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ALLE HANDLUNGEN UND SCHRIFFTEN (1541)
konden. Dann so das gotlich recht vnnd die Canones solten gehalten werden, würde
jnen gar eyn kleyner theyl an allen kirchen amptern, diensten vnd gutern bleiben.
Das were aber der rechte weg, den armen kirchen vnd vnserem vatterland zu helf-
fen vnd alt vnd newe mißbreuch vnd ergernüs abzuschaffen vnd zuuerhuten, das
I 257b I man lengist oder jetzund zu Regenspurg hette ein war Christlich reforma-
tion fiirgenomen oder neme die noch fiir, zu deren man die Protestierenden vnd an-
dere wol bringen mochte, wann sich deren allein die genanten geistlichen vnder-
werffen wolten. Auff den weg konde den Kirchen das jr an dienst vnd guteren recht
wider zugestellet vnd bestetiget vnd alle spolia vnnd onbillich entsetzen fuglich ab-
gewandt vnnd verhutet, Auch daneben weg vnnd mittel gefunden werden, das allen
Standen vnd notdurfften, gemeinen vnd besunderen, gut raht geschehen mochte.
Zu solcher Christlicher reformation aber wollen sich noch gar wenig leut recht
geneigt vnnd bereit vernemen lassen, klaget jmmer einer ab dem anderen vnd bessert
niemand vil, sonder thun wol eer selb zü allen teilen1. Darab Gott vnnd alle Christen
billich klagen. Der almechtige Gott gebe vns, zü fülen, wie hart die axt ann die wurt-
zel der bäum gelegt2 vnd wie ernstlich der Herre die werffschauffel3, sein thenn zü
fegen, jnn sein hand genommen habe4, damit wir bei zeiten frucht bringent, die wa-
rer büß eigne5, eh dann der schweriste zorn Gottes, der schon ernstlich angezündet,
vns alle verzere. Der Herre verschone an vns seines Gotlichen namens6, damit die
heiden nit sagen: Wa ist nun jr Gott?7
Dis sind, Christlicher leser, alle offentliche handlung, der religion halben auff jüngst
gehabtem Reichstag Durch die Key. Maie., die Churfürsten, Fürsten vnnd Stande zü
allen theilen, Auch des Papsts Legaten, verhandlet, auffs getrewlichst beschriben
vnd erkläret. Die wollest mit solchem gemüt lesen vnd erwegen, das du nit vergeb-
nen onwillen8 wider jemand fassest oder 1258 a! anderer mängel vil tadlest, sonder
das du den Herren getrewlich anrüffest vnnd bettest, auch wa dir darzü etwas zu-
thün gepüret, die selbige deine gepür mit hochstem vleiß verrichtest, das wir alle die
zeit vnser heimsüchung9 erkennen vnd nach Christlicher reformation mit ernst
trachten, damit erstattet vnd wider einbracht werde, was hieran auff disem vnd vori-
gen tägen vnd händlen versaumet worden ist.
Vnnd welche achten werden, ich häb etliche ding zü frei beschriben vnd ettliche
leut zü scharpff angetastet, die bitte ich, sie wollen doch bedencken, das diß eyn han-
del Gottes ist vnd aller seelen ewigs heyl zü dem hochsten betriffet. Darumb auch in
1. sondern an allen Seiten spicken sie den eigenen Beutel [eer selb= ihr selb= sich selbst] ?, oder:
sondern tun (das) eher selbst in allen Bereichen [eer= eher]?
2. Vgl. Mt 3,10.
3. Wanne.
4. Vgl. Mt 3,12.
5. Vgl. Mt 3,8p.
6. verschone an uns seines Namens: verschone uns um seines Namens willen.
7. Vgl. Ps 79,10; 115,2.
8. sinnlosen Ekel.
9. Der Terminus ist wohl aus Jeremia entlehnt.
ALLE HANDLUNGEN UND SCHRIFFTEN (1541)
konden. Dann so das gotlich recht vnnd die Canones solten gehalten werden, würde
jnen gar eyn kleyner theyl an allen kirchen amptern, diensten vnd gutern bleiben.
Das were aber der rechte weg, den armen kirchen vnd vnserem vatterland zu helf-
fen vnd alt vnd newe mißbreuch vnd ergernüs abzuschaffen vnd zuuerhuten, das
I 257b I man lengist oder jetzund zu Regenspurg hette ein war Christlich reforma-
tion fiirgenomen oder neme die noch fiir, zu deren man die Protestierenden vnd an-
dere wol bringen mochte, wann sich deren allein die genanten geistlichen vnder-
werffen wolten. Auff den weg konde den Kirchen das jr an dienst vnd guteren recht
wider zugestellet vnd bestetiget vnd alle spolia vnnd onbillich entsetzen fuglich ab-
gewandt vnnd verhutet, Auch daneben weg vnnd mittel gefunden werden, das allen
Standen vnd notdurfften, gemeinen vnd besunderen, gut raht geschehen mochte.
Zu solcher Christlicher reformation aber wollen sich noch gar wenig leut recht
geneigt vnnd bereit vernemen lassen, klaget jmmer einer ab dem anderen vnd bessert
niemand vil, sonder thun wol eer selb zü allen teilen1. Darab Gott vnnd alle Christen
billich klagen. Der almechtige Gott gebe vns, zü fülen, wie hart die axt ann die wurt-
zel der bäum gelegt2 vnd wie ernstlich der Herre die werffschauffel3, sein thenn zü
fegen, jnn sein hand genommen habe4, damit wir bei zeiten frucht bringent, die wa-
rer büß eigne5, eh dann der schweriste zorn Gottes, der schon ernstlich angezündet,
vns alle verzere. Der Herre verschone an vns seines Gotlichen namens6, damit die
heiden nit sagen: Wa ist nun jr Gott?7
Dis sind, Christlicher leser, alle offentliche handlung, der religion halben auff jüngst
gehabtem Reichstag Durch die Key. Maie., die Churfürsten, Fürsten vnnd Stande zü
allen theilen, Auch des Papsts Legaten, verhandlet, auffs getrewlichst beschriben
vnd erkläret. Die wollest mit solchem gemüt lesen vnd erwegen, das du nit vergeb-
nen onwillen8 wider jemand fassest oder 1258 a! anderer mängel vil tadlest, sonder
das du den Herren getrewlich anrüffest vnnd bettest, auch wa dir darzü etwas zu-
thün gepüret, die selbige deine gepür mit hochstem vleiß verrichtest, das wir alle die
zeit vnser heimsüchung9 erkennen vnd nach Christlicher reformation mit ernst
trachten, damit erstattet vnd wider einbracht werde, was hieran auff disem vnd vori-
gen tägen vnd händlen versaumet worden ist.
Vnnd welche achten werden, ich häb etliche ding zü frei beschriben vnd ettliche
leut zü scharpff angetastet, die bitte ich, sie wollen doch bedencken, das diß eyn han-
del Gottes ist vnd aller seelen ewigs heyl zü dem hochsten betriffet. Darumb auch in
1. sondern an allen Seiten spicken sie den eigenen Beutel [eer selb= ihr selb= sich selbst] ?, oder:
sondern tun (das) eher selbst in allen Bereichen [eer= eher]?
2. Vgl. Mt 3,10.
3. Wanne.
4. Vgl. Mt 3,12.
5. Vgl. Mt 3,8p.
6. verschone an uns seines Namens: verschone uns um seines Namens willen.
7. Vgl. Ps 79,10; 115,2.
8. sinnlosen Ekel.
9. Der Terminus ist wohl aus Jeremia entlehnt.