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ALLE HANDLUNGEN UND SCHRIFFTEN (i 541)

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vnser lere vnd reformation auffs strengist verdammet vnd aller dingen auß dem land
friden gesetzt ist, für sich genommen, dem selbigen nach in Religion sachen gerich-
tet, auch niemand zu beisitzeren angenommen, der nit habe versprechen1 wollen,
den selbigen abscheid auch so viel die Religion belangt zü halten, Dadurch sie auch
die Protestierenden Churf. vnd Fürsten jres rechtens, jren theyl beisitzer zü geben,
entsetzt haben2. Vnd ob wol der Nürnbergisch fridstand das selbige Edict vnd Ab-
scheid suspendiert3 4, vnd weil im selbigen fridstand nit alleyn alle thatlich handlung
vnser Religion halben wider vns verbotten würt, sonder auch die religion sachen
dem Cammer vnd andern des Reichs gerichten entzogen seind, vnser religion durch
disen Nürnbergischen fridstand wider in landtfriden gesetzet worden ist, nicht de-
sto weniger haben dise Doctores dem selbigen Nürnbergischen fridstand nie statt
geben, sonder im stracks entgegen gehandlet.
4Erstlich wolten sie den selbigen fridstandt denen alleyn gelten lassen, die damals,
da er zü Nürnberg abge- I 255 b I handlet, in der selbigen handlung gewesen vnd in
den selbigen schrifften benennet sind. Demnach wolten sie nit lassen religion sachen
sein die sachen, so die kirchen güter betreffen. Zü letst wolten sie auch nit mehr las-
sen religion sachen sein blosse reformation der predigen vnd ander kirchen übungen
vnd cerimonien, Sonder alleyn den glauben des hertzens vnd besondere bekantnüs
des selbigen, Ja seind zü letst dahin kommen, das jren ettliche frei gesagt vnd ge-
schriben haben, die Key. Ma. hebe5 vns als ketzern eynigen friden nicht zü geben,
sonder sei schuldig, die gesetz, so gebieten die ketzer von landt vnd leuten zü veria-
gen vnd gar zü vertilgen, an vns als verdampten ketzern zü exequieren6.
Derhalben haben sie eyn güte zeit alle frid vnd anstände - Nürnbergischen, Kada-
wischen, Franckfordischen7 -, auch alle Keyserliche frid mandaten vnd schreiben
vnangesehen, wider die vnseren in allerley Religion, auch gantz geringen sachen
procediert auff eyns jeden anrüffen, Ja auch die parten8 getriben, das sie jr vermeint
recht wider vns anrüffen solten, Haben also viel beschwerliche vrteyl vnd auch die
Achten wider vns gesprochen, vnd damit alle vnser Religion verwandten, eynen sol-
chen mercklichen theyl Deutscher nation, so viel an jnen, auß dem friden in onfri-
den gesetzet vnd damit gantze Deutsche nation auffs gefärlichst in eynander gehet-
zet9. 10Daher dann die schweren bündtnussen vnd gegen bündtnüssen gemacht, die

1. S. für dieses Wort S. 428,24.
2. Alle Gerichtspersonen des Reichskammergerichts wurden im Augsburger Abschied auf die-
sen verpflichtet, insbesondere auf die Bestimmungen in der religiösen Frage; s. Smend, Reichskam-
mergericht, S. 139.
3. S. für den Nürnberger Anstand (1532) BDS 9,1, S. 189, Anm.69,73.
4. Wie das Camergericht den Nürnbergischen fridstandt zernichtet. [Marg.].
5. hätte.
6. S. Bucers ausführliche Erörterung dieser Sachen in >Per quos steterit<, BDS 9,1, S. 185-187,
und Smend, Reichskammergericht, S. 146-150. Exequieren= vollziehen.
7. Nach der Wiedereinsetzung Herzog Ulrichs von Württemberg wurde im Frieden von Kaaden
(1524) u. a. der Nürnberger Anstand bestätigt. S. für den Frankfurter Anstand oben, S. 2 52, Anm. 2.
8. Gegner.
9. S. Smend, Reichskammergericht, S. 156-157. Bucer meint den Nürnberger Bund (1538).
10. Die beschwerlichen bündtnussen vnnd gefahrliche rüstung erwecket. [Marg.].
 
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