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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0032
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3.7 Zusammenfassung
Das von der württembergischen Herrschaft 1537 verordnete „Abtun der Bilder“ im Zuge der Re-
formation führte vor allem in den Amtsstädten die Zerstörung der mittelalterlichen Inschriften her-
bei. Dies konnte - wie allem am Beispiel Herrenbergs durch Schriftquellen belegbar ist - sogar bild-
lose Grabplatten betreffen. Die Inschnften-Denkmäler des 16. und 17.Jahrhunderts sind vor allem
durch die feindliche Einstellung der verantwortlichen Kirchengremien gegenüber einem gewachse-
nen Ensemble in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dezimiert worden. Wie es scheint, hat der
Stil-Purismus führender württembergischer Architekten der Jahrhundertwende weit mehr Inschrif-
ten-Denkmäler vernichtet als die Zerstörungen während und nach dem 2. Weltkrieg96.
Mit jeweils zehn bis vierzehn Inschriften ist der Inschriftenbestand in den Orten Ehningen, Merk-
lingen, Höfingen und Weil im Schönbuch noch relativ hoch gegenüber den geringen Beständen in
den Orten, die künstlerisch bedeutende spätgotische Pfarrkirchen besitzen wie Aidlingen (4), Altdorf
(6), Dagersheim (4), Holzgerlingen (4), Magstadt (6) oder Renningen (4). Damit bestätigt sich die
oben geäußerte Diagnose, denn gerade die hochwertigen spätgotischen Kirchen erfuhren um die
Jahrhundertwende eine Regotisierung und wurden entleert.
Die hier dargebotene Übersicht in Tabelle 1 geht vom Inschriftenbestand in den zwölf an Inschrif-
ten reichsten historischen Orten aus. Da die heutigen Verwaltungsgremien, in deren Obhut die In-
schriften-Denkmäler stehen, von der politischen Gliederung des Landkreises auszugehen haben, sei
in Tabelle 2 die Verbreitung der Inschriften innerhalb der seit der Kreisreform 1973 geschaffenen Ver-
waltungseinheiten dargestellt. Wie man sieht, stehen nach Einbeziehung der eingemeindeten Orts-
teile dieselben Orte an der Spitze, doch konnte die in Tabelle 1 erst an 12. Stelle stehende Stadt
Böblingen nun auf Platz 8 vorrücken vereint mit Dagersheim. Gärtringen hat seinen Spitzenplatz be-
hauptet.
4. Die nicht-originale Überlieferung der Inschriften
Von den in 422 Katalognummern bearbeiteten Inschriften sind 141 nicht mehr erhalten, sondern nur
durch schriftliche Überlieferung bekannt. Dies entspricht einem Drittel der Gesamtzahl. Dabei sind
nicht eingerechnet ca. 30 verlorene Inschnften-Denkmäler, die der Vollständigkeit halber im Anhang
(S. 287 ff.) angefugt werden, weil ihre Inschriften nicht genau überliefert sind. Für das Bearbei-
tungsgebiet fehlen systematische Inschriftensammlungen aus der Vergangenheit. Die literarische
Überlieferung ist heterogen und entspricht weitgehend derjenigen in den zuletzt erschienenen, würt-
tembergisches Gebiet betreffenden Inschriftenbänden97; deshalb genügt hier eine kurze Zusammen-
fassung. Die meisten Funde sind Zufallsfunde und finden sich in Sammlungen und Abhandlungen
zur württembergischen Landesgeschichte eingestreut, wo sie vorwiegend als Belege zu genealogi-
schen Forschungen herangezogen wurden.
Hier sind in erster Linie zu nennen die „Annales Suevici“ des Tübinger Professors Martin Crusius
(1526 — 1607), gedruckt 1595/96 in Frankfurt am Main98. Nicht weniger wichtig, aber ungedruckt
sind die Aufzeichnungen und Sammlungen des Arztes und Archivars Oswald Gabelkover (1539 —
1616) und seines Sohnes Johann Jakob (1578 — 1635)99. Teile dieser Materialsammlung befinden
sich in Stuttgart sowohl in der Württembergischen Landesbibliothek als auch im Hauptstaatsarchiv

96 Zu einem ähnlichen Ergebnis kam Sabine Wehking in DI 46 (Minden), Einleitung XIX.
97 Vgl. die Einleitungen zu den Inschriftenbänden DI 25 (Ludwigsburg) S. XXIV-XXVII; DI 30 (Calw) S. XXII-
XXV; DI 34 OFems-Murr-Kreis) S.XXI-XXIV; DI 41 (Göppingen) S.XXV-XXIX.
Crusius, M., Annales Suevici sive Chronica rerum gestarum antiquissimae et inclytae Suevicae gentis ... Tom. I —III;
Paraleipomenos liber. Francofurti 1595, 1596. — Deutsche Ausgabe unter dem Titel: Crusius, M., Schwäbische
Chronik, übersetzt von Joh. Jacob Moser. Frankfurt a. M. 1733. - Zu Crusius vgl. NDB 3 (1957) 433 f. (Vf. H. Wid-
mann).
Stuttgart, HStA J1 Nr. 48 g, h, t, von Oswald Gabelkover (1539 — 1616), Genealogische Kollektaneen, ergänzt von
seinem Sohn Johann Jacob Gabelkover; Stuttgart, Württ. Landesbibliothek Cod. hist. O 16 a —d, von Oswald Ga-
belkover, Kollektaneen. Zur Charakterisierung von Gabelkovers Arbeitsweise vgl. die Einleitungen der letzten,
württembergisches Gebiet betreffenden Inschriftenbände DI 25 (Ludwigsburg) S.XXVI, DI 30 (Calw) S.XXII,
DI 34 (Rems-Murr-Kreis) S. XXII sowie DI 41 (Göppingen) S. XXVf. — Biographische Angaben von Klein, Mi-
chael, in: Die Handschriften der Sammlung J1 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Wiesbaden 1980, 38.

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