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Lutz, Dietrich [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 15 : Münchner Reihe ; Band 4): Die Inschriften der Stadt Rothenburg ob der Tauber — München: Druckenmueller, 1976

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https://doi.org/10.11588/diglit.45638#0028
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in Latein abgefaßt. Bezeichnenderweise ist die erste erhaltene Inschrift in deutscher Sprache gleichzeitig
die erste an einem Profanbau. Im kirchlichen Bereich bleibt Latein weiter die gängige Sprache. Erst 1413
entsteht der erste Grabstein mit einer deutschen Inschrift (Nr. 45). Ein unter dem Datum von 1341 über-
lieferter, nicht erhaltener Grabstein (Nr. 141t) in deutscher Sprache ist sicher später angefertigt worden.
Vom Beginn des 15. Jahrhunderts an treten beide Sprachen nebeneinander auf, jedoch erlangen deutsche
Inschriften von der Mitte des 15. Jahrhunderts an ein deutliches Übergewicht. Selbst bei kirchlichen In-
schriften wie Bau- oder Ablaßinschriften bedient man sich jetzt der deutschen Sprache. Seit dem letzten
Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts verstärkt sich der Gebrauch des Lateins wieder, was sicher auf den zuneh-
menden Einfluß des Humanismus zurückzuführen ist.
In der folgenden Zeit werden die einfachen Inschriften nut gängigem Formular auf Grabsteinen, Epi-
taphien und Totenschilden in deutscher Sprache abgefaßt, während Inschriften an öffentlichen Bauten,
zu besonderen Anlässen und die der großen Holzepitaphien und Grabmäler ganz oder zumindest in ihrem
feierlichen Teil in Latein ausgeführt werden.
Der lateinische Text der frühen Grabplatten und Grabmäler ist einfach und formelhaft. Er beginnt mit
der Jahres- und Tagesangabe, letztere in den meisten Fällen nach dem Festkalender, seltener in der römi-
schen Form. Danach folgen obiit und der Name des Verstorbenen, zuweilen mit der Bezeichnung seines
Standes (z. B. miles). Den Schluß bilden Formeln wie bone memorie, cuius anima requiescat in pace, hic sepultus.
Die Tagesangabe kann auch nach dem Namen des Verstorbenen stehen.
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstehen neben vielen formelhaften auch einige persönlicher abge-
faßte Texte. Auch die in deutscher Sprache hergestellten Inschriften verwenden meist den Aufbau der
lateinischen: Jahresangabe (meist Aimo domini..., gelegentlich mit dem Zusatz in dem... jar), Tagesbe-
zeichnung, jetzt fast ausschließlich nach dem Festkalender, starb, Name des Verstorbenen, gelegentlich mit
erklärendem Zusatz (z. B. den man spisch nent, Nr. 45), Schlußformel dem (der) gott genad, dem gott gnedig
sey, der seel gott gnade, dem gott gnedig vnd barmhertzig sey oder der seel gott gnedig sey. Auch bei dieser Form
kann die Tagesangabe erst nach dem Namen des Verstorbenen oder ganz am Ende des Textes folgen.
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts werden sowohl das deutsche als auch das lateinische Formular aus-
führlicher, vermerkt meist den Stand des Verstorbenen und hängt, besonders bei den deutschsprachigen
Inschriften ein amen an den Schluß. Seltener wird der Rang des Verstorbenen im öffentlichen Leben oder
bei Frauen der Geburtsname genannt.
Die Texte der um die Mitte des 15. Jahrhunderts aufkommenden Metallepitaphien sind zunächst nicht
so formelhaft wie die der Grabsteine und der um 1400 einsetzenden Totenschilde. Als man in Rothenburg
begann, die ersten Grabsteine zu setzen, war das Formular bereits ausgebildet, das man nur zu übernehmen
brauchte. Die Metallepitaphien waren dagegen eine neue Gattung, bei der man an der Gestaltung des
Textes zunächst selbst mitarbeitete, bis größere Werkstätten, vor allem in Nürnberg53), in der ersten
Hälfte des 16. Jahrhunderts für feste Formeln sorgten.
Die beiden Hauptformen des Metallepitaphs, die querrechteckige und die runde Tafel, unterscheiden
sich nur darin, daß bei der runden meist mehr Abkürzungen verwendet werden, um den Text in dem
vorgegebenen Raum der einen Schriftzeile unterbringen zu können. Der Text der querrechteckigen
Tafeln lautet meist: Anno domini..., Tagesangabe, Monatsangabe, starb oder verschied (gelegentlich mit
dem Zusatz im Herrn, in Gott), der (die) Erber (vielfach mit dem Zusatz vnd Vest, vnd tugentsani), Name
(selten mit Beruf), dem (der) Gott genad (oder eine der anderen bereits genannten Formeln). Bei Frauen
folgt bei dem Namen in den meisten Fällen: ein geborne... oder des... ehliche hausfraw. Die Schlußformel
ist sehr vielgestaltig, neben den bereits genannten sind bis zu dem ausführlichen Gott wolle Inte sampt allen
gläubigen ein fröliche Ufferstehung verleyhen amen (Nr. 265) zahlreiche Variationen möglich und werden
nach Belieben und der Größe des Epitaphs entsprechend verwendet. Angaben des Berufs sind zunächst
selten. Auf den frühen Epitaphien werden nur Geistliche und andere Akademiker mit ihrem Beruf genannt.
Später werden auch die öffentlichen Ämter, die der Verstorbene bekleidete, und sein Beruf erwähnt. Gegen
Ende des untersuchten Zeitraums wird das knappe Formular auf mehreren Epitaphien zu einer Kurz-
biographie erweitert. In einzelnen Fällen werden neben dem Beruf alle Ämter und Würden des Ver-
storbenen, sein Geburtsdatum, sein Alter, die genaue Todesstunde und der Tag des Begräbnisses genannt.
Gelegentlich wird auch die Dauer des Ehestandes angegeben. In einem Fall wird neben dem Geburtstag
auch der Tag der Taufe überliefert (Nr. 560t).
Die Texte der großen Holzepitaphien sind, soweit sie die Angaben über die Verstorbenen betreffen,
ebenso aufgebaut wie die der Metallepitaphien. Die Holzepitaphien tragen darüber hinaus in den meisten
Fällen noch eine Inschrift nut einem Bibeltext, der sich auf die Darstellung des Gemäldes bezieht, und ein
Lobgedicht in lateinischen Distichen.

3) Vgl. P. Zahn, Beiträge, S. 89 mit Anm. 16.

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