stes Johannes Tegen 1482. Die zwei Hauptverfasser waren Kanoniker des Stifts: Heinrich von Mess-
kirch, nachweisbar ca. 1259-1275, und Konrad von Wurmlingen, nachweisbar 1255-1295. Nach
dem Tod Konrads scheinen die Einträge nur noch sporadisch erfolgt zu sein; nur die Anniversarien
sind bis 1476/77 regelmäßig verzeichnet. Hier wurde die letzte und umfassendste Ausgabe von Her-
mann Weisert benutzt, die alle bekanntgewordenen Auszüge und Fragmente kritisch zusammenfaßt
und die auch die Anniversarien in ihrer zeitlichen Abfolge einordnet109. Für die Aufnahme einzelner
Smdelfinger Grabschriften in den Katalog war maßgebend, daß diese auch von Crusius oder Gabel-
kover im Kontext von „echten“ Inschriften zitiert wurden und daß auch ihr Formular dem Gebrauch
ihrer Zeit entspricht. Trotzdem ist nicht mit letzter Gewißheit zu beweisen, daß Crusius und Gabel-
ko ver tatsächlich noch die Grabmäler vor Augen hatten. Für die nachreformatorische Zeit bieten die
chronikalischen Einträge des Pfarrers Georg Reipchius im Smdelfinger Taufbuch für die Zeit von
1553 bis 1598 eine Fülle biographischer Einzelheiten110.
Im Gegensatz zu anderen Reichsstädten hat Weil der Stadt keine chronikalische Geschichtsschrei-
bung hervorgebracht. Auch die kopiale Überlieferung von Inschriften schien nicht mehr faßbar, da
die zweibändige, bisher unveröffentlichte Chronik des 1802 aufgelösten Augustiner-Eremiten-Klo-
sters aus der Barockzeitjahrelang im Kath. Pfarrarchiv unauffindbar war. Herrn Kreisarchivar Hel-
mut Prantl ist es im April 1998 gelungen, den ersten Teilband der Chronik mit über dreißig wert-
vollen Abschriften von verlorenen Inschriften des Klosters wieder ausfindig zu machen111. Diesem
sog. „Protocollum conventus“ ist es zu verdanken, daß Weil der Stadt als Schwerpunkt an die Spitze
der Inschnften-Fundorte im Kreisgebiet gerückt ist, und daß das fast spurlos untergegangene Augu-
stiner-Eremiten-Kloster nun eindrucksvoll durch Inschriften belegt werden kann.
5. Die Inschriftenträger im kunsthistorischen Kontext
Der Inschriftenbestand des Landkreises Böblingen entspricht in seiner Zusammensetzung etwa den
Verhältnissen in den benachbarten Landkreisen Ludwigsburg (DI 25), Calw (DI 30) und Rems-
Murr-Kreis (DI 37), für die bereits Inschnften-Editionen vorhanden sind. Von den 422 Kata-
lognummern des vorliegenden Bandes DI 47 sind 281 Inschriften noch erhalten; dies entspricht
66,6 %. Die Inschriften verteilen sich in unregelmäßiger Weise auf die Jahrhunderte. Erwartungs-
gemäß markiert die Reformation einen tiefen Einschnitt zwischen den mittelalterlichen Inschriften
aus katholischer Zeit und den nachreformatorischen Inschriften des 16.Jahrhunderts. Für die hier
versuchte Analyse erschien es angezeigt, die mittelalterlichen und die nachreformatorischen In-
schriften getrennt zu betrachten und eine Trennlinie etwa bei dem Jahr 1530 zu setzen. Aus der Zeit
zwischen der ältesten Inschrift (um 1180; nr. 1) des Beobachtungsgebietes bis ca. 1530 sind 175 In-
schriften nachweisbar gegenüber 247 Inschriften zwischen 1530 und 1650. Angesichts des langen
Zeitraums vor 1530 mag der Anteil von 41,5 % als ein relativ geringes Aufkommen erscheinen. Ver-
gleicht man nun den mittelalterlichen Anteil vor 1530 mit den entsprechenden Anteilen in den
bereits bearbeiteten Landkreisen, kommt man zu folgenden Ergebnissen: bei DI 25 sind dies 37 %,
bei DI 30 sind dies 55,6 % und bei DI 37 sind dies 44 %. Damit ähnelt der Landkreis Böblingen
hinsichtlich der Zusammensetzung seines Inschriftenbestandes am meisten dem Rems-Murr-
Kreis und kann auch hinsichtlich seines mittelalterlichen Bestandes noch ein relativ gutes Ergebnis
aufbieten.
