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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0073
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Fragment mit Eckausschnitt als Teil der linken Langseite einer Grabplatte mit ungewöhnlich reichem
Randprofil (schräge Abfasung und Viertelstab). Die einzeilige Inschrift wird von einer Ritzlinie be-
gleitet und ist wohl ursprünglich als Umschrift zu denken; sie ist am Anfang und am Ende beschnit-
ten. Herkunft unbekannt.
H. 165, B. 58, Bu. 7, 5 cm. - Gotische Majuskel Abb. 9
. . . A]NNO • D(OMI)NI ■ M • C • C • C • LX[ . . .
Ursprünglich Grabplatte mit Umschrift, die links unten mit einer Jahresangabe begann, also mit der
Angabe des Todesjahrs. Vor dem Wort ANNO könnte ein Kreuzzeichen zu ergänzen sein, das zu-
sammen mit der Fußleiste des Denkmals verlorenging. Die Jahreszahl ist vermutlich unvollständig
und kann theoretisch zu jeder Jahreszahl zwischen 1360 und 1399 ergänzt werden. Die gut erhalte-
nen, breit angelegten Buchstaben stehen weit auseinander; sie zeigen kräftige Bogenschwellungen
beim runden N und geschlossenen C. Das zum geschlossenen Oval mit Mittelhaste reduzierte M und
das L mit ungewöhnlich kräftigem Sporn passen eher zur Jahrhundertmitte. Für eine Ansetzung bald
nach 1360 spricht auch die Anbringung des Todesjahrs auf der Langseite statt in der Kopfzeile, denn
um diese Zeit sind noch zahlreiche Abweichungen von der Standardform der Grabplatte festzustel-
len. Das Wappen der Ehmgen2 auf der Rückseite könnte auf eine Herkunft des Fragments aus der
Region Tübingen-Horb am oberen Neckar hindeuten.
1 Im Jahr 1987 in der Bildhauer-Werkstatt Stäudle, Renningen.
2 Stammort Kilchberg (Stadt Tübingen).

33 f Sindelfingen, ev. Stadtkirche (Stiftskirche St. Martin) 1362

Grabmal für Ulrich von Rechberg genannt Smdelfmger und seine Gemahlin Agnes, geborene Pfalz-
gräfin von Tübingen. Im Jahr 1752 durch Sattler noch als vorhanden bezeichnet und beschrieben als
„Grabstein mit den zwei Löwen und dem Tübmgischen Wappen“* 1. Zur Schrift keine Angaben.
Inschrift nach Crusius.
Sepultus d(ominus) Vlricus de Rechberg eques dictus de Syndelfmga cum
comitissa tvbingensi Agnete uxore sua
(Hier ist) begraben Herr Ulrich von Rechberg, Ritter, genannt von Sindelfingen, mit seiner Gemahlin Agnes, Gräfin
von Tübingen.
Wappen: Rechberg, Pfalzgrafen von Tübingen
Die Pfalzgräfin Agnes (gest. 1344 Feb. 27), Tochter Gottfrieds (I.) von Tübingen-Böblingen (gest. 1316)
und der Elisabeth Gräfin von Fürstenberg, wurde Alleinerbin der Pfalzgrafen-Lmie zu Böblingen2.
Ihre Brüder Hugo und Egon gehörten demjohanniterorden bzw. dem Deutschen Orden an und schie-
den deshalb in der Erbfolge aus. Der dritte Bruder Heinrich starb schon 1336 und hegt zu Böblingen
begraben3. Deshalb wurde Ulrich von Rechberg (gest. 1361/62), der seit 1326 mit Agnes verheiratet
war, nach Heinrichs Tod 1336 Stadtherr von Sindelfingen. Uber die Söhne Ulrich d.J. undjohann von
Rechberg, die schon zu Lebzeiten des Vaters das Besitztum aufgeteilt hatten, gelangte Sindelfingen
zusammen mit dem benachbarten Böblingen durch Verkauf an Württemberg (1351, dann endgültig
1369)4.
Die Wiedergabe der Inschrift bei Crusius ist nicht vollständig. Vermutlich begann das Formular
mit hic sepultus. Das Sterbejahr und der Sterbetag fehlen und sind nur aus urkundlichen Quellen zu
erschließen. Offenbar hatte man den Eheleuten ein gemeinsames Grabmal mit Wappenschmuck
gesetzt. Da Name und Titulatur Ulrichs voranstehen, sei das Denkmal unter seinem Namen ein-
gereiht.
1 Sattler, Historische Beschreibung 1752, Neudruck 1948, 163; ders., Topographische Geschichte des Herzogthums
1784, 326.
2 Europäische Stammtafeln NF 5 nr. 87; NF 12 nr. 48.
3 Vgl. nr. 20.
4 Über diese Vorgänge vgl. ebd.; Schmid, Pfalzgrafen v. Tübingen 1853, 359ff.; OABBöblingen 1850, 224; Schaefer,
Albrecht, Böblingen bis zur Reformation 109ff.; Weisert, Geschichte der Stadt Sindelfingen 1963, 3; ders., Sindel-
fingen im Wandel der Zeit 1972, 36 f.
Crusius, Annales Suevici, liber 8, pars 2, p. 264. - Sattler, Historische Beschreibung des Herzogthums Würtemberg
1752, Neudruck 1948, 163.

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