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Niederquell, Theodor [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 14 : Heidelberger Reihe ; Band 5): Die Inschriften der Stadt Fritzlar — München: Druckenmüller, 1974

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https://doi.org/10.11588/diglit.53159#0043
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Stiftsmuseum

um 1320


Altarretabel aus bemaltem Sandstein. Gleichzeitig mit dem Wandgemälde Nr. 11 entstanden. Vorhanden
sind noch auf zwei Steintafeln vier Szenen aus dem Leben Christi, bei denen auch Maria anwesend war:
Verkündigung, Geburt, Kreuzigung und Himmelfahrt, die Ausgießung des Heiligen Geistes fehlt. In den
Zwickeln der Bogen, die die einzelnen Szenen voneinander trennen, sind die Halbfiguren von fünf Pro-
pheten und Königen mit Beischrift erhalten. Über dem Kreuz der Titulus I N R I. Der Erzengel der
besonders stark beschädigten Verkündigung hält ein Schriftband in der Hand, auf dem noch die beiden
ersten Buchstaben des Englichen Grußes AV zu erkennen sind. Allgemein schlechter Erhaltungs-
zustand. Der Altar stand unter dem Wandgemälde an der Ostwand des südlichen Querschiffs.
H. 95, B. 1.Tafel 91, 2.Tafel 77, Bu. 1 cm. - Gotische Majuskel.
1) YSAYAS • 2) DAVITH • 3) SA[L]OM[O] • 4) IHEREMIA
5) [S]AMU[EL]
Bedingt durch die Verschiedenheit der Inschriftträger wirkt der Schriftcharakter anders als der des Wand-
gemäldes. Auffällig sind die dürftigen H und die dünnen Y.
Dauber, August: Die Ausmalung mittelalterlicher Kirchen, in: Die Denkmalpflege, Nr. 6, 18.Jahrgang, Berlin 1916, S. 41 ff.,
Abb. 20. - Weitere Zitate unter Nr. n. - B. u. K., S. 31, Taf. 42.


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Stiftskirche


1340


Hochgrab des HeiligenWigbert. Heute in der Apsis der Hauptkrypta, früher an der Ostseite der zweiten
Säule der südlichen Reihe, offenbar an der Stelle, an der der Heilige ursprünglich außerhalb der ältesten
Kirche beigesetzt war. Der Steinsarkophag steht auf einem etwas breiteren, hohen Sockel und ist an den
Längsseiten durch abwechselnd runde und polygonale Säulchen gegliedert. Grauer Sandstein. An der
Fußseite eine vierzeilige, erhabene Inschrift (A), deren letzte Zeile durch ein Gittertürchen unterbrochen ist,
das den Blick auf die Reliquien freigibt. Über der Stirnseite eine fast vollplastische Sitzfigur des Heiligen.
Darunter eine zweizeilige erhabene Inschrift (B). Der flache Deckel zeigt in flachem Relief die Ganzfigur
Wigberts mit einer Taube auf der rechten Schulter, darunter die Namensbeischrift (C).
H. 99, B. 73, L. 206, H. des Aufsatzes an der Stirnseite 122, Bu. (A) 8-10, (B) 4-5, (C) 4,5-5 cm. - Goti-
sche Minuskel.

A anno • gre sept / ingentesimo x • / xxx • floruit • wi /
cbertus s.
B • Pacis doctrina felix te norma divina •
• Pascit wicberti tanti letare magistri •
C sanctus wicbertus

A. Im Jahre der Gnade 740 wirkte der Heilige Wigbert1).
B. Glückliches Fritzlar, Dich unterweist die göttliche Lehre Wigberts, freue Dich eines solchen Lehrers.
Speckmann ist der einzige Gewährsmann für die Errichtung des Hochgrabs im Jahre 1340, für das aller-
dings auch anderweitig eine Graböffnung überliefert ist. Sie fiele also zusammen mit der 600-Jahrfeier
der angenommenen Fertigstellung der ersten Kirche. Die vorliegende ausgebildete und perfekt ausge-
führte Minuskel überrascht in Fritzlar zu diesem frühen Zeitpunkt, ist aber nicht unmöglich.
Bei (B) handelt es sich um leoninische Verse.


') Der Terminus , .floruit* * = wirkte dürfte sich hier auf den Höhepunkt von Wigberts Tätigkeit in Fritzlar, die Errichtung
der Klosterkirche, beziehen; vgl. zu der Inschrift auch Wunder, S. 175 und den mit der Inschrift korrespondierenden Zusatz
zur Translatio Wigberti 1 c. 1: „Peracta vero et celebrata est reductio huiusmodi et deposicio novissima ydus Maii. Floruit
autem beatus Wigbertus anno gracie DCC» XL» et ydus Augusti migravit a seculo“. Vgl. dazu auch Wunder 22iff. -
Schmincke, S. 4. - Speckmann, kurtze Sammlung , zu 1340. - Hoffmann u. Dehn-Rotfelser, S. 32. - Beissel, S. 385. -
Schauerte, S. 46. - Bruder, Peter: Die liturgische Verehrung des hl. Abtes Wigbert v. Fritzlar, in: Der Katholik, 87, Mainz
1907, S. 47ff., I28ff, 2i7ff., 266 ff., S. 279. - B.u.K., S. J3ff. und S. 66, Anm. 2, Taf. 67 u. 68. - Rauch, S. 6jf. -Wunder,
S. 175ff. - Schaum-Benedum 173.

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