11,9 Verwendet wurde die letzte Bearbeitung: Annales Sindelfingenses 1083 — 1482. Bearb. v. Weisert, H. Sindelfingen
1981 (ungedr. Manuskript im Stadtarchiv Sindelfingen). Als Ergänzung dazu: Rüttel, A., Smdelfinger Chronik 1560,
bearb. v. Weisert, H. Sindelfingen 1963. — Der Vollständigkeit halber werden die zwei wichtigsten Druckausgaben
vor Weisert genannt, da dessen Ausgabe leider bis heute nur in einem vervielfältigten Manuskript vorliegt: Haug,
C. E, Chronici Sindelfingensis quae supersunt e manuscriptis Crusianis et Gabelkoverianis collecta atque digesta . .
Tübingen 1836; Giefel, J. A., Annales Sindelfingenses. In: Württ. Geschichtsquellen Teil IV, Stuttgart 1891, 45 — 52.
Anhang zu: Württ. Vierteljahrshefte für Landesgeschichte 13 (1890).
Smdelfinger Chronik des Pfarrers Georg Reipchius 1553 bis 1598. Bearb. u. ergänzt v. Rentschler, A. Sindelfingen
1958 (zitiert: Reipchius/Rentschler 1958).
Weil der Stadt, kath. Pfarrarchiv, ohne Signatur, Protocollum conventus Wylensis, Teil 1 (1663 — 1734), 2 (1737—
1784), geführt von den jeweiligen Prioren des Augustiner-Eremiten-Klosters. Der erste Band wird als Depositum im
Stadtarchiv Sindelfingen verwahrt. — Herrn Prantl sei herzlich für seine Hilfe und Vermittlung gedankt.
kirch, nachweisbar ca. 1259-1275, und Konrad von Wurmlingen, nachweisbar 1255-1295. Nach
dem Tod Konrads scheinen die Einträge nur noch sporadisch erfolgt zu sein; nur die Anniversarien
sind bis 1476/77 regelmäßig verzeichnet. Hier wurde die letzte und umfassendste Ausgabe von Her-
mann Weisert benutzt, die alle bekanntgewordenen Auszüge und Fragmente kritisch zusammenfaßt
und die auch die Anniversarien in ihrer zeitlichen Abfolge einordnet109. Für die Aufnahme einzelner
Smdelfinger Grabschriften in den Katalog war maßgebend, daß diese auch von Crusius oder Gabel-
kover im Kontext von „echten“ Inschriften zitiert wurden und daß auch ihr Formular dem Gebrauch
ihrer Zeit entspricht. Trotzdem ist nicht mit letzter Gewißheit zu beweisen, daß Crusius und Gabel-
ko ver tatsächlich noch die Grabmäler vor Augen hatten. Für die nachreformatorische Zeit bieten die
chronikalischen Einträge des Pfarrers Georg Reipchius im Smdelfinger Taufbuch für die Zeit von
1553 bis 1598 eine Fülle biographischer Einzelheiten110.
Im Gegensatz zu anderen Reichsstädten hat Weil der Stadt keine chronikalische Geschichtsschrei-
bung hervorgebracht. Auch die kopiale Überlieferung von Inschriften schien nicht mehr faßbar, da
die zweibändige, bisher unveröffentlichte Chronik des 1802 aufgelösten Augustiner-Eremiten-Klo-
sters aus der Barockzeitjahrelang im Kath. Pfarrarchiv unauffindbar war. Herrn Kreisarchivar Hel-
mut Prantl ist es im April 1998 gelungen, den ersten Teilband der Chronik mit über dreißig wert-
vollen Abschriften von verlorenen Inschriften des Klosters wieder ausfindig zu machen111. Diesem
sog. „Protocollum conventus“ ist es zu verdanken, daß Weil der Stadt als Schwerpunkt an die Spitze
der Inschnften-Fundorte im Kreisgebiet gerückt ist, und daß das fast spurlos untergegangene Augu-
stiner-Eremiten-Kloster nun eindrucksvoll durch Inschriften belegt werden kann.
