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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0068
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23 Weil der Stadt, kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul 2. V. 14. Jh.

Kelch mit Emaildekoration, reich verziert mit bildlichen Darstellungen der Heilsgeschichte und einer
einzigen Beischrift bei der Gestalt Jesu. Silber, vergoldet, Silber/Email in blau und grün, Niello. Run-
der Fuß mit durchbrochener Zarge (Gittermuster mit Vierpässen), verziert mit acht Email-Medaillons:
Christus am Kreuz mit Maria und Johannes, Kreuztragung, Muttergottes, Auferstehung, thronende
Evangelisten oder Propheten. Achteckiger Schaft, am Nodus acht Vierpaß-Emails mit Halbfiguren der
Muttergottes, der hll. Magdalena, Petrus und Paulus und weiterer - nicht durch Attribute gekenn-
zeichneter - Heiliger. Auf dem Kreuztragungsmedaillon auf dem Fuß die Inschrift; Christus schreitet
nach rechts mit geschultertem Kreuz, in Hüfthöhe Nomen Sacrum. Keine Marken.
H. 22,8, Dm. (Kuppa) 12,2, Dm. (Fuß) 15,2, Bu. 0,4 cm. — Gotische Majuskel, erhaben
IE(SV)Sa
Der Kelch ist laut Schatzverzeichnis alter Besitz der Kirche1. Die hier verwendete Emailtechnik bietet
Anhaltspunkte für eine Datierung2. Die qualitätvollen Medaillons und Vierpässe können theoretisch
zum Werkstattvorat eines Goldschmieds gehört haben. Ihr Herkunftsort muß nicht mit dem Sitz der
Werkstatt identisch sein. Offenbar beherrschten nur wenige Goldschmiede in den großen Zentren die
Technik des transluziden Emails; auch war diese Technik nur auf eine relativ kurze Zeitspanne inner-
halb des 14. Jahrhunderts beschränkt3. Die Figuren treten in vergoldetem Silber mit gravierten Binnen-
zeichnungen in Niello hervor; der umgebende Bildgrund ist farbig emailliert.
Dies gilt auch für die Buchstaben, die sich hell vom farbigen Grund abheben, also erhaben gearbei-
tet sind. Die senkrechten Hasten der Inschrift tragen jeweils einen feinen Begleitstrich. H erscheint
in Kapital-Form, und das C ist nicht geschlossen, was für eine noch frühere Ansetzung sprechen
könnte. Man wird angesichts dieser kunstvollen Technik eher an Straßburg oder an Speyer als an eine
württembergische Stadt als Herkunftsort zu denken haben.
a Befund: Nomen sacrum IHC; der Balken des H durch die Gestalt Christi verdeckt.
1 Vgl. das Kirchenschatzverzeichnis, angelegt 1533 unter Vorsitz des Stadtschreibers Martin Zwyffel, ferner ein jünge-
res Inventar von 1733; dazu Glöckle, Pfarrkirche Weil der Stadt 1959, 430; Kiaiber 1929, 104.
2 Für die zeitliche Ansetzung und künstlerische Einordnung aller in diesem Band publizierter Goldschmiedearbeiten
verdanke ich Prof. Dr. Johann Michael Fritz, Münster, entscheidende Erkenntnisse.
3 Zu diesen Spezialfragen vgl. Fritz, J. M., Goldschmiedekunst und Email des 14. Jahrhunderts in Mitteleuropa (FS für
Marie-Madeleine Gauthier). In: Bollettmo d’Arte 1995, Supplemento al nr. 95 (Separatdruck ohne Seitenzählung).
Pazaurek, Alte Goldschmiedearbeiten 1912, Taf. IX. — Kiaiber, Pfarrkirche Weilderstadt 1929, 103 — 105. — OABLeon-
berg 1930, 1028.

24 Stuttgart, Württ. Landesmuseum l.H. 14.Jh., 1572

Kelch mit Emaildekoration in Tropfenform (Inv. Nr. 1908-12668). Herkunft aus der Pfarrkirche St.
Stephan zu Kuppingen (Stadt Herrenberg). Silber, vergoldet; blaues und grünes transluzides Email.
Auf dem Fuß ursprünglich vier Email-Medaillons in Tropfenform, dann die Evangelisten-Symbole
in Niello vor farbigem Email-Grund. Nur noch die Evangelistensymbole des Lukas und Markus sind
erhalten. Umschrift A und B oberhalb und unterhalb des Nodus emgraviert. Auf der Unterseite des
Fußes eingeritzt die Inschrift C. Das Email an mehreren Stellen ausgebrochen und beschädigt.
H. 16,6, Dm. 10,7, Bu. 0,7 (A, B), 0,5 (C) cm. — Gotische Majuskel, erhaben (A, B), Kapitalis ab-
wechselnd mit Kursive (C)
A 4- AVE MARIA
B + GRACIAPEM3
C MELCHIOR SAVTTER pfarrer ANNO ■ 7 • 2 •

Das Museum hat den Kelch von der ev. Kirchengemeinde St. Stephan in Kuppingen (Stadt Herren-
berg) im Jahr 1908 für 300 Mark erworben. Kuppingen ist 961 erstmals erwähnt, die Pfarrkirche
St. Stephan 1275 genannt, der Chor ein Bau des 13. Jahrhunderts1. Die Frage, ob der Kelch zum alten
Besitz der Kirche gehörte, kann nicht mit Sicherheit beantwortet werden. In Inschrift C wird der Pfar-
rer Melchior Sauter genannt; er war Pfarrer in Kuppingen 1572 bis zu seinem Tod 16132. Inschrift C

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