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Lutz, Dietrich [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 15 : Münchner Reihe ; Band 4): Die Inschriften der Stadt Rothenburg ob der Tauber — München: Druckenmueller, 1976

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https://doi.org/10.11588/diglit.45638#0033
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eckig mit kantigen Umrißformen. Die einzelnen Hasten der Buchstaben stehen meist unverbunden eng
nebeneinander. An die Stelle des Bogens bei der gotischen Majuskel tritt der eckige Bruch. Die deut-
lichste Ausprägung des „gitterartigen“ Charakters der Schrift und der fast völlige Verzicht auf Groß-
buchstaben findet sich vor allem auf den einfacher gestalteten Grabsteinen der ersten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts (1406, Nr. 38; 1409, Nr. 42, 1413, Nr. 45; Nr. 46). Möglicherweise gehören auch die undatier-
ten Grabsteine, die nur den Namen des Verstorbenen tragen, in diese Gruppe (z. B. Nr. 143 und Nr. 147).
Bei den reicher ausgestatteten Grabsteinen und Grabmälern sind die einzelnen Buchstaben deutlich lesbar
und zum Teil mit Zierfäden versehen (z. B. 1389, Nr. 29; 1408, Nr. 40; 1451, Nr. 71; 1497, Nr. 137).
Die Großbuchstaben werden zunächst aus der gotischen Majuskel übernommen (vgl. 1451, Nr. 71),
erinnern aber am Ende des 15. Jahrhunderts bereits an Frakturversalien (1472, Nr. 89; 1497, Nr. 137;
1504, Nr. 159). Während bis zur Jahrhundertmitte nur das gerade r verwendet wird, kommen später
gerades r und rundes r nebeneinander vor (z. B. 1472, Nr. 89; 1488, Nr. 117; 1496, Nr. 132; 1504, Nr. 159).
Besonders betonte Ober- oder Unterlängen finden sich in Rothenburg bei den Steininschriften nicht
(Ausnahme vielleicht das z: 1488, Nr. 117); in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts treten gespaltene
Oberlängen auf (1451, Nr. 71; 1571, Nr. 88; 1472, Nr. 89; 1497, Nr. 131). Ligaturen treten bei den Stein-
inschriften nicht sehr häufig auf, meist in der Verbindung be, de (z. B. 1451, Nr. 71; 1484, Nr. 107).
Besonders auffällig und ohne Parallele ist die Inschrift Nr. 145 mit gerader, rechtwinkliger Ausfüh-
rung der Buchstaben (z. B. s und c), was aber offenbar auf handwerkliche Ungeschicklichkeit zurück-
zuführen ist.
Die Inschrift Nr. 130, die auch aus anderen Gründen wahrscheinlich nicht nach Rothenburg gehört,
paßt auch in ihrem Schriftcharakter mit den deutlich betonten Oberlängen nicht zu den gleichzeitigen
Rothenburger Beispielen (Nr. 107 und Nr. 132).
Die einzelnen Buchstaben weisen folgende Merkmale auf:
a Schaft nach links umgeknickt und über den Bauch des Buchstabens gelegt, teils offen (1484, Nr. 107),
teils geschlossen (vgl. 1408, Nr. 40).
b geschlossen, mit knapp angedeuteter Oberlänge.
c gerader, senkrechter Schaft, mit geradem waagerechtem (1475, Nr. 95; 1497, Nr. 137) oder geknick-
tem Deckstrich (vgl. 1389, Nr. 29; 1408, Nr. 40).
d „unziale“ Form, geschlossen (vgl. 1389, Nr. 29) oder offen (vgl. 1451, Nr. 71; 1497, Nr. 137), mit
leicht nach links oben gerichtetem Deckstrich.
e geschlossen mit an den Schaft herangezogener Öse (vgl. 1408, Nr. 40) oder offen, fadenförmig aus-
laufend (vgl. 1451, Nr. 71).
f mit größerer (vgl. 1451, Nr. 71; 1475, Nr. 95) oder kleinerer Oberlänge (vgl. 1389, Nr. 29), jedoch
nie mit Unterlänge.
g mit offener, meist flach unter den Buchstabenbauch gelegter Schlinge, die meist offen bleibt (vgl. 1451,
Nr. 71; 1484, Nr. 107).
h Hauptschaft gelegentlich mit betonter Oberlänge (1451, Nr. 71); der rechte Schaft läuft teilweise in
einem unter die Zeile ragenden Schnörkel aus (vgl. 1451, Nr. 71, 1475, Nr. 95).
i, 1, m, n, o, v und w sind die Buchstaben, die am meisten zur Gitterwirkung der gotischen Minuskel
beitragen, da sie aus ein bis drei senkrechten Schäften bestehen, die nur durch An- und Abstriche und
die Stellung im Wortzusammenhang die Bedeutung des Buchstabens erkennen lassen,
k senkrechter Schaft mit zwei rechts davon oberhalb der Mitte angesetzten Punkten (vgl. 1389, Nr. 29).
p meist mit kurzer Unterlänge (vgl. 1389, Nr. 29) und durch den Schaft gestecktem Bogen (vgl. 1408,
Nr. 40).
r tritt in zwei Formen auf: erstens das gerade r mit einem senkrechten Schaft und oben rechts ange-
setzten Punkt, von dem gelegentlich ein feiner Haarstrich, ähnlich wie beim e, zum Schaft zieht
(vgl. 1451, Nr. 71; 1497, Nr. 137); zweitens das runde r in der Form eines doppelt geknickten Schaftes
(vgl. 1475, Nr. 95).
s tritt in zwei Formen auf: als langes s im Wortinnern mit oben nach rechts umknickendem Schaft
(vgl. 1389, Nr. 29); als rundes s amWortende in der doppelt geschwungenen Form (vgl. 1389, Nr. 29).
t senkrechter Schaft mit waagerechtem Querstrich, über den nur die Spitze des Schaftes hinausragt
(vgl. 1389, Nr. 29; 1408, Nr. 40; 1497, Nr. 137).
u und v kommen nebeneinander vor, v meist im Anlaut (Ausnahme z. B. „reqviescat 1408, Nr. 40),
u im Wortinnern. u wird aus zwei oft auch unverbunden nebeneinander stehenden Schäften gebildet,
das v aus zwei unten durch einen Bogen, bzw. einen v-förmigen Knick verbundenen Schäften (vgl.
1389, Nr. 29).

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