5. Die Inschriftenträger im kunsthistorischen Kontext
Der Inschriftenbestand des Landkreises Böblingen entspricht in seiner Zusammensetzung etwa den
Verhältnissen in den benachbarten Landkreisen Ludwigsburg (DI 25), Calw (DI 30) und Rems-
Murr-Kreis (DI 37), für die bereits Inschnften-Editionen vorhanden sind. Von den 422 Kata-
lognummern des vorliegenden Bandes DI 47 sind 281 Inschriften noch erhalten; dies entspricht
66,6 %. Die Inschriften verteilen sich in unregelmäßiger Weise auf die Jahrhunderte. Erwartungs-
gemäß markiert die Reformation einen tiefen Einschnitt zwischen den mittelalterlichen Inschriften
aus katholischer Zeit und den nachreformatorischen Inschriften des 16.Jahrhunderts. Für die hier
versuchte Analyse erschien es angezeigt, die mittelalterlichen und die nachreformatorischen In-
schriften getrennt zu betrachten und eine Trennlinie etwa bei dem Jahr 1530 zu setzen. Aus der Zeit
zwischen der ältesten Inschrift (um 1180; nr. 1) des Beobachtungsgebietes bis ca. 1530 sind 175 In-
schriften nachweisbar gegenüber 247 Inschriften zwischen 1530 und 1650. Angesichts des langen
Zeitraums vor 1530 mag der Anteil von 41,5 % als ein relativ geringes Aufkommen erscheinen. Ver-
gleicht man nun den mittelalterlichen Anteil vor 1530 mit den entsprechenden Anteilen in den
bereits bearbeiteten Landkreisen, kommt man zu folgenden Ergebnissen: bei DI 25 sind dies 37 %,
bei DI 30 sind dies 55,6 % und bei DI 37 sind dies 44 %. Damit ähnelt der Landkreis Böblingen
hinsichtlich der Zusammensetzung seines Inschriftenbestandes am meisten dem Rems-Murr-
Kreis und kann auch hinsichtlich seines mittelalterlichen Bestandes noch ein relativ gutes Ergebnis
aufbieten.
11,9 Verwendet wurde die letzte Bearbeitung: Annales Sindelfingenses 1083 — 1482. Bearb. v. Weisert, H. Sindelfingen
1981 (ungedr. Manuskript im Stadtarchiv Sindelfingen). Als Ergänzung dazu: Rüttel, A., Smdelfinger Chronik 1560,
bearb. v. Weisert, H. Sindelfingen 1963. — Der Vollständigkeit halber werden die zwei wichtigsten Druckausgaben
vor Weisert genannt, da dessen Ausgabe leider bis heute nur in einem vervielfältigten Manuskript vorliegt: Haug,
C. E, Chronici Sindelfingensis quae supersunt e manuscriptis Crusianis et Gabelkoverianis collecta atque digesta . .
Tübingen 1836; Giefel, J. A., Annales Sindelfingenses. In: Württ. Geschichtsquellen Teil IV, Stuttgart 1891, 45 — 52.
Anhang zu: Württ. Vierteljahrshefte für Landesgeschichte 13 (1890).
Smdelfinger Chronik des Pfarrers Georg Reipchius 1553 bis 1598. Bearb. u. ergänzt v. Rentschler, A. Sindelfingen
1958 (zitiert: Reipchius/Rentschler 1958).
Weil der Stadt, kath. Pfarrarchiv, ohne Signatur, Protocollum conventus Wylensis, Teil 1 (1663 — 1734), 2 (1737—
1784), geführt von den jeweiligen Prioren des Augustiner-Eremiten-Klosters. Der erste Band wird als Depositum im
Stadtarchiv Sindelfingen verwahrt. — Herrn Prantl sei herzlich für seine Hilfe und Vermittlung gedankt.