorsame süchen vnd jnn dem auff keine menschen harren
oder warten, vnnd sonderlich auff die nit, die von aller Reformation so frembd sind,
wie man diß auch auß jrer antwort des Concili halben wol vernemmen würt2. Dann
solte das nit geschehen, sonder vergleichung der Religion, das ist wares bekerens zü
Gott, lenger verzogen werden - das vnser Herre Jesus gnediglich verhüten wolle -
25 so würde ann vns one zweifel war werden, das der Prophet klagt: »Weil die hirten
verdoret sind vnnd den Herrn nit süchen, darumb handlen sie nichs klüglichs noch
glücklichs vnd wirt alle jre herd zerstrewet«3. Dann wie jnn allem das wir bedorffen
raht vnd hilff da sein würt, wann wir erstlich das reich Gottes vnd sein gerechtigkeit
suchen, also würdt aller raht vnd hilff ferr von vns sein vnd ewigs zerstoren vnnd
30 verderben erfolgen, so wir das gebenedeit reich Christi vnd sein gerechtigkeit nit sü-
chen vnd nit allen dingen fürsetzen werden4.
Dis hat der Herre allen, die er einmal mit seinem reich begabet vnd in seinen bund
auffgenommen, mit so erschrocklichem ernst getrawen durch alle seine Propheten,
durch seinen lieben Son, vnsern Herren Jesum I A 4 b I selb, vnnd durch alle seine
35 Apostel. Darumb würt ee himel vnd erde vergehn, ee das diese seine wort vnnd
trewen fehlen mochte5. Er, vnser himlischer Vatter, wolle der Key. vnd Konig.
Maiestaten, allen Churfürsten, Fürsten vnd Ständen vnd allen Christen verleihen,
seinem wort steiff zü glauben vnd mit gantzen trewen nach zükommen, eer dann
sein zorn über vns gar anbrenne vnd sich nimmer leschen lasse.
1. lästig sein.
2. S. die Antwort der Fürsten auf den ersten Vorschlag des Kaisers, unten, S. 353,3-18.
3. Ierem. 10 [21] [Marg.].
4. Vgl. Mt 6,33p.
5. Vgl. Mt 24,35p.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften