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ALLE HANDLUNGEN UND SCHRIFFTEN (1541)

h. religion kommen mochte, es were durch ein berüffung eins gemeinen Christli-
chen concilj oder ander mittel vnd austreglich1 wege, wie die zum gelegnisten vnd
für notdurfftig angesehen würden.
Der halben nachdem wir nun nit nur ein jar, sonder ix jar auff das Christlich gene-
ral concilj vergeblichen geharret vnd furthin harren werden, so lang der Romisch
houe vnd andere Potentaten in jrer gegenwertigen haltung verharren, daran die Kei.
Maiestat freilich keinen zweifel tregt, hatt keiserlich maiestat gantz Christlich vnd
vatterlich auff disem Reichstage der sachen zuhelffen vnderstanden, Vnd die wenig
Fürsten, so abermals getrungen, man solle zu vor das General I 9 a I suchen vnd, wa
das nit erlanget, dann erst widerumb das mittel des Reichstags oder National für die
hand nemen2 3, der armen Deutschen nation inn disem jren so betriebten zeiten vnd
der so grausamen gefahr der armen seelen vbel gerathen, Wie es jetzund leider vor
augen vnd, als zübesorgen, von tag zü tag noch beschwerlicher an tag komen würdt.
Es were ja über genug gewesen, das wir disen so verderblichen vmbgang zü vor
nun sibenmal gangen sind. Dann auff dem reichstag zü Nürmberg Anno etc. xxii.
angefangen vnd xxiii. geendet, vff dem Reichstag da selber im xxiiii., des gleichen
auff dem Augspurgischen im xxv. vnd ersten Speirischen im xxvi. vnd anderen Spei-
rischen im xxix. vnd anderen Augspurgischen im xxx. vnd zü letst im Regenspurgi-
schen im xxxii. Jar gehalten, eben dise meynung, Das eyn general Concilj fürderlichr
gehalten vnd, wa das verhinderet, das der sachen durch eyn National oder Reichs-
tag geholffen worden solte4. Wie vil hundert tauset seelen aber sind inn gefahr
ewigs verderbens gesetzet, was schedlicher zwytracht ist im Reich erwecket, vnd
wie mercklicher anlass ist dem Türcken, Hungern vnder sich zübringen vnd inn
Deütsche Land sein verhergen5 einzüfüren gegeben worden, dieweil man dem wi-
derchristlichen hauffen wider alles gotlich vnd menschlich recht hofieret6? Der
Allmechtig Got gebe es vnsern heuptern züerkennen, eh sie sich vnd das gemeyn
vatterlandt in zorn des allmechtigen gar versencken.
Im 8. und 9. § sihe, frommer Christ, wie onuerschemt der Romisch hauff ist. Da
die zwen gewaltigsten monarchen, so wir in der Christenheyt haben, Key. Mai. I 9 b I
vnd Konig zü Franckreich, mit grosser macht vnd ernstlichem furhaben krieg gegen
eynander fürten, da schreibe der Pabst das Concilj auß und namme sich an, mit ver-
ordnung vnd hinsendung etlicher Cardinel, die den anfang des Concilj machen sol-
ten, als ob im züm Concilj ernst were. Und da durch in selb der zehenjarig anstand
zwischen disen zweyen Haupteren auffgericht, berüffet er die Cardinel wider vnd
schübe das Concili vff7. Also spielt diß gesind mit dem verderben der armen kirchen
Christi, für die der Son gottes sein blüt vergossen hat.

1. einträglich.
2. S. die Antwort der Fürsten, unten, S. 353,3-40.
3. alsbald.
4. In der Tat stand das Drängen auf ein Konzil, um die religiösen Differenzen zu lösen, im gro-
ßen und ganzen auf den Reichstagen von 1522 bis 1532 im Zentrum.
5. Verwüsten.
6. schmeichelt.
7. Es handelt sich um den Waffenstillstand von Nizza, Mai 1538.
 
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