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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0065
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dann die Taufe Christi durch Johannes den Täufer, links begleitet von zwei Engeln, schließlich eine
nicht mehr erkennbare Szene in einem Innenraum, vielleicht die Geburt des Johannes oder die
Namengebung durch Zacharias. Der Zyklus muß folglich von rechts nach links gelesen werden. Er
ist dem Kirchenpatron gewidmet; die Kreuzigung Jesu bildet den thematischen Mittelpunkt und hat
durchaus ihren Platz innerhalb der Johannes-Ikonographie, da der Täufer prophetisch auf Christi
Erlösungstat hingewiesen hat4.
Die breit proportionierten und weit auseinanderstehenden Buchstaben der Beischrift sind bei der Re-
staurierung aufgefrischt worden und nicht zu einer näheren Bestimmung der zeitlichen Ansetzung
heranzuziehen. Diese ergibt sich aus der Geschichte der Kirche, deren Bau bald nach der Erhebung zur
Stadt 1248 begonnen wurde. Zunächst als „capella“ Filialkirche der Pfarrkirche des abgegangenen
Weilers Dilgshausen, wurde die Leonberger Kirche wohl noch im ausgehenden 13. Jahrhundert zur
Pfarrkirche erhoben5. Der Bau des Chores mit Chorseitenturm schloß sich an, so daß 1312 bereits
mindestens eine Glocke6 angeschafft werden konnte7. Die Ausschmückung des Chores ist im Anschluß
daran zu vermuten. Der feinstrichige Faltenstil der Figuren gleicht dem Stil der Wandmalerei in
Gruibingen (Lkr. Göppingen), die spätestens im 2. Viertel des 14. Jahrhunderts anzusetzen ist8.
Etwa 50 cm über dem Wandgemälde der Enthauptung des Johannes ist em Rundschild von ca. 60 cm
Durchmesser aufgedeckt worden, offenbar ein gemalter Totenschild. Im Rund das Wappen Vol von
Wildenau9 - Hirschkopf, frontal - auf rotem Grund. Die in Spuren noch sichtbare Umschrift in
Gotischer Majuskel auf dem Rand ist nicht erhalten. Der Stil der Heraldik ist durchaus in der 1. Hälfte
des 14. Jahrhunderts denkbar10. Vermutlich bezieht sich das gemalte Wappen auf eine Stiftung an die
Kirche, vielleicht auf die Wandgemälde darunter11.
1 Nach Mk 6,27.
2 Nach Mk 6,28.
3 Vgl. die Beschreibung in LCI 7 (1974) 1784 f.
4 Auf den Kirchenpatron weist auch das Tympanon des Westportals mit der Johannes-Schüssel mit dem Haupt des
Täufers hin.
5 Zusammenfassung der Baugeschichte KdmNeckarkreis 1889, 277 ff.; Leonberg 1992, 61 ff. - Für eine Datierung des
Chorneubaus und der Wandgemälde noch Ende des 13. Jahrhunderts vgl. Walz, E., Studie zur frühen Baugeschichte
der evangelischen Stadtkirche Johannes der Täufer. In: Ein seliges end 1998, 157—180; bes. 173.
6 Vgl. nr. 17.
7 Die Datierung des Chores auf 1332 beruht offensichtlich auf einem Irrtum ; vgl. Dehio, Baden-Württemberg I 459.
8 Vgl. Hummel, H., Wandmalereien im Kreis Göppingen. Weißenhorn 1978, 110, Abb. 8 —11; DI 41 (Göppingen)
nr. 16, Abb. 16, 17.
9 Alberti 476; dort Hirschkopf in blauem Feld.
10 Ein verhältnismäßig früher, ähnlich gestalteter Totenschild in Dürnau (Lkr. Göppingen); vgl. DI 41 (Göppingen)
nr. 12.
11 Em gemalter Totenschild aus derselben Zeit ist in Talheim Lkr. Heilbronn mit Beischrift und Wappen Talheim
erhalten.
Leonberg 1992, 62 mit Abb. S. 63.

20 J Böblingen, ev. Stadtkirche (St. Dionysius) 1336

Grabplatte des Heinrich Pfalzgrafen von Tübingen, ursprünglich im Chor im Boden1, seit dem
18.Jahrhundert an der Nordwand in der Nähe der Kanzeltreppe erwähnt2, bei der Restaurierung
1891/92 an die Westwand des Langhauses versetzt3; bei Zerstörung der Kirche durch den Bomben-
krieg 1943 vernichtet. Hochrechteckige Platte, im Feld schrägrechts geneigter Wappenschild, Helm
und Helmzier frontal in hohem Relief, die Inschrift auf dem schräg abgefasten Rand nach außen
gewendet und an drei Seiten umlaufend (Beginn rechts oben).
Beschreibung nach einer Strichzeichnung der WLB Stuttgart, ergänzt nach Crusius und einem Stich
von Dorst.
Gotische Majuskel Abb. 5 a,
+ ANNO • D(OMI)NI • M • CCC • XXX/UI ■ OBIIT • HAINRIC(VS) •
GOMES PALATINVS DE • TVWINGE(N)a / IN • DIE NATIV[ITATIS
DOMINI N(OST)RI] +b
Im Jahr des Herrn 1336 starb Heinrich Pfalzgraf von Tübingen am Tage der Geburt unseres Herrn.
Datum: 25. Dezember
Wappen: Pfalzgrafen von Tübingen

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