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Cucuel, Ernst [Bearb.]; Eckert, Hermann [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 1 : Heidelberger Reihe ; Band 1): Die Inschriften des badischen Main- und Taubergrundes: Wertheim-Tauberbischofsheim — Stuttgart: Druckenmueller, 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.53141#0186
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IV. GLOCKENINSCHRIFTEN

426 Nassig (Mitte 13. Jh.)
Kirche. II. 58, Dm. 59, Schrift 2—2,5 cm. Auf dem Klöppel ein Kreuz auf einem Punkt stehend.



. * • CONSOLOR • Vf VH . FL6O . MORTVH .

P6LLO • NOC1VH • OSHNNH
3cf) tröffe roaö lebt, beweine waö tot, vertreibe wnö fcfxtblid) ift.
v. Oechelhaeuser (Kdm.) setzt die Glocke in das 17. Jahrhundert, freilich nicht mit Bestimmtheit,
wie ein beigefügtes Fragezeichen andeutet. Nach den Schriftformen stammt sie aus der Mitte des
13. Jahrhunderts. Diesem hohen Alter entspricht auch die Technik, mit der das Schriftband her-
gestellt ist: der Gießer hat noch keine Formen dazu verwendet. Zur Herstellung der Reifen be-
nutzte er einfache gedrehte Schnüre - einer der Knoten ist unter dem A von MORTVA sichtbar -
und die Buchstaben bildete er einzeln mit freier Hand, wie vor allem die beiden A und die ver-
schiedenen 0 zeigen. — Der Spruch begegnet in mannigfachen Abweichungen ziemlich häufig.
Uber die am Ende ausgesprochene besondere Kraft der Glocke siehe S. 12. Noch öfter findet sich
das OSANNA, besonders auch als Glockenname (siehe Nr. 427, 428, 455, 457, 462, 489). Das Wort
entstammt dem Matthäus- und Markusevangelium (Matth. XXI, 9 und Mark. XI, 9/10) und ist ein
Jubelgruß an Christus, den Sohn Davids (vgl. Nr. 428). Der Ruf wird an beiden Bibelstellen wie-
derholt, beim zweitenmal lautet er: „Hosanna in excelsis“ oder „in altissimis“. „Dieser letztere
Zusatz hat offenbar dazu veranlaßt, ihn für die hochhängenden Glocken als passend anzusehen und
den Jubelruf als Namen der Glocke selber zu wählen, weil damit das Geläute der Glocke als stän-
diger Jubelruf an Christus bezeichnet werden kann1.“ Nach anderer Auffassung2 erklärt sich seine
Anbringung aus dem Gebrauch der Glocke beim Sanctus der Messe, in dem sich der Jubelruf eben-
falls zweimal findet. Wie man den zum Ave-Maria-Läuten bestimmten Glocken das Ave Maria
aufgoß (siehe Nr. 452), so den Sanctusglocken das Osanna, und wie man jene Glocken Ave-Maria-
Glocken nannte, so diese Osanna-Glocken. Später wird man sich freilich dieser Entstehung des
Glockennamens Osanna kaum mehr bewußt gewesen sein und ihn ohne Rücksicht auf die Bestim-
mung der Glocke vergeben haben.
Kobe 1877 S. 44 — Kdm.IV, 1 S. 151 — Camerer S. 45 f. — Wrdl. Mitteilung von Prof. J. Sauer-Freiburg — 2 Wal-
ter : Glockenkunde. S. 261.

427

Wertheim-Eichel

(13./14. Jh.)

Kirche. H. 73, Dm. 71, Sehr. 2,5 cm. — Die einzelnen Buchstaben können durchweg als Spiegelschrift
aufgefaßt werden; viele stehen außerdem noch auf dem Kopf. Auch die Buchstabenfolge ist ver-
kehrt, denn liest man von rechts nach links, so erhält die Inschrift wenigstens teilweise einen Sinn:
MRBERRVE OSIANNA GLORIOSAS. Was die ersten acht Buchstaben bedeuten bleibt rätselhaft.
Vielleicht wollte der Gießer mit ihnen nur den noch freien Raum ausfüllen, etwa in Anlehnung an
den Brauch der Alphabetinschriften (vgl. Nr. 440), oder es hat sich ihm ein ursprünglich verständ-
licher Text bis zur Unkenntlichkeit verwirrt. Zu „Osianna“ siehe Nr. 427. „Gloriosus“ bedeutet (nach
J. Sauer) das gleiche wie „rex gloriae“ (vgl. Nr. 441); in der Form „Gloriosa“ kommt das Wort auch
 
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