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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0015
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2. Historischer Überblick

Der heutige Landkreis Böblingen gehört zum Regionalverband Mittlerer Neckar und umfaßt im
wesentlichen das Kerngebiet der drei ehemaligen Oberämter Böblingen, Herrenberg und Leonberg.
Der Zusammenschluß erfolgte im Zuge der württembergischen Verwaltungsreform in mehreren
Etappen1. Eine frühe nach 1806 vorgenommene Verwaltungsreform hatte bereits die auf das Mittelalter
zurückgehende Einteilung in Ämter verändert. Die Verwaltungsreform von 1938 wurde für das Gebiet
des heutigen Landkreises bestimmend. Zunächst hat man 1938 bei der Neugliederung des württem-
bergischen Verwaltungsgebietes das alte Amt Böblingen mit dem Oberamt Herrenberg (abzüglich des
Ammertals) vereinigt. Weiter erhielt der Kreis Böblingen damals vom aufgelösten Amtsoberamt Stutt-
gart die Städte und Gemeinden Waldenbuch, Steinenbronn, Leinfelden, Musberg, Vaihingen und
Möhringen. Die beiden letzteren wurden 1942 nach Stuttgart eingemeindet; Leinfelden und Musberg
gingen später an den Kreis Esslingen verloren. Dafür erfuhr der Landkreis Böblingen durch die heute
maßgebliche Kreisreform von 1973 einen bedeutenden Gebietszuwachs im Norden durch die Anglie-
derung des Kerngebiets des alten Kreises Leonberg. Dabei wurden die Strohgäugemeinden Ditzingen,
Gerlingen, Hemmingen und Korntal abgetrennt und zum neuen Kreis Ludwigsburg geschlagen; die
Gemeinden um Heimsheim und Mönsheim wurden mit dem Enzkreis vereinigt. Nach weiteren Ge-
bietsarrondierungen im Süden und Südosten präsentiert sich der Landkreis Böblingen heute als ein
ehemals dreiteiliges Gebilde zwischen dem Stadtkreis Stuttgart und dem Landkreis Tübingen im Osten
und dem Enzkreis und dem Landkreis Calw im Westen. Gleichzeitig fand eine tiefgreifende Gemein-
dereform statt, bei der zahlreiche historisch gewachsene Städte und Gemeinden durch Zusammenle-
gung und Eingemeindung zu größeren Verwaltungseinheiten, oft mit neu erfundenen Phantasiena-
men belegt, zusammengefaßt wurden. Um dem Benutzer die Orientierung zu erleichtern, wird jede
Inschrift unter dem historischen Ortsnamen aufgeführt; die neue Gemeindezugehörigkeit ist in Klam-
mern beigefügt. Durch die Kreisreform wurde die Zahl der Städte und Gemeinden auf 26 verringert;
darunter sind nut Böblingen, Herrenberg, Holzgerlingen, Leonberg, Renningen, Sindelfingen, Wal-
denbuch und Weil der Stadt acht Städte, wobei Holzgerlingen erst 1993 zur Stadt erhoben wurde.
Das Kreisgebiet liegt eingebettet zwischen den Bergzügen des nördlichen Schwarzwalds im Westen
und dem Waldgebiet des Schönbuch und seines nördlichen Ausläufers, des Glemswaldes, im Osten.
Sem Landschaftsbild wird von den landwirtschaftlich genutzten Flächen der fruchtbaren Keuperebene
des Oberen Gäus (Strohgäu, Korngäu und Heckengäu) bestimmt. Seiner Fruchtbarkeit entsprechend
ist das Kreisgebiet altes Siedlungsland, das hinsichtlich der Bodendenkmale aus Vor- und Früh-
geschichte zu den fundreichsten in Baden-Württemberg zählt. Auf der Markung der späteren Städte
des Kreisgebiets sind Spuren menschlicher Ansiedlung seit der mittleren Steinzeit nachweisbar.
Nach der Eroberung Südwestdeutschlands durch die Römer setzte in Zusammenhang mit der Er-
richtung des Neckarlimes nach 85 n. Chr. eine dichte Besiedlung ein2. Zwar lagen die römischen
Zentren - so Sumelocenna, das heutige Rottenburg (Lkr.Tübingen), und das Municipium Arae
Flaviae, das heutige Rottweil — außerhalb des Kreisgebietes. Doch entstanden weiträumig verteilte,
ländliche Gutshöfe zur Versorgung und Sicherung der Truppen und der Bevölkerung, so z. B. ein
bedeutender Marktflecken (vicus) bei Sindelfingen und ein besonders ausgedehnter Gutshof (villa
rustica) bei Bondorf3.
Die Römerherrschaft wich um 259/260 dem Ansturm der Alamannen, die als erste germanische
Völkerschaft auch das mittlere Neckargebiet in Besitz nahmen4. Dem weiteren Vordringen der

1 Zusammenfassend AmtlKreisbeschreibung III, 60 — 79; Heß, Karl, Der Kreis, seine Städte und Gemeinden. In: Der
Kreis Böblingen 1983, 213 — 219 mit Karte der Verwaltungseinteilungen von 1930, 1942 und 1975. — Für die ältere
Entwicklung sind die württembergischen Oberamtsbeschreibungen des 19. Jahrhunderts nach wie vor heranzu-
ziehen: OABBöblingen 1850 (Neudruck Magstadt 1961), OABHerrenberg 1855 (Neudruck Magstadt o.J.), OAB-
Leonberg 1852 (Neudruck Magstadt 1972), OABLeonberg 1930.
2 Die Römer in Baden-Württemberg. Hg. v. Filtzinger, Ph., Planck, D. u. Cämmerer, B. Stuttgart, Aalen, 3.Aufl.
1986, 23-116, 454f.
3 Diese fast vollständig ausgegrabene umfangreiche Anlage mußte 1975 dem Autobahnbau weichen; vgl. ebd.
250-252.
4 Vgl. dazu die Karte V/l des Historischen Atlas von Baden-Württemberg. Das merowingische Herzogtum Aleman-
nien (Beiwort von M. Schaab und K. F. Werner mit einem Beitrag von O. P. Clavadetscher). Grundlegend zu allen
die Alamannen betreffenden Fragen: Die Alamannen. Hg. vom Archäologischen Landesmuseum Baden-Württem-
berg. Kat. der Ausst. Stuttgart 1997. Stuttgart 1997.